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Schon vom sanskritischen standpunkte aus wird man über die natur der vorgeführten bildungen in zweifel bleiben. Von den beigebrachten 14 wörtern haben 8 neben sich neutra oder fem. auf as und wer kann dafür stehn, dass uns wörter wie ṛinjas, mandas, vṛid has nicht noch bekannt werden. Dazu kommt, dafs ûrdhva sân á eine offenbare denominativbildung ist. âna ist freilich gewöhnlich nur participialaffix, doch haben es die Veden einzeln auch sekundär (vgl. Benfey sanskritgr. p. 98). Andererseits liegt nichts näher als in asâna das part. med. von as (esse), also in unsern bildungen aoristbildungen zu erkennen. Das wird wol die richtige erklärung sein, da in den meisten bildungen die verbale natur noch zu stark hervorleuchtet. Das zusammentreffen mit formen auf as wird zufällig sein, da von jedem verb ebensowohl eine solche, als ein particip gebildet werden kann. In dieser ansicht bestärkt mich das griech. nereŋvós, die einzige form, welche man mit bestimmtheit hieher ziehen darf und die einem skr. patas ân á entsprechen würde. Mit minderer sicherheit ziehe ich hieher das homerische αμενηνός, das für ἀμενεηνός, αμενε(σ)ηvós steht, welche letztere form vielleicht nur deshalb nicht erhalten ist, weil die anfangenden drei kürzen im verse nicht zu verwenden waren. Von μévos darf dieses wort auf keinen fall abgetrennt werden, doch ist wenig unterschied zwischen: nicht denkend, nicht lebend und: nicht leben habend. Hingegen wollen formen wie βλεμεαίνω, μενεαίνω, θαμβαίνω, κερδαίνω im zusammenhang mit den übrigen bildungen auf aívo behandelt sein und sind denominativ. A.

casnar, cascus, Casinum, canus, höss.

Varro ed. Müller VII, 28:

«In carmine Priami quod est:

Veteres Casmenas cascam rem volo profari
Et Priamum;

cascum significat vetus; ejus origo Sabina quae usque radices in Oscam linguam egit. Cascum vetus esse significat Ennius, quod ait: Quam prisci casci populi tenuere Latini.

zu halten, der das wort mit dem affixe as ableitet

Herr Benfey

führt in seiner sanskritgrammatik p. 150 ja'yasåna als Rv. mand. II, 9, 5 vorkommend an, dort steht aber ja'yamâna geboren.

Eo magis Manilius, quod ait:

Cascum duxisse cascam non mirabile est,

Quoniam Caron eas conficiebat nuptias. etc.

Item ostendit, quod oppidum vocatur Casinum; hoc enim ab Sabinis orti Samnites tenuerunt, et nunc nostri etiam nunc Casinum forum vetus appellant. Item significant in Atellanis aliquot Pappum senem, quod Osci casnar appellant."

Dafs etymologisch die drei von Varro zusammengestellten wörter zusammenhängen ist offenbar, nur die art der ableitung und die aufdeckung der wurz. bedarf einiger worte. Das affix co, welches in cas-cus auftritt, ist sonst primär sehr selten. Damit gebildet sind im lat. einige noch immer zweifel lassende wörter: siccus, vgl. zend. hush-ka gegen skr. çush-ká), buc-ca (skr. bhuj edere), paucus (vgl. nav-pos, aber goth. fav-a), gr. dý×η, d☎-xos, yhav-xós, skr. át-ka, çush ká, çlo-ká. In betreff der bildung von cas-n-ar kann ich mit Pott etym. f. II, 109, der darin eine zusammensetzung von casco + skr. nri (= alter mann) erkennen will, nicht übereinstimmen. Mir ist casnar eine ableitung von casnus d. i. canus mit dem affix âri, âli, vgl. Caesar, laquear. Freilich wissen wir vom osk. nicht, dafs es hinter r wie nach 1 den ableitungsvocal sammt der casusendung im nom. abwarf (die von Mommsen beigebrachten beispiele censtur, kvaístur, embratur sind natürlich keine), das liegt aber daran, dafs uns überhaupt keine themen auf ro, ri vorliegen. In betreff des umbr. vgl. umbr. spr. I, 67. Beachtenswerth ist der eigenname Casnasius (vgl. Mommsen unterital. dial. p. 268), eine Casnasia steht Orelli 2429. Ueber Casinum vgl. Mommsen a. a. o. p. 349. ca-nus erkläre ich wie Curtius in dieser zeitschr. I, 33 aus cas-nus, die entstehung dieser form aus cad-nus kann ich aber nicht zugeben, da der übergang von d vor n zu s nicht erwiesen ist. Ich führe alle vier lat. wörter auf die w. kas zurück, die in der bedeutung «glänzen» bekannt frühzeitig die modificirte von «weifs oder grau sein» erhalten haben mufs, so dafs «alt» erst aus der bedeutung ‹weiss, grau» nach meiner meinung sich entwickelt hat. Eine bestätigung dieser ansicht finde ich in einem deutschen worte. Das altn. höss, ein seltnes wort, mit dem wahrsch. auch der eigenname Hösvir Edda 63a zusammenhängt, hat zum thema has-va (das schliefsende a ist für das altn. richtig, goth. könnte das wort ebensowohl hasv-s als hasvu-s gelautet haben) und bedeutet «grau.” úlfr inn hösvi heifst im Eiriksmál der Fenriswolf. Das genau entspre

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chende ags. has o, d. i. has v, gen. hasves vereinigt die bedeutungen: schön (d. i. glänzend) und dunkel (grau?). Im cod. exon. erscheint das wort mehrfach: 206, 4 heifst der phönix se hasva fugel (Thorpe « the variegated fowl»), 208, 10 derselbe hasvigfeðra («variegated of feathers", hasvig ist eine weitere ableitung), 381, 6 rêcas stigað hasve ofer hrôfum (the smoke mounts dusky o'er the roofs"), 392, 23 hrägel is mîn hasofâg («my garment is party-colour'd"), 394, 26 hasve blêde («variegated leaves," flores?), 406, 21 pone hasvan earn («<the dusky eagle"). Andere stellen bei Ettmüller ags. wörterb. p. 459. Ich bemerke nur noch, dafs das ahd. adject. hasan Graff IV, 1047 einmal auch mit «venustus" glossirt wird. Auch unser hase wird besser als «der graue" gefafst, denn mit skr. çaça zusammengestellt, das seiner form nach nur «den springer» bezeichnen zu können scheint.

A.

Vermischtes.

༤.

vitare, invitus.

Fleckeisen bespricht in seinen »beiträgen zur lateinischen. grammatik im rhein. mus. jabrg. VIII. s. 221 ff. eine reihe lateinischer wörter, in welchen sämmtlich eine zusammenziehung mit ausstofsung eines consonanten statt gefunden hat. Wie es dort sehr wahrscheinlich gemacht wird, dafs con- vî-tiu-m aus convic-i-tit -m, in-vi-ta-re aus in-vic-i-ta re (skr. vac, gr. fen*) entstanden ist, so möchte noch in zwei andern fällen langes i aus ici zusammengezogen sein.

Deutlich liegt das in vitare zu tage, das wir unbedenklich als frequentativ der w. vic, also vic-i-tare ansetzen dürfen. Die w. vic aber ist natürlich dieselbe, welche dem gr. εἴκω zum grunde liegt; denn das digamma von exo ist durch das von Hesychius angeführte rížaι z∞oñoαι (Ahr. dial. äol. p, 171) und durch deutliche spuren beim Homer (Hoffmann quaest. Hom. § 116)

*) Bei gelegenheit des skr. vac mag hier bemerkt werden, dafs die von hrn. Ebel s. 46 dieses jahrgangs der zeitschr. f. sprachf. aufgestellte erklärung von σεῖπον = FEFεnova-voc-am schon von Sonne in seinen epilogomena zu Benfey's wurzellexikon (Wismar 1847) s. 39 und von mir in der berl. zeitschr. f. gymnasialwesen 1848. s. 218 anerkannt ist.

sicher gestellt. Auch von seiten der bedeutung lässt sich gewifs kein einwand erheben, denn meiden, vermeiden ist ja in der that ein wiederholtes und ängstliches ausweichen. Wir dürfen nun ferner mit dieser w. vic auch altn. vîkja, ahd. wîchu (Grimm d. gr. II, 161) und mit Bopp (gloss.) skr. vic (separare) verbinden, obwohl die bedeutung des letzteren etwas abweicht, während das verhältnifs des lat. vici-s mit seinen nahen verwandten ahd. wêh-sal und goth. vikô (series) zu dieser wurzel noch manchen zweifeln unterliegt. Uebrigens sagt schon Döderlein (la syn. und etym. bd. VI. s. 407) in seiner weise «vitare frequentativ von aus weichen", macht aber die vergleichung dadurch wieder zweifelhaft, dafs er eine andere vermuthung, welche er ebenfalls für zulässig hält (videre), hinzufügt.

in-vitu-s ist man auf den ersten blick geneigt aus w. vel (volo, velle) abzuleiten, also als in-vil-tu-s zu deuten, was Döderlein a. a. o. s. 178 nebst anderen vermuthungen vorbringt. Für die entstehung des î aus il liegt die analogie von vî-s aus vil-s nahe. Allein formen wie cultus, adultus, sepultus, pulsus (vgl. Alb. Dietrich Commentat. gramm. duae p. 47) würden von w. vel vielmehr in-vul-tus oder des v wegen in-vol-tu-s erwarten lassen. Es dürfte daher sich mehr empfehlen in-vî-tu-s auf invic-i-tu-s zurückzuführen das heifst, das wort von jener wurzel abzuleiten, die im gleichbedeutenden d-ex-ov d. i. ά-ɛx-ov, άéxη-7 d. i. d-ex-nt und im skr. vaç, wollen, steckt. Die ἀέκη τι entstehung des i wäre dann der in in-vi-tare ganz gleich, wo ebenfalls ein aus à geschwächtes ĭ in folge der zusammenziehung zu î ward.

2.

Jod zwischen vocalen im griechischen.

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skr. dhâ, 7-v aber

Herr Benfey zieht in den göttinger gel. anz. 1851 s. 1407 fl., die von mir im ersten bande dieser zeitschrift s. 25 ff. aufgestellte deutung des sogen. ersten passivaorists in erwägung. Der vorschlag, - in 98-7-v in der art zu zerlegen, dafs ɛ die bekannte w. skr. yâ-m sei, scheint ihm deshalb nicht annehmbar, weil «yn-v skr, yâ-m die organische form» sei, das y falle zwar «im griechischen mit leichtigkeit hinter consonanten spurlos aus, allein zwischen zwei vocalen würde es sich nach der allgemeinen analogie in umgewandelt haben.» Eine anzahl unzweifelhafter fälle beweist aber das ge

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gentheil, nämlich dafs ursprüngliches y gerade zwischen vocalen im griech. sehr oft ausfiel. Die verba auf a∞, ∞, ow wird doch auch hr. B. wohl mit den sanskritischen auf ayâmi, die stoffadjectiva auf 80-5 (hom. bisweilen ɛo-s) mit den sanskritischen auf eya-s, die genitive auf ov durch oo und hom. oo mit den sanskritischen auf asya vergleichen. Das suffix uɛo-s führt er selbst (wurzell. II, 32) auf skr. maya-s zurück, wird also auch mit Aufr. (s. 79 dieses jahrganges) dasselbe in avdgóμɛos anerkennen. Die form dɛí kann auch h. B. nicht umhin durch aiɛí dem skr. âyus näher zu bringen (ebenda I, 8.); freilich erklärt hr. B. die ionische form aiɛí für «die gewöhnliche", woraus

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etwa die

ungewöhnliche? άɛí entstanden sei und nimmt für diesen übergang eine besondere veranlassung an. «Aus der dor. form diés entsteht dés, aus der gewöhnlichen deí durch ausstofsung des ; in beiden fällen um den zu ähnlich klingenden ton der beiden silben aufzuheben." Es gehört nun aber ein ganz besonderes ohr dazu, um den diphthong au zugleich einem & und dem diphthong ε zu «ähnlich klingend» zu finden. Die Griechen scheuten sich nicht im mindsten, die diphthonge a und at, welche nur moderner missbrauch gleich spricht, neben einander zu stellen. Nicht blofs ist als die ionische und überhaupt poetische form und warum sollten wir denn gerade den dichtern weniger sinn für wohllaut zusprechen? sondern formen wie xaiei, xλaiei, vaie, καίει, κλαίει, ναίει, naλaiɛı, nraíɛı finden keinen anstofs, so wenig wie der bakchische ruf εὐοῖ, ja nicht einmal οἷοι, τοῖοι, ποῖοι, παντοῖοι, Σκαιαί, νεραιαί, νεικείειν. Wenn die Attiker an die stelle von αἰεί, καίω, κλαίω άɛí, xáo, xλáw setzen, so geschah das nicht aus euphonischen gründen, sondern aus eben jener weit verbreiteten neigung zwischen vocalen zu unterdrücken, wonach schon beim Homer neben κείαται κέαται und neben πλεῖον πλέον sich einstellt, um hier auf entlegnere dialekte z. b. äol. λaxóny = λaxoinv λαγοίην (Ahr. de dial. äol. p. 100 ff.) gar nicht einzugehen. Diese beispiele, welche sich ohne weiteres suchen gleich auf den ersten griff darboten, werden die von mir aufgestellte erklärung von lautlicher seite als hinlänglich gerechtfertigt und hrn. B.'s einwand als völlig unbegründet erscheinen lassen.

3.

πηγεσίμαλλος.

S. 461 des ersten jahrganges dieser zeitschrift weist Kuhn

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