des Yama mit ihren verschiedenen höllenstufen, während die Pity's, die frommen väter, an ihrem jenseitigen ufer ein seliges leben führen; das ausführlichere über diese vorstellung sehe man bei Weber indische studien I. 398-99 nach. In den vedischen liedern hat sich zwar bis jetzt keine erwähnung dieser Vaitaranî gefunden, doch tritt sie in den brahmana's mehrmals auf, und wird namentlich eine kuh, anustaranî, geopfert um dem toten über diesen strom zu helfen; so in einer in den indischen studien I. 39 mitgetheilten stelle aus dem Shaḍvinçabr., wo der scholiast sagt, dafs diese kuh vaitaranînadyuttârikå über die V. hinüberführend sei. Aus einer schrift über totenopfer (Chamb. no. 1020) theilt mir Weber mit gewohnter bereitwilligkeit eine andere stelle mit, wo es heifst: « es heifst: «Yamadvârapathe ghore ghorâ Vaitaranî nadî | tâm tartukâmo yacâmi kṛshṇâm Vaitaranîṁ tu gâm̃ || dazu ist noch bemerkt: «kṛshnâbhâve 'nyavarnâ 'pi deyâ gorabhâve dravyam deyam - Am grausen pfade zu Yama's thor, ist der grause strom Vaitaranî, ihn zu überschreiten begehr' ich, drum geb' ich die schwarze kuh Vaitaranî. Wenn keine.schwarze kuh da ist, gebe man eine anderfarbige, wenn man keine kuh hat, ein dravyam." Dazu vergl. man Colebrooke misc. ess. I. p. 177., ebenso wird diese kuh erwähnt Ait. Br. 3. 32, Kâtyây. 25. 7. ohne dafs hier viel mehr ersichtlich wäre, als dafs sie zu den totenopfern gehört. Eine andere noch wichtigere stelle verdanke ich gleichfalls Weber's freundlichkeit; sie ist dänischen missionsberichten (bd. IV. Halle 1742. p. 1251-94) entnommen, in welchen angeblich der Yajurveda mitgetheilt wird, es sind aber nur auszüge aus einer späteren schrift über das opferceremoniell. Hier heifst es über das Vaitaranigogeschenk: «Am zwölften tage nach dem absterben wird noch ein andres kuhgeschenk gemacht und dabei eine formel recitirt, kraft welcher die seele, die bis dahin noch in dieser welt gewesen, von einer kuh aus der götterwelt über den rothen blutflufs Vaitarani in den pitṛloka gebracht wird, zu welchem ende er in seinem letzten den schwanz einer kuh ergriffen hat.»> Diese nachrichten führen uns zu dem punkte, von welchem wir ausgingen, nämlich zur milchstrafse zurück; schon Colebrooke hatte misc. ess. I. p. 182 die vermuthung ausgesprochen, dafs unter dem indischen götterpfade die milchstrafse gemeint sei. Der gewöhnlichste ausdruck für denselben ist devayânam, oder devayâno panthâḥ, in der epischen poesie suravîthî (Indral. 2. 12.) götterweg, welches als der thierkreis, oder vielmehr besser der weg durch die mondhäuser (naxatramârgah) erklärt wird; nach dieser vorstellung führt diese strafse durch den eigentlichen svargaloka hindurch, während der siddhamârga (Indral. 1. 40.) zu diesem hinauf führt. Während Arjuna dort die Sâdhya's, Maruts, Açvinen und andere niedere gottheiten erblickt, sieht er dort auf dem von den menschen ungesehenen pfade die vollbringer guter thaten rajarshi's und siddha's sowie im kampfe gefallene helden, die in sternengestalt glänzen, wobei noch zu bemerken ist, dafs er auch tausende von wunderbar gestalteten wagen sieht (Indral. 1.35—39.). Wenn schon die erwähnung der in sternengestalt glänzenden frommen und helden, die Arjuna am wege erblickt, Colebrooke's vermuthung, dafs der götterpfad die milchstrafse sei wahrscheinlich machen müsste, denn dieser ist nur die fortsetzung des siddhamârga, so geht dies aus dem Vishnupurana unzweifelhaft hervor, (wo Wilson Vishnup. p. 227) gesagt wird, dafs er nördlich von der Någavithi (sternbilder des stier und widder) und südlich von den sieben Rishi's (dem grofsen bären) liege; zwischen beiden zieht nun aber grade die milchstrafse hin und wenn nun in obiger nachricht gesagt wird, die Vaitaraṇîkuh komme aus der götterwelt, um den toten über den flufs zu setzen, so scheint sich daraus die im eingange erwähnte niederdeutsche bezeichnung der milchstrafse durch kaupat oder kuhpfad aufs beste zu erklären. Vielleicht finden wir den namen gopatha, der damit identisch wäre, noch einmal auf, denn in Webers vorlesungen über indische literaturgeschichte p. 145 (vgl. Colebr. misc. ess. 1. 91.) findet sich ein Gopathabrâhmaṇa, das zum Atharva gehörig ist, erwähnt. Zeigt diese indische vorstellung von der milchstrafse als dem götterwege das hohe alter der bei uns noch im volke vorhandenen bezeichnungen für dieselbe genugsam, so möchte doch auch die von der himmelsbrücke des regenbogens als des pfades zur götterwelt, wie sie die Edda zeigt, anspruch auf gleiches alter haben. Im Vṛhadâranyaka (ed. Pol. III. 4. 7-9) heifst es nämlich die unsterbliche seele gehe, den toten körper wie eine schlangenhaut abstreifend, zum Brahma ein: tad ete çlokâ bhavanty aṇuḥ panthâ vitatah purâņo mâñspṛshsto 'nuvitto mayai 'va | tena dhîrâ api yanti brahmavidah svargam lokam ita ûrdhvaṁ vimuktah || 8 || tasmin chuklam uta nîlam àhuḥ pingalam haritaṁ lohitam ca | esha pantha brahmanâ hâ 'nuvittas tenai 'ti brahmavit punyakṛt taijasaçca || 9 || «Das sagen diese verse: ein schmaler pfad, ein uralter, dehnt sich hin, vom lebendigen nicht berührt "), von mir gekannt; auf ihm gehen die weisen, Brahma-kundigen zur Svargawelt hinauf; von hier befreit. Auf ihm ist weifs, sagt man, und blau und braun und goldgelb und auch roth, und diesen pfad kennt Brahma auch, auf ihm geht der Brahmakundige, reines thuende, glanzvolle." Die philosophische auslegung dieser vorstellung, die dem einfachen wortsinn verkehrt (nach ihrer auffassung müfste statt ut a und ca des textes vâ -vâ stehen) sehe man in der ausgabe von dr. Roer p. 877. nach; der umstand, dafs hier nur fünf farben statt der gewöhnlich angenommenen sieben genannt werden, wird wohl niemanden stören. Uebereinstimmend findet sich nun auch in unserem volksglauben die vorstellung, dafs die seelen der gerechten von ihren schutzengeln über den regenbogen in den himmel geführt werden (Ziska östr. volksmärchen 49. 110. bei Grimm myth. p. 696). Dabei mag noch erwähnt werden, dafs sich eine dem fegefeuer ähnliche vorstellung in verbindung mit dem himmelswege im Çatapatha - Brahmana findet, indem prap. 1. 7. 4. 2. gesagt wird: «Das ist dieser pfad, auf welchem die götter oder die väter wandeln; zu seinen beiden seiten stehen zwei zusammenschlagende flammen, sie versengen den, welcher zu versengen ist, von dem weichen sie zurück, der rein ist (von dem zurückzuweichen ist)". *) Sankara erklärt mâusprshtah in seinem commentar durch mayâ labdhah. Das kann es aber schwerlich heifsen, das vorangehende läfst auf ausgefallenes a im anlaut schliefsen und so lese ich amâus prshto nicht vom fleische d. i. von lebendigem berührt. So wird auch der vers besser, wenn auch das a von anuvitto wiederhergestellt wird. Ueber die nebenform mâñs für mâñsa, vgl. Benfey z. Sâmav. s. v. mangcatu. Eine noch kürzere form ohne den nasal findet sich R. V. a. 4. 1. 24. 3. «tri yác chata mahisha nâm ágho mah als du das fleisch von dreihundert büffeln verzehrtest». Vergl. R. 3. 7. 1. 4. bei Nève, le mythe des Ribhavas p. 439. 4. Ueber den ausfall des s vor s mit andern consonnnten wie er in amâñsprshta sich zeigt, vgl. Benfey vorr. z. Sâm. gloss. p. XLIV. XLV. A. Kuhn. Die suffixe maya, neus, nus, eus, εos. Ueber eine griech. bildung mit dem suff. μeos skr. maya hat Aufrecht oben p. 79 gesprochen und nur den begriff des letzteren etwas zu eng gefafst, obwohl er die gewöhnlichste seite der bedeutung genügend hervorgehoben hat, nämlich die bezeichnung des stoffes, aus dem etwas gemacht oder hervorgegangen ist. Ohne uns weiter auf den ganzen kreis der mit diesem suff. gebildeten wörter einzulassen, dürfen wir doch nicht übergehen, dafs es auch zur bildung von zahladjectiven dient, um die sovielmalige vervielfachung, als das zablwort ausdrückt, anzuzeigen, z. b. dvimayam udaçvid yavanâm, wörtlich: doppelte buttermilch der gerste d. i. doppelt so viel gerste als buttermilch, oder dvimaya yavâh gerste in doppelten theilen zu geben statt eines theiles x; diese adj. sind aber nur anzuwenden wo eine vertauschung eines stoffes gegen den andern stattfindet, wie die scholien und vårtika's dies näher erläutern, vgl. Pân. V. 2. 47. mit der anm., II. P. 213. und Benfey sanskritgr. § 557. II. Wilson übersetzt dvimay a durch made or consisting of two (parts of any thing). Benfey (a. a. o. p. 290) sieht wie ich glaube mit recht das suff. vaya, welches bis jetzt nur in caturvaya nachzuweisen ist (R. 1. 110. 3., vgl. R. a. III. 7. 7. 4.); aus maya durch wechsel von m und v (wie bei mat und vat) entstanden an; die bedeutung ist auch offenbar dieselbe, denn tyám cit camasám ékam cit sántam akṛṇutâ cáturvayam heifst und jene schale, die eine war, habt ihr zu einer vierfachen d. i. aus einer habt ihr vier gemacht" welchen sinn die parallelstellen, wo dieser mythus erwähnt wird, deutlich ergeben z. b. R. 1. 20. 1. tyám camasám ákarta catúrah vgl. R. a. 2. 3. 4. 2, ib. 3. 7. 1. 5. ib. 3. 7. 5. 3. Sayana erklärt an den beiden angeführten stellen vaya durch avayava glied, scheint an der zweiten auch an vayâ zweig zu denken. -- Wenn wir die ziemlich grofse ausbreitung, welche das suff. demnach in der wortbildung gewonnen hat, sowie den umstand, dafs es in den Veden, namentlich in den brâhmaṇa's, in mehreren bildungen auftritt, berücksichtigen, so ist es einigermafsen auffal lig, dafs sich auf den ersten blick aufser jenem avdgóμeos den indischen wörtern keine anderen der übrigen sprachen zur seite stellen; indefs glaube ich andere nachweisen zu können. Ich gehe dabei von einem wie mir scheint schlagenden beispiele aus; unter den mit suff. maya gebildeten wörtern ist auch a yasmaya ehern (R. 4. 1. 28. 5. Vâj. Š. 12. 63 u. s. w.), an dieses schliefst sich nun fast genau das umbr. ahesnes aheneis, aeneis an, mit h für y (vgl. Aufr. u. Kirchh. umbr. sprachd. I. p. 79.) und m für n. Nur der letztere wechsel könnte zweifel erregen, aber wenn sich auch nicht gerade zahlreiche beispiele desselben im latein. nachweisen lassen, so weist doch venio, umbr. ben, griech. Baívo = skr. gam, goth. quiman unzweifelhaft auf dieselbe erscheinung, und auch in den übrigen sprachen kommt ähnliches vor, so bildet skr. gam sein ptc. perf. jagmivas und jaganvas, ebenso 1. pl. jaganma f. jagamma, ferner hatte skr. budhna der boden ursprünglich ein m (die vollständige form mufs budhman gewesen sein) wie griech. πυθμήν (statt πυθμεν) zeigt; die griechische tenuis im anlaut ist, wie mehrfach gezeigt worden ist, regel. recht, das m ist auch im ahd. bodam, ags. botm, a bottom, bytme (stamm bytman) a keel of a ship, alts. bodm fundus erhalten, während altn. botn, nhd. boden, bereits n zeigen, was auch im lateinischen vorhanden gewesen scheint, aber in die wurzelsilbe getreten ist in fundus; für den auslaut bieten die deutschen sprachen bekanntlich zahlreiche beispiele des hervorgehens von n aus m; ich erinnere nur an bin, nd. ek sin, besen, busen u. s. w. Aus dem griechischen gehört hierher vía gegen nuegos beide zu skr. yam, ferner vos das jahr gegen skr. samâ f. id. Diese beispiele werden sich leicht mehren lassen, sie genügen um den übergang aus m in n in aheneus ayasmaya zu begründen; diesem aeneus stellen sich aber dann auch die gleichfalls einen stoff anzeigenden adj. ebur-neus, ficul-neus, ilig-neus, quer-neus, salig-neus zur seite; neben ihnen stehen aber die vorzugsweise poetischen formen ohne e, eburnus, quernus u. s. w. und so werden auch die übrigen ebenso gebildeten adjectiva wie larignus u. s. w. hiehergehören. Sehen wir aber bei den ebengenannten adjectiven nus für neus und dies für skr. maya auftreten, so scheinen mir auch die distributiva bini, terni, quaterni u. s. w., ebenso mit jenem dvimaya u. s. w. ursprünglich identisch zu sein, namentlich wenn man den sehr über den ursprünglichen begriff der distrib. hinausgehenden lateinischen sprachgebrauch berücksichtigt, vergl. Zumpt § 119. bina vibrans hastilia, bina millia u. s. w. und campus fertilis centena quinquagena fruge. Wenn sich im zuletzt angeführten beispiel der gebrauch von centenus ganz an das oben besprochene sanskr. caturvaya anschliefst, so darf man noch einen schritt weiter gehn und den übergang von m zu v und demnächstigen ausfall des v auch bereits für das älteste griech. und lateinisch annehmen, so dafs die adj. auf 80s, 80s, lat. eus derselben bildung angehören und z. b. ayvgéos, argenteus einem aus rajatamaya hervorgegangenen rajatavaya rajatvaya entspräche. Wem die annahme solcher verstümmelung zu kühn erscheinen möchte, der möge bedenken, dass auch skr. hiranmaya schon für hiranyamaya steht und statt dessen selbst schon in den Veden hiranyáya gebraucht wird; gerade so häufig gebrauchte wörter wie dieses werden zur einführung der neuen suffixform wesentlich beigetragen haben. A. Kuhn. Gedruckt bei A. W. Schade in Berlin, Grünstrasse 18. |