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sich im 10. jahrhundert selbst keine genau zu bestimmende und zugleich häufig eintragende hand im verbruederungsbuch findet, sonst würde uns der in diesem jahrhundert geschehende umschwung noch deutlicher vor die augen treten. Um 1010 traegt 7 ein, er kennt nur noch ein ô (Rôtpurch), aber funfzehn uo. Im 12. jahrhund, z. b. bei C, Q und sind die ô vollends nur ganz sparsame erscheinungen und es ist fast mit gewissheit anzunehmen, dass die traeger der dahin gehoerigen namen nicht um Salzburg zu hause waren, was sich auch von mehreren derselben nachweisen läfst. Die zeit des ueberganges ist also zwischen 900 und 1000 zu suchen.

IV. AU, AO, OU.

Hierher mufs ich das spaetere dem goth. au entsprechende ô ziehen, da es zu unsern lauten etymologisch gehoert. Die uebersicht sämmtlicher vier zusammengehoerigen laute ist folgende: a b c de f g h i j k l m n o p q

au 6 5

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ô 32 17 4 11 1 1 2 6 3

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tu v w x bb cc dd ee ff gg hh ii nn oo pp qq rr

1

1 3

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2 1 3 3 11 1

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1 3 1 1

1011

SS

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3 8 2 2 2 5 2

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au

ao

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!

13 10 5 1 2 2 2

Au, der eigentliche stammlaut der drei andern, erscheint nur noch bei den schreibern a und b, d. h. gegen 800, einige male, aber auch bei diesen nur ganz ausnahmsweise; aufserdem finde ich ihn in der ganzen urkunde nur sieben mal, von welchen Gaunno bei hh eine unsichere lesart ist, Maurus bei t als undeutsch gelten mufs und Hyrsaugia bei X ein schwaebischer ortsname ist. Wirkliche geltung hat also der diphthong um Salzburg von ende sec. 8 an nicht mehr.

Ou hat nur in dem einzigen Outpurh sicher seine eigentlich ahd. bedeutung, vielleicht auch in dem zweimal erscheinenden

Outo. In den uebrigen formen Hartmout, Roudpire, Oudalpirc, Oudalperht, Oudalheri, Oudaluuar, Hroucholf steht es, wie das auch sonst in namen nicht selten ist, ganz unorganisch fuer gemeinald. uo. Dies schwanken mehrerer mundarten zwischen uo und ou, die spaeter ganz verschiedenen lautgruppen angehoeren, verdient fuer die zukunft einmal genauere erwaegung. Ich bemerke hier, dafs ich nur diejenigen formen in anschlag gebracht habe, in denen die handschrift deutlich ein ou liest; wo das u ueber dem o steht, schien mir öfters eine verwechselung mit dem blofsen längezeichen vorgegangen, häufig auch erweist sich der wiener abdruck grade in diesem punkte als ungenau; text und register weichen darin oft von einander ab. Daher musste ich jene uebergeschriebenen u ganz aus dem spiele lassen, bemerke aber, dafs auch in den 40-50 fällen, in denen sie sich in der handschrift zu zeigen scheinen, meistens unorganisch fuer uo stehende ou anzunehmen sind.

Nach aussonderung des au und ou als ungebräuchlicher diphthonge bleiben uns nun in dieser gruppe noch ao und ô als regelrechte laute uebrig, jenes als der acltere, dieses als der jüngere. Bei dem schreiber a ist ao noch doppelt so oft vorhanden als ô; er braucht aber beide laute ganz ohne unterschied; so lesen wir bei ihm Aotmar neben Otpald, Adalgaoz neben Mahalcôz, Caozperht neben Gôzperht; sogar schwankungen in demselben worte begegnen, wie in Aostargôz. Merkwürdig ist es, dafs der schreiber(nach Karajan 780), der schon oben das ei dem ai im widerspruch mit seinen zeitgenossen vorzog, auch hier sich dem jüngern laute zuneigt; ist es vielleicht moeglich ihn in jüngere zeit zu versetzen, zumal da seine lebenszeit nur durch ein einziges datum festgestellt wird?

In der zeit von 800-850 (vgl. die schreiber d, i, k, q) halten sich ao und ô ziemlich genau das gleichgewicht, doch mufs bald darauf das ô ueberwogen haben, denn gleich nach 1000 ist der ältere laut schon bei den schreibern H, , α, y gar nicht mehr zu finden, auch bei allen spaetern erscheint er nicht mehr ein einziges mal.

Ein spalten des goth. au in zwei verschiedene laute je nach dem folgenden consonanten, das sich sonst in den ahd. mundarten bemerken läfst (vgl. Grimm gramm. I), ist in den namen des verbruederungsbuches durchaus nicht nachzuweisen. Stämme, bei denen auf das au ein bp f mg k ch folgt, welchen eigentlich

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ein längeres festhalten des alten diphthongs zukommt, finden sich in den eigennamen selten, so dafs die wenigen der art ganz in die regel der uebrigen masse (wo hrindt z folgen) hinuebergezogen werden.

V. AE.

Folgendes ist die uebersicht dieses lauts: a b hiklo p q r S u x ee gg nn 00 pp 58 12 6 1 2 2 3 1 1 3 4 1 2 4 1 1 2 1 2 Es waehrt also das ae nur bis ums jahr 900, spaeter ist es gänzlich untergegangen. Seiner bedeutung nach ist es in den meisten fällen deutlich nichts weiter als ein umlaut von a, z. b. Aengilscalh, Aengilperht, Aengilheri, Aengilgaer, Raegindrud, Raeginfrid, Raeginolf, Raegino, Haerimunt, Aegilperht, Aeti, Uuaernhaeri (Warinhari), Aernold (Arinold). Nach dieser analogie leite ich das im verbruederungsbuche sehr häufige Gaer-, -gaer aus der form Gari her, die sich in ältern bairischen, fränkischen, langobardischen urkunden öfters findet (Garibald, Garibert, Garifus, Gariard, Garimar, Garimund, Garivald), nicht aus Gair-, welches namentlich im west fränkischen dialekt des 8. jahrhunderts erscheint und erst aus Gari- (wie Hair- aus Hari-) transponirt ist. Freilich weist jenes Gari- selbst auf ein älteres Gairi (Gairu-) zurück, das indessen in ahd. namen nicht ueberliefert ist (wol aber in den nordischen auf —geir). Mir scheint die folge dieser formen diese:

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Emitaere fasse ich als Emithari und vergleiche wegen des ersten theils Amathildis urk. v. 656 (N. 327) bei Pardessus, Amadildis pol. Irm. s. 15, Amatlaicus pol. Irm. s. 126, Emita urk. v. 822 (N. 396) Dronke.

Die form Naothaert ist zwar auf den ersten blick auffallend, doch begegnet in diesem stamm auch sonst umlaut, z. b. in Hertger urk. v. c. 1080 (N. 242) Lacombl., Heredrich fuer Herdrich urk. v. 1033 (N. 169) Lacombl., Hertwin urk. v. 1090 (N. 239) Kausl., Haertwich mon. Germ. XI, 552 (auctar. Cremifan.), Hertwic urk. v. c. 1030 mon. Boic. (VI) u. s. w. Aehnlich zu beurtheilen sind in unserer urkunde auch Meginraet und Selphraet.

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Aus alle diesem geht hervor, dafs sich im verbruederungsbuche keine spur des fuer ursprüngliches ai stehenden und aus demselben unmittelbar hervorgegangenen ae findet, das sonst zuweilen, aber selten, in älteren handschriften vorkommt. Es steht vielmehr dem unorganischen spaetern ei gleich, das selbst aus a umgelautet ist, wovon ich oben einige beispiele angefuehrt habe.

Die betrachtung dieses ae kann hienach erst bei einer umfassendern untersuchung der umlautsverhältnisse recht fruchtbar werden, und einer solchen untersuchung ist unsere quelle sicher auch werth, so dass wir sie ihr fuer die zukunft wünschen müssen.

Am schlusse dieser diphthongenuebersicht finden noch einige auffallende formen ihre stellen. Ich lese im text des verbruederungsbuchs 69,3 von verschiedener hand die beiden namen Perht und Roeda, woraus das register ein Perhtroeda macht; fast das einzige ahd. beispiel eines oe, wenn die lesung wirklich sicher sein sollte. Feylhart 24,7 zeigt ein ey; den ersten theil des wortes kann ich nirgend sonst in ahd. namen belegen; eine aehnliche form scheint Feilgon 71,16; beide formen, die kaum zu feili venalis gehoeren können, seien fernerer aufmerksamkeit empfohlen. Triphthonge im ahd. entstehen meines wissens immer (worauf sonst noch nirgend geachtet ist) aus vermischung zweier diphthonge, zwischen denen der schreiber schwankte; so lese ich in unserer quelle ieo (io-eo) in Dieotpreht und Dieoza, aei (aiei) in Aeino, Aeinginger, Haeilnit, Staeinahenses, icu (iu-eu) in Lieupurc. Hiltikiaer scheint reiner schreibfehler. Das sonst bekannte uoa (uo-oa) begegnet im verbruederungsbuche nirgends. Fassen wir die regel der diphthonge des suedoestlichen Baierns (denn fuer ganz Baiern ist sie nicht genau dieselbe), wie sie sich aus unserer quelle darstellt, in eine uebersicht zusammen, so ist diese folgende:

sec. 8. ai iu

Ô ao

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sec. 10. ei iu

sec. 11. ei iu

sec. 12. ei iu

uo Ô

uo Ô

Wenn es gelungen sein wird aehnliche uebersichten ueber eine groefsere menge von gegenden aufzustellen, dann werden sich aus deren vergleichung allem vermuthen nach nicht unerhebliche resultate ergeben. Namentlich wird sich zeigen, dass in

den eroberten ländern der deutschen dieselben lautverhältnisse ueber weit groefsere strecken landes gelten als in dem mutterlande. So finde ich durch ganz Frankreich vom Rhein bis zum Westen hin (mit ausnahme eines schmalen alamannischen streifens) fuer das 8. und 9. jhd. kaum einen erheblichen dialektunterschied, und eben so scheint die langobardische mundart Italiens durch das ganze land ziemlich dieselbe zu sein, waehrend um dieselbe zeit in Schwaben. Baiern und am Main durchaus mehrere oft stark unter einander abstechende schattirungen derselben hauptmundart angenommen werden müssen. Doch gehoeren zur auffindung dieser schattirungen noch immer bedeutende vorarbeiten.

Um aber schliefslich zum Salzburger verbruederungsbuch zurückzukehren, so ladet grade seine natur noch zu manchen einzelforschungen ein. Gebrauch oder abfall des him anlaut vor consonanten, verhältnis der tenues und mediae zu einander, umlaut oder nichtumlaut, vocalabschwächung, namentlich die der thematischen vocale, und so manches andere, was in die lautlehre einschlaegt, in bezug auf den wortschatz aber eine zusammenstellung der um Salzburg in namen heimischen und nicht heimischen wortstämme, alles das sind fuer die zukunft noch lockende aufgaben.

Wernigerode.

E. Förstemann.

De titulo Mummiano. epigrammate Sorano.

De miliario Popilliano und de
De Aletrinatium lapide.

(Drei akademische gelegenheitsschriften von prof. dr. Fr. Ritschl. Bonn 1852)

Für eine sichere kunde der echten gestalt lateinischer sprachformen und vorzüglich für eine genauere bestimmung der zeit, in welcher gewisse von ihnen auftreten, ist im einzelnen besonders während der letzten jahre sehr bedeutendes geschehen, da sich einige der ausgezeichnetesten, durch ihre gründlichen auf breiter grundlage aufgebauten forschungen und durch kritischen scharfblick vor allen berühmten philologen Deutschlands mit eigenthümlicher vorliebe derlei untersuchungen zugewendet, mochte dieses auch nur einzeln mit dem gedanken daran, das fundament

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