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bildet das präsens cinomi, ebenso zeigt das griechische neben zio noch rivo und zívvμ und diese übereinstimmung auch der flexion scheint um so mehr dafür zu sprechen, dafs auch queo zu dem kreise der aus dieser wurzel entsprossenen bildungen gehöre.

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Die schreibung von zívvu mit einfachem oder doppelten v sowie die quantität des bedarf jedoch noch einiger erörterung. Buttmann gr. gr. II. anm. 19. wollte immer zívvvui schreiben, wogegen Lobeck in dem zusatze zu dieser anmerkung wegen der analogie von τίνω zu τίνυμι wie ἄνω zu ἄνυμι nur einfaches anerkennt; unsere zurückführung auf warzel ci sowie der umstand, dafs diese aufser der ersten, namentlich auch der fünften klasse der sanskritverba folgt, zeigt das Lobeck allein im recht ist. Jedenfalls lautet die wurzel nur vocalisch aus und der gebrauch bei Homer und Hesiod, wo immer die länge auftritt, zeugt dafür, dafs diese älter sei als die kürze, die sich bei den Attikern zeigt. Dafs sie im gegensatz zum sanskrit in der wurzelsilbe erscheint, rührt vom accent her, welcher im cinómi, cinóshi, cinóti sowie in den meisten andern formen des singulars act. der specialtempora auf der conjugationssilbe ruht und so deren gunirung hervorgerufen hat, dagegen in den übrigen formen auf die endung tritt, während er in den entsprechenden griech. formen meist die wurzelsilbe trifft und so deren vocalverstärkung hervorruft, wie δείκυμι, οἴγνυμι, ζεύγνυμι, αἴνυμαι zeigen. Dafs diese vocalverstärkung sich aber bei zívvut nicht in der gestalt des diphthongs, sondern der einfachen verlängerung zeigt, steht in analogie zu der oben besprochenen erscheinung, deren normale entwicklung nachzuweisen eine dankenswerthe aufgabe wäre. Es ist übrigens eine auffallende übereinstimmung, dafs das zu dem goth. faianda, fijan u. s. w. gehörende fein an sich erbarmen, also ebenfalls eine bildung mit n, die ich formell für vollkommen identisch mit zivvu halte, ebenfalls den langen vocal (ei î) und zwar im widerspruch mit andern bildungen zeigt, so dafs Grimm (gr. IV. 26) die frage aufwarf warum nicht kinan, infinan, vielmehr keinan, infeinan gebildet wurde und die vermuthung aufstellt, dafs ursprüngliches i der wurzel ein j vor vocalisch aulautenden endungen eingeschoben habe, dies ij aber in ei übergegangen sei, wie sonst ji gleichfalls in ei übertrete (sôkjith, sôkeith). So wahrscheinlich diese vermuthung übrigens an und für sich ist, so wird sie doch um so mehr in gleicher weise wie die länge in rivvu erklärt werden müssen, als dieselbe auch in nequinont er

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scheint (vergl. oben p. 381 und unten p. 397), vorausgesetzt, dass meine obige annahme richtig ist.

Auf den ältesten begriff der wurzel geht endlich noch ein althochdeutsches und angelsächs. wort zurück, welches Grimm in seiner abhandlung «über das verbrennen der leichen» p. 32. bespricht, nämlich fin. rogus, strues bei Otfried fina. Im sanskrit kommen von der wurzel ci die substantiva citâ, citi (Kâty. 25. 7. citim cinoti er errichtet einen scheiterhaufen) cayana, welche alle drei den zur verbrennung des todten errichteten scheiterhaufen bezeichnen, und an das letztere schliefst sich deutlich dies ahd. fina, ags. fîn an, dem ein goth. feina entsprechen würde, dies setzt aber skr. cena voraus, wie goth. beiti) = skr. (ved.) bhedati (statt des gew. bhinatti, bhindmas, findit, findimus), goth. hveits skr. çvetas. Jenes skr. cayana entsteht aber aus der gunirten wurzelform von ci nämlich ce+ana und die beiden wörter sind demnach nur im affixanlaut und auslaut unterschieden, da cayana neutrum, fina dagegen femininum ist, also ursprünglich langes à im skr. voraussetzt.

Dies ahd. fina, fîn leitet dann aber auch dahin, das andere fin, welches ahd. nur als adv. finliho tenere, aber in mhd. vîn mit der bedeutung dünn, zart, artig, schön vorkommt, vgl. auch engl. fine schön, fein, auf unsre wurzel zurückzuführen; denn der begriff des auserlesenen oder der bunten mannichfaltigkeit scheint der ursprüngliche des wortes zu sein. Diese vermuthung gewinnt noch einiges gewicht durch skr. citra, welches mannichfach, bunt, schön, bewundernswerth bedeutet, von w. ci mit affix tra abgeleitet wird (Boehtlingk Un. IV. 165) und in den scholien gewöhnlich durch câyanîya, darçanîya sammelns-, sehenswerth erklärt wird. A. Kuhn.

Ueber die durch nasale erweiterten verbalstämme.

Unter den durch consonanten oder vocale erweiterten verbalstämmen sind bekanntlich diejenigen von nicht geringem umfang, welche die wurzel, sei es durch einfügung eines nasals in dieselbe oder durch anfügung einer mit eiuem nasal beginnenden silbe an dieselbe erweitern und von diesem stamme sei es nun blos gewisse oder alle tempora bilden. Das sanskrit zeigt die weiteste ausdehnung dieser erscheinung, indem es 1) der wurzel

nur einen nasal in einzelnen fällen einschiebt wie labh, welches z. b. neben labhante auch lambhante und andere formen bildet; 2) den nasal in den specialtemporibus überall eintreten lässt, worauf einige slämme wie munc nach der sechsten, andere wie yunj nach der 7. klasse gehen, letztere aber, der conjugation ohne bindevocal folgend, in den formen, wo die nasalirte silbe den accent erhalten müfste, diesen zu der silbe na erweitern, 3) der wurzel die silbe nu, 4) die silbe nå anhängt, 5) in den specialtemporibus die silben nu oder nâ anhängt, in den übrigen dem wurzelauslaut einen nasal vorschiebt wie z. b. dabhnoti und dadambha, woneben doch aber auch vedische formen wie dabhanti auftreten, oder çrathnâti, caçrantha u. a.

Diese mannichfachen verbalstämme stehen, wie leicht ersichtlich ist, in enger beziehung unter einander, das allen gemeinsame ist der an der wurzel erscheinende nasal, welchen Curtius (tempus- und modusbildung p. 53 ff.) als eine rein lautliche verstärkung dargestellt hat. So unzweifelhaft und trefflich er dies auch für viele fälle nachgewiesen hat, so ist es doch immer noch nicht ohne bedenken für andre; Curtius selbst hat (a. a. o. p. 58) gesagt: «Die griechische sprache fügt aber ihren nasal nicht blofs nach vocalen, sondern auch nach consonanten ein. Es scheint auf den ersten blick unwahrscheinlich, dafs in κάμνω, τέμνω das blofs verstärken sollen u. s. w." Er führt aber darauf fälle an, in welchen ein v nach μ sich unorganisch eingeschlichen haben soll, sucht in den latein. sperno, cerno, sterno das n durch frühere metathesis des r zu erklären, wonach sie also aus spre-o u. s. w. hervorgegangen wären und erklärt dάxvo durch umstellung des nasals, wie sie auch im übrigens bis jetzt noch nicht belegten dâçnôti s. dâsnôti (occidere, ferire, laedere) statt gefunden habe. Allein in den für den einschub des beigebrachten

fällen ist doch für einige eine andere erklärung wahrscheinlicher, denn vorvuros geht durch óvouat auf einen stamm mit ursprünglichem nt zurück und diese zeigen bald das n bald das 7, άtéqauvos hat das attische άregáμoov neben sich, aus dem es durch erweiterung gebildet ist und auch ἀπάλαμνος wie παλαμναῖος geht wohl auf ein älteres παλάμων für παλάμη zurück, da sowohl das lateinische in palmus als auch das angelsächsische in folm masculina neben den gebräuchlichen femininalformen zeigen, und diese masculina auf mus, m indischen auf ma entsprechen, die fast durchweg aus solchen auf man hervorgegangen sind.

Aehnlich lassen sich auch wohl die übrigen fälle, nämlich díδυμνος, ὑπερεμνήμυκε, Πολύδαμνα erklären, und es bleiben dann nur noch die lateinischen verba nebst dάxvo übrig. Jene hat Curtius selbst nur als «vielleicht» durch metathesis entstanden bezeichnet, und dieses schliefst sich, das vorhandensein des themas dâçnu vorausgesetzt, mit der skr. nebenform danç an die oben unter no. 7. gestellten fälle an. daxvo tritt mit duro wahrscheinlich ganz auf eine linie und wie diesem das skr. dhunoti als ältere form vorangegangen ist, so möchte auch dάxro aus einem älteren dάxvnui oder dáxvvu entstanden sein. Ich mufs übrigens noch erwähnen, dafs auch Pott bereits (etym. forsch. II. 687) gesagt hatte, dafs das v in den stämmen daμva u. s. w. zwischen und a eingeschoben scheinen könnte, da neben dάurqu ein dauάo stehe, dafs jedoch diese beiden stämme in einem anderen zusammenhange stehen, soll sogleich gezeigt werden.

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Ohne für jetzt auf die frage, ob der im stamme sich zeigende nasal stets eine rein lautliche steigerung sei oder einen anderen ursprung habe, einzugehen, wollen wir hier einige erschei nungen, die sich gleichfalls dem kreise dieser nasalirenden themen anschliefsen, betrachten. Die sprache der veden zeigt nämlich in der conjugation derjenigen verba, welche der 9ten klasse folgen, wie z. b. manth, präs. mathnâti, ein nebenthema, welches der wurzel die silbe ây anfügt und der ersten conjugation folgt. also z. b. das jenem mathnâti gleichstehende mathayati bildet, neben welchen dann noch die dritte form manthati herläuft; alle drei sind aus den vedischen liedern nachweisbar, ohne dafs sich für jetzt ein wenigstens erheblicher unterschied der bedeutung herausstellte. Die einer solchen doppelten flexion folgenden wurzeln hat Benfey bereits in seiner sanskritgrammatik § 805. VIII. zusammengestellt, es sind manth, skabh, stabh, grabh, prush, push, mush prî; zu diesen stellt B. noch ṛdh, welches sonst der 5ten klasse, sowie vas, welches der 2ten klasse folgt, aufserdem noch kṛp cl. 10, çubh cl. 6. u. a.; bleiben wir zunächst bei den der 9ten klasse angehörigen wurzeln stehn, so sind ihnen noch aç, çrath hinzuzufügen und es stehen demnach bei den genannten wurzeln die formen mathnâti, mathâyati, skabnâti, skabhâyati, stabhnâti, stabhayati, gṛbhṇâti, grbhâyati, prushṇâti, prushâyati, pushṇâti, pushâyati, mushṇâti, mushâyati, prîṇâti, priyâyati, açnâti, açâyati, çrathnâti, çrathâyati neben einander. Nun zeigt aber sowohl der pada- als auch zuweilen der samhitâtext an der stelle

von ây die verkürzung zu ay, so dafs z. b. çrathaya neben crathâya, grbhaya neben grbhâya steht und danach wird es keinem bedenken unterliegen, dafs wie die themen mit nasal sich neben griechische auf qui und άvo stellen, so diese sich den nebenthemen der letzteren auf έo anschliefsen, und zwar in der art, dafs während sich in den themen auf avo, skr. nâmi nur nahe verwandte themen gebildet haben (mathnȧti, manthati, μavvάvo) in mathayati μαθέω (μαθήσομαι) vollständig congruente formen neben einander stehen. Dabei sei nebenher bemerkt, dass die hier verglichenen beiden wörter auch begrifflich identisch gewesen sein müssen, was sich am sanskrit, wo manth am gewöhnlichsten schütteln, erschüttern, dann durch erschütterung herausbringen heifst, noch genauer nachweisen läfst. Im griechischen hat sich der ursprüngliche begriff offenbar neben dem später blos geistigen noch am deutlichsten in Igouneús erhalten, der wie der indische Mâtariçvan das feuer vom himmel bringt; diesen nannte daher Roth bereits (zu Nir. 7. 26) einen zweiten Prometheus, ich glaube indefs, dafs er der erste und einzige, d. h. dem griechischen identisch sei, was mir namentlich das verbum beweist, welches zur bezeichnung der thätigkeit des Mâtariçvan, der den in der wolkenhöle verborgenen Agni herausbringt, gebraucht wird, denn dies ist gerade mathâyati, und Пpoundɛus wäre aufs genauste ein skr. pramâthayús. Ich werde diese ganze vorstellung nächstens ausführlicher entwickeln und kehre zu unsern verbalstämmen zurück.

In gleicher weise wie dem skr. mathâyati die von μavéw gebildeten formen zur seite stehen, reiht sich nun auch dem vedischen priyayati, das neben prinâti steht, das griech. qiew an, denn wenn es kein zweifel ist, dafs priya und pilos identisch, freilich aber in folge verschiedener lautgesetze einander sehr unähnlich geworden sind, so gehören auch jene zusammen; dass beide auf den ersten blick denominativa zu sein scheinen, ist einleuchtend, und ich glaube auch, dafs sie es sind, worüber denn auch das goth. frijôn keinen zweifel mehr läfst.

Wie aber géo, priyâyati neben dem skr. prînâti nach der 9ten klasse stehen, so steht wieder lat. pleo neben skr. pṛṇâti (erfüllen) während níunλnu sich an das gleichfalls vorhandene piparmi anschliefst; dagegen stimmt das in des Paul. Diac. auszügen aus Festus erhaltene explenunt für explent wieder zu pṛṇanti: die mit wahrscheinlichkeit vorauszusetzende länge des e erklärt

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