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sich durch den lateinischen accent, der, wie er in îmus die länge des i herbeiführte gegen skr. imás, griech. "uer (vgl. oben Schweizer p. 381) so auch hier genügende aufklärung für die verlängerung giebt. Auf die übrigen lateinischen stämme, die, gewöhnlich vocalisch, in der 3. pers. plur. die endung inunt zeigen, kommen wir unten zurück. Zunächst wenden wir uns zu der ähnliche erscheinungen bietenden 5. klasse der sanskritverba. Wenn nämlich eine ziemliche zahl dieser verba ihre specialtempora auch zugleich nach der 9. klasse bilden können (açnâti açnoti, stablnâti, stabhnoti, skabhnâti, skabhnoti, skubhnâti, skubhnoti, kṛnâti, kṛṇoti (laedere occidere), stṛṇâti, stṛṇoti, vṛṇâti, vṛṇoti (doch hier mit meist festgehaltenem unterschied der bedeutung), ruâti, ruoti, dhunâti, dhûnoti, skunâti, skunoti, druṇâti, druṇoti, minâti, minoti, sinâti, sinoti, xinâti, xiņoti), so erklärt sich daher zur genüge, dafs unter den oben aus Benfey's grammatik angeführten formen ein rdhâyati vorkommt, während die w. ṛdh nur nach der 5. klasse flectirt, ebenso hat Benfey a. a. o. mit vollem rechte zu vasâyati das griech. vvvu in parenthese gestellt. Allein auch die 5. klasse scheint in alter zeit ein nebenthema gehabt zu haben, welches dem der 9. analog gebildet war, nämlich statt -noti auf -ûyati flectirte, wenigstens läfst sich dies aus dem neben stabhnoti in den veden vorhandenen ptc. stabhûyat und stabhûyamâna schliefsen; in vollkommen entsprechender weise steht neben romi oovvu (deren aoristformen årta, arta, agro, ránta, oporto sich fast noch gleich stehen), das griech. ógovo für das ogów zu erwarten stände; das ov statt des v scheint dialektische besonderheit, wie sie Böotern und Lakonen eigen ist (Ahr. diall. I. § 41, II. § 18). Vielleicht lässt sich auch ynovo, so zu dem skr. grâti stellen, indem es zu einer nebenform gruoti gehörte. Die länge des entspricht ganz der von roas im verhältnifs zu skr. jaras, die ältere kürze des v wäre analog der verkürzung von âyati zu ayati, έoo. Das daneben stehende pñgvs wäre kein hindernifs solcher annahme; denn freilich scheint novo dazu denominativ, aber in dieser weise scheinen sehr viele dieser formen erklärt werden zu müssen.

Standen schon vasâyati, ṛdhâyati neben ervvu und rdhnoti und bildet oorvμt eine nebenform des aorist aus einem thema auf éo, nämlich ógéovro, so zeigt sich darin wieder der nahe zusammenhang der 9. und 5. klasse; wenn wir daher oben explenunt f. expleut zur 9. klasse stellten, so gehören auch die von Schwei

zer p. 380. 381 besprochenen obinunt, redinunt, prodinunt unbedenklich zu derselben. Bereits im sanskrit verläfst nämlich die wurzel mehrfach die zweite conjugationsklasse, und bildet, in die erste übergehend, ein dem latein. eo entsprechendes ayâmi oder in die fünfte eintretend inomi, das in seiner meist transitiven bedeutung gehen machen (zu jmd.), umfassen, nehmen, greifen genau dem medialen arvuar (wegen au s. oben s. 391) entspricht, doch auch intransitiv (gatikarmâ Nigh. 1, 14), gebraucht wird und auch mehrfach in einer erweiterten form invati auftritt, die ganz der analogie der verba auf -vɛ folgt. Wenn nun sternunt gleich skr. stṛṇanti, so entsprechen ob-, red-, prod-inunt einem skr. inanti, welches bei der besprochenen nahen berührung zwischen 5. und 9. klasse vorauszusetzen ist; eben so erklärt sich nequinunt; die von Ritschl (de epigramm. Sor. p. 18) für prodīnunt nachgewiesene länge macht es wahrscheinlich, dafs auch ob-, redinunt, nequinunt dieselbe zeigten, und sie erklärt sich aus dem was oben von Schweizer p. 281 und von mir p. 391. gesagt ist. In gleicher weise wie jene formen ist danunt zu erklären, dessen kurzes a eben so wenig bedenken erregen kann, als das dem skr. â der feminina entsprechende kurze a des nom. der 1. lat. dekl., als das des sup. datum u. s. w. Die erweiterung des thema's hat ihr analogon in dem cretischen στανύω : ἵστημι. Die erweiterung von fruor zu frumiscor setzt einen stamm fruni voraus; fruor entspricht wie Schweizer bereits oben dargethan dem skr. bhuj, d. brauchen; die flexion der sanskritw. folgt aber der 7. klasse, bildet also bhunakti, bhunjanti; ganz wie yuj yunakti, yungit im griech. nach 5. klasse flectirte in Levyrup, so ist fru[g] in die 9te übergetreten, hat aber den themavocal wie punio (skr. punámi, punîmas) bewahrt; im umbr. ist persni, pesni (skr. pṛchâmi, aber goth. mit n fraihna, vgl. skr. praçna) ein thema derselben klasse und das ptc. persnis (f. persnîtus, Aufr.-Kirchh. umbr. spr. II. 167) schliefst sich genau an frunitus, punitus an. Was coquinatum und carinans betrifft, so ist jenes unsicher, in diesem mindestens die quantität des i zweifelhaft; jedenfalls sind sie von den genannten verbis; die alle nach der dritten gehen, zu trenVon diesen bleiben dann nur solino (consulo), solinunt (solent), inserinuntur, ferinunt übrig, von denen sich solinunt als nach der analogie von prodinunt gebildet darstellt; über solino sind wir der conjugation, über inserinuntur (Ritschl will interserinuntur lesen), ferinunt der quantität nicht versichert; wäre

nen.

das i lang, so möchten sie sich wie ooivo, äol. ogivro, Egir's Egurrós aus stämmen auf inno f. injo erklären und sich an die analogie der indischen wie saranyati u. s. w. anschliefsen, also denominativa sein; ist das i kurz, so scheinen sie analoge erweiterungen des thema's wie sie sich in αἰσθάνομαι: ᾔσθόμην, ἁμαρτ τάνω : ἥμαρτον u. s. w. zeigen.

Bricht schon in den bisher betrachteten themen mehrfach der enge zusammenhang zwischen nominalthemen und verbalthemen durch, so zeigt er sich im gothischen bei den mit n gebildeten stämmen klar und unbestritten, denn die von verbis stammenden haben den participialablaut, andere sind von adjectivis abgeleitet, doch so dafs ihnen zugleich meist ein transitivum desselben stammes zur seite steht, vgl. Grimm gr. IV. p. 23 ff. So hat sich hier denn auch eine feste, nämlich passivische bedeutung, für diese form herausgebildet, von der nur fraihnan eine ausnahme macht, während dies im sanskrit, griech., latein. nicht im gleichen masse der fall ist. Der raum gestattet mir diesmal nicht ausführlicher auf diesen punkt, sowie auf den zusammenhang der verbalthemen mit nominalen in den letztgenannten sprachen ausführlicher einzugehn und so mögen denn diese formellen zusammenstellungen vorläufig genügen. A. Kuhn.

II. Miscellen.

Lateinisches f für altes dh.

Auf die bekannte vertretung eines ursprünglichen dh durch f im lateinischen habe ich oben (s. 333.) in dem aufsatze über die aspiraten hingewiesen. Hier mögen einige wörter ihre stelle finden, in denen man f als vertreter von dh bisher entweder noch nicht erkannt oder doch nicht anerkannt zu haben scheint.

=

1) fingo Diyávo. Die wurzel y mit skr. tij acuere zusammenzustellen, wie Bopp (gloss.), Pott (I, 235), Benfey (II, 246) es thun, ist sowohl wegen des anlauts als wegen der bedeutung mifslich; selbst nyo dürfte kaum mit recht zu tij gezogen werden. Vollends tango, das in rɛrayov und goth. têka seine ebenbilder hat, gehört weder zu dizɣávo noch zu tij. Aber fingo kann mit právo in jeder beziehung verglichen werden. Zunächst in bezug auf den nasal, der ja, wie ich sprachvergl.

beitr. s. 56 ff. gezeigt habe, in den verschiedenen sprachen unsers stammes denselben wurzeln anzuhaften pflegt. Diyrávo verhält sich zu fingo wie právo zu linquo wie (pre) hendo zu xar-. dáva. Die kürzere wurzelform tritt in dry-ɛiv wie in fig-ulus, fig-ura hervor. Die bedeutungen sind freilich nicht ganz dieselben; aber wenn wir bedenken, dass Diyɣávɛ in der regel mit dem genitiv, fingere aber als transitives verbum mit dem accusativ verbunden wird, so gewinnen wir für beide verba die gemeinsame bedeutung tasten. Dryɣáve zivós heifst aber an etwas tasten, fingere aliquid etwas betasten, ertasten, tastend gestalten. Daher ist ja fingere, figulus, opus fictile der eigentliche ausdruck 7on der töpferarbeit; aber auch von anderweitigem kneten ward es gebraucht, daher fictores kuchenbäcker (Ennius bei Varro de 1. 1. VII, 44 ed. Müller) mit der erklärung fictores dicti a fingendis libis, auch hiefs nach Isidor fictor qui capillos mulierum linit et pertractat et ungit et nitidat.

2) furere Jogeir. Benfey's vergleichung von sanskr. tvar festinare (II, 251) mit Dooɛiv ist wenig gesichert. Die bedeutungen furere und Dogɛiv kommen sich am nächsten in Dovgos Aons, Dougis ný verglichen mit furor bellicus und ähnlichen ausdrücken. Ob 9úgoos mit dieser wurzel zusammen hänge, lasse ich dahin gestellt.

3) follis vilís (Hesych.). Ovís ist gleichbedeutend mit Júlaxos sack, das durch das suffix, wie follis durch den anlaut dem goth. balgs, altn. belgr, ahd. palc näher steht (vgl. J. Grimm gesch. d. d. spr. I. s. 398). Benfey trennt diese wörter, indem er follis aus sfollis entstehen lässt (I, 572), Dúλaxos aber in den schools der w. Ori aufnimmt (II, 278). Aber die bedeutung stimmt zu sehr überein, als dafs wir die wörter trennen könnten; das o von follis verhält sich zur w. Ovλ wie das von tollo zum. altlat. tul-o; das doppelte 1 scheint aus assimilation entstanden zu sein, ohne dafs ich darüber eine weitere vermuthung wage.

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4) for nix ist wohl stammverwandt mit dem gleichbedeutenden 962-os. Das suffix erinnert an cor-nix, wo doch auch wie cor-vus, xóo-až, xog-óvη beweisen, die wurzel nur auf die erste silbe sich erstreckt. Das ähnlich gebildete fornax gehört. natürlich nebst fornus, furnus, formus zu ferveo, dessen wurzel im skr. ghar, griech. Jeg lautet.

5) frau-s (st. fraud, altlat. frûd) stelle ich, wie schon Pott

-w

(II, 61) vermuthet hat, mit gr. Igav - ∞ zusammen. Die sinnliche bedeutung zerbrechen, verletzen tritt klar hervor in davo, dav oua, doavorós, dessen neutrum mit frustum zu vergleichen ist; die geistigere, deren auch gavo nicht entbehrt z. b. in pavar ößov, iλnída, hat sich in fraus festgesetzt, das erst aus der bedeutung verletzung zu der von trug, betrug gelangte, die auch in frustra steckt. Was das d des lateinischen stammes betrifft, so scheint es accessorisch zu sein, wie das von ten- do (w. tan, gr. 7ɛv), fundo (vgl. xv jahrg. I. s. 120), claudo (vergl. clav-is, xλɛí-∞), vâdo (vgl. w. gâ, griech. ßa, Baívo = (g)venio). Wie sich in ahd. giutan ein solchem d entsprechendes t zeigt, so vergleicht Pott (a. a. o.) mit frud altn. brut frangere. Anhangweise mag hier des an fraus unmittelbar anklingenden laus gedacht werden, dessen d auch accessorisch ist, wenn wir es mit Benfey (II, 179) aus w. clu, gr. xlv, skr. çru entstehen lassen. Dafür lässt sich wenigstens das anführen, dafs vor 1 besonders oft aphäresis eintritt: lac(t) = yάλα(xx), lend = lit. glinda, griech. xovid (Pott I, 107), latu-s tlatus griech. zλntós, longu-s für dlongu-s, dozós sl. dl"g", skr. dîrgha-s, lupu-s=λúxo-ç für vlupu-s, lit. wilka-s, skr. vṛka-s. Auch lâmentum, lâmentari mit xhaío (w. xλa) zu vergleichen liegt nahe. Um zu frud, fraud zurückzukehren, so erinnert es uns auch an skr. dhûr-ta fraudulentus, fraudator, fur.

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6) fulc-io scheint stammverwandt mit fre- tus, frenum, firmus, ferme, fere, folglich (Pott I, 220) mit skr. dhṛ tenere, dessen seitensprofs dhru, firmum esse, wovon dhruva-s certus, ja ebenfalls u-laut zeigt. Das c von ful-c-io ist mit dem von vinc-io (vgl. vî-men), ja-c-io (vgl. inu skr. jâ), fa-c-io (w. dhâ), vin-c-o (skr. ji), par-c-o (vgl. par-vu-s, sparen), mar-c-eo (vgl. paq-aívo) zu vergleichen. (Vgl. jahrg. I. s. 53 und zeitschr. f. d. alterthumsw. 1849. no. 43). G. Curtius.

r im altdeutschen präteritum.

Als nachtrag zu dem I. p. 474 ff. und p. 573. ausgelegten und vielleicht als correctiv sollten auch die ahd. formen steroz, sterozun für stioz etc. und pleruzun adolerent von plôzan erwogen werden. Ob nicht doch J. Grimm recht behalte? Wir werden darauf zurückkommen. H. Schweizer.

Gedruckt bei A. W. Schade in Berlin, Grünstrafse 18.

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