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εὔαδεν für ἐάαδεν zu nehmen. Ein geschwundener vocal wird häufig durch längung einer frühern kürze ersetzt, uud auch in dem falle finden wir nicht selten ein überspringen zwischenliegender silben angenommen, weil «ein durch euphonische oder andere rücksichten verdrängter laut, so oft er kann, sich in irgend einem winkel desselben wortes rette.» So ist dάooWV = ταχεσίων, πήγνυμι = παγέννυμι, πλημμελής=πλανομελής, δῆμος=δάμαος, φεύγω=φυγέω, ἥδειν= ἁδέειν, σήπειν= σαπέειν, ἦλυξ = ἀλυκτός, προμηθής = προμάθητος, ἀληθής = αλάθητος, ἀσκηθής = ἀσκάστετος, ζαχρηής= ζαχράτος (anm. 101. s. 120). So erklärt der verf. auch znov=xaqvxτós, den eigennamen Tíταν=τιταντός; αἴγλη=ἀγαλίη und αἰκάλλειν=ἀκαλίζειν. Um. gekehrt wird ein weggefallener anlaut durch längung des inlautes ersetzt in λίην ἀλίαντος, mānes = ἀμενεῖς, φάρος=ύφαρος, δασπλῆτις = δασπελάτις oder δαιδοπελάτες, δμητός, δμῆσις=δαματός, δάμασις, κηλεῖν = ἀκαλεῖν, νωθής = ἀνόθετος, νημερτής= ἀναμάρτητος, τητᾶσθαι = ἀτατᾶσθαι, vergl. anm. 161. s. 228. Wir wollen nicht läugnen, dafs in diesem verfahren wahrheit enthalten ist, müssen aber auch hier rügen, dass alles über ein mass gelegt ist. So ist darauf keine rücksicht genommen, dafs so gut als in andern sprachen, im lateinischen und deutschen, einerseits ein unechter spir. a. vor vocalen antrete, ein echter verhaucht sei, dass ein haucher als halbvocal fortexistiren oder auch in einen nahestehenden vocal umgewandelt sein kann, dass die natur folgender consonanten wesentlichen einfluss ausübt u. dgl. In άσμενος ist sv untergegangen, wie in ἔθω, ἐθίζω neben suesco u. a. und ist aus & entstanden, éovuvós ist wohl nur des accentes wegen, der sonst nicht selten von D. wenig berücksichtigung findet, so erklärt, dafs es als eine zusammenziehung aus dem langen dooqivós erscheinen soll; denn sonst ist die deutung aus Fɛú-μɛvos bedeutend einfacher und durchaus sprachgemäfs; dürfte es aber nicht für Feqvuevos stehen und dann der ungewöhnliche accent erklärbarer sein? In xíovnu ist die ursprüngliche form erhalten; denn kaum steht xɛgávvvut, wie Grimm in seiner gesch. d. d. spr. sinnig vermuthete, mit xépas «dem trinkhorn» in verbindung, sondern liegt zunächst an der indischen w. çrimischen, kochen". Die ableitung von αἱρεῖσθαι und Evoer ist sehr fraglich. "Hon und "ows sind in neuerer zeit mehrmals von andern und auch von uns anders erklärt und wir meinen mit gröfserer sicherheit an die ursprüngliche anschauung ge.

halten worden. Here, die gattin des himmlischen lichtgottes bezeichnete bestimmt anfänglich nicht nur die dichte luft, nows nachweisbar nicht den luftigen; sondern in jenem namen ist die eigenschaft der Zeusgattin ausgedrückt, in diesem die hervorleuchtende heldenkraft. Wie wir, legte auch J. Sonne in seinen epilog. s. 21. die wurzel svar «leuchten, glänzen» zu grunde und erklärte "Hoa als «die leuchtende" und "ows ist nichts anderes als eine participialform derselben wurzel, wie nach anderer denk- und auffassungsweise das vedische sûri den «weisen» und «priester"> benennt. Dahin gehören auch die Σελλοί, die Ἕλληνες, σελήνη, Ελένη u. s. f. Wie in der vorigen wurzel so auch in άνδάνω u. s. f. ist der ursprüngliche volle anlaut sv, womit so ziemlich alle schwierigkeiten sich lösen lassen. Sehr bedenklich ist die annahme, dass ein ausfallender vocal als hauch sich einem consonanten verbinde, oder will uns D. auf dieselbe weise poor, βάθρον, λείβηθρον, όλεθρος u. s. f. deuten? Es scheint uns da Bopps meinung (vergl. gr. s. 1140) viel wahrscheinlicher, dafs sich besonders vor halbvocalen die tenuis gerne erweichte, und auch das lateinische bietet uns hier nicht selten beispiele; zuweilen könnte ein ursprüngliches s eingewirkt haben. In άuagtáva ist der spir. a. um so mehr ein unsicheres gebilde, als er nicht die ganze conjugation des verbums durchzieht. Der komparativ άoowv ist entschieden falsch aus taxɛoiwr gedeutet, was nicht weiterer ausführung bedarf, sobald man diese komparativbildung auf íov im griechischen, îyas im sanskrit und ior, alt ios im lateinischen scharf ins auge fafst, oder woher darf zwischen stamm und endung ein eo erwartel werden? In πήγνυμι, in σήπω, in qɛvyo u. a. wird kaum jemand, der sich mit den resultaten der vergleichenden grammatik bekannt gemacht hat oder den schönen untersuchungen von J. Grimm gefolgt ist, mit D. eine blofse versetzung des vocals aus der endung annehmen wollen, anstatt darin eine schöne theilweise aus der bedeutung entsprungene und auf die bedeutung einwirkende architektonische verstärkung der wurzel zu sehen. Ueber die ableitung von dμos sind wir nicht ganz sicher, aber so viel ist ausgemacht, dafs seine ursprüngliche anschauung nicht das gebändigte aussagt. Ueber die adiect. auf ns können wir erst bei der behandlung der wortbildung näher eingehen, hier bemerken wir nur das, dafs die wörter dieser art jedenfalls eher an das part. präs. als an das part. perf. gehalten werden müssen, wie dieses aus Kuhns abhandl. über S klar hervor

geht. Und wie oft mufs mit gewalt ein part. perf. pass. oder ein sogen. adiect. verbale erst gebildet, eine schwache form statt einer starken angesetzt werden, so auch in dem beispiele, welches D. neu hinzubringen wird: νεωρής aus νεόρητος oder νεόρετος für das gebrauchliche νέορτος. In formen wie Τίταν und τητᾶσθαι u. a. sehen wir einfach intensiva; in dμnow u. a. ist doch die metathesis des wurzelvocales in anschlag zu bringen, dann finden wir genug analogieen der hervorgerufenen vocallänge in den verwandten sprachen. Am wenigsten aber befriedigt uns die erklärung des lateinischen manes aus griechischem duerɛis: form und bedeutung sprechen dagegen. Denn nach den alten grammatikern, welche wir denn doch nicht ohne alle gründe beiseite schieben können, ist die alte und ursprüngliche form für manis manus und bedeutete dem alten Römer positiv gut, xenorós. Es ist ferner keine hinreichende ursache vorhanden immānis von manis zu trennen und etwa als unermesslich zu deuten, nun ist es aber höchst sonderbar immanis aus einem dvaμɛvý's entstehen zu lassen. Wir meinen, die alten römischen grammatiker haben uns über dieses wort ganz vernünftig und wahr berichtet; seine form erklärt sich wohl durch die annahme von consonantenausfall nach a; aber welcher consonant ausgefallen sei ist unsicher. Schwenk meinte g oder h, so dafs manus am ende gleich magnus wäre, was freilich noch nicht dem griech. μázao entspricht. Wir ziehen eine etymologie vor, die uns das zweideutige im worte erhält. Es ist nicht zu läugnen, dafs gar nicht selten in einer konsonantengruppe r ausfällt und wir sind also nicht unberechtigt eine wurzel mit anlautendem mr anzusetzen, also eine w. mra mit irgend einem schliefsenden consonanten, vielleicht mit d. Von wurzel mrad oder skr. mrd wäre nun manus für mradnus eine participialform wie magnus, vanus u. a. und würde in der bedeutung ziemlich zusammentreffen mit mollis, skr. mṛdu, mild; manes wären dann « die hingewelkten" wie «die guten». Die deutung Benfey's, der mānus zweifelnd von wurzel mâ «messen» also «gemessen, bescheiden, gut ausgehen läfst, wird als name der todten kaum befriedigen können. In formen, wie aïylŋ, aixáhlo u. a. wird eine zusammensetzung mit präposition zur erklärung verhelfen: denn dafs gh oder skr. bh im griechischen oft als q oder z wieder erscheint, ist noch kein grund anzunehmen, es dürfe nicht auch dieser buchstabe spurlos wegfallen. Wir bekennen in beziehung auf diese ganze darstellung des lautersatzes freimüthig,

dafs nach unserer ansicht zwar ein ersatz sehr richtig angenommen wird, wenn bei ausfallenden consonanten, besonders aber vor ursprünglicher position, der unmittelbar vorausgehende vocal gedehnt wird, dafs uns aber ein solches freies spiel der laute, wie es herr Döderlein annimmt, der wahrscheinlichkeit in hohem grade zu ermangeln scheint; offenbar hat hier die lust des verfassers eine einmal gefafste ansicht mit allen mitteln der gelehrsamkeit und des scharfsinnes durchzuführen denselben oft irre geführt, wovor ihn ein umfassenderer blick in die werkstätte der sprachen überhaupt leicht hätte sichern können.

(Fortsetzung folgt)

H. Schweizer.

Köne, werthung der fremdwörter in der deutschen sprache. (72 s. in 4. Münster 1849.)

"

Ein mit eifer und begeisterung geschriebenes büchlein, das des trefflichen und anregenden gar viel enthält, und das gelesen zu haben niemand gereuen wird, so weit er auch im einzelnen von den ansichten des verf. abweichen mag. Es beginnt in herkömmlicher weise mit einem lobe der deutschen sprache und einer klage über ihre jetzige entstellung namentlich durch die fremdwörter, deren zahl auf mehr als 10,000 geschätzt wird, und geht dann auf die gründe dieser erscheinung über. Wenn der verf. aber alle gründe, die zur vertheidigung der fremdwörter vorgebracht sind, kurzweg für nicht stichhaltig erklärt, und mit verwerfung auch der ausländischen wörter, die von altersher eingebürgert sind, oder deren begriff ein deutsches wort nicht vollständig bezeichnet, oder die auf etwas geschichtliches hinweisen, endlich aller sogenannten kunstwörter» die wahren gründe dieses unwesens nur in unkenntnifs der muttersprache, eitelkeit, tücke und unbewusster gewöhnung durch häufige beschäftigung mit fremden sprachen findet; so hat er damit ein etwas gar zu rasches urtheil gefällt in einer frage, die noch nicht in allen beziehungen spruchreif ist. Jeden kunstausdruck werden wir schon so lange beibehalten müssen, bis ein passendes und hinreichend bestimmtes deutsches wort dafür gefunden ist, was in den meisten fällen sehr schwer, oft unmöglich sein dürfte; die weiter unten

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als muster aufgestellten umlaut und ablaut sind nicht verdeutschungen, sondern neue wörter für einen neuen begriff, mit dem sie gleichzeitig eingeführt sind, beweisen also nichts in der vorliegenden frage; J. Grimm, den der verf. gewifs nicht der fremdsucht bezüchtigen wird, hat sein grofses werk mit absicht und bewusstsein «deutsche grammatik genannt, und herr K. selbst hat mathematik, substantiv, adjectiv, verbum, gymnasium" den bekannten verdeutschungen vorgezogen. Noch mifslicher steht es mit der ausmärzung der «von altersher eingebürgerten" ausländischen w. Schon Ulphilas hat eine gar nicht unbeträchtliche anzahl lat. und griech. w. aufgenommen (z. b. praufetus, apaustaulus, aivaggeljo, daimonarjis, lukarn, aurkeis, arka, kaupon, kapillon), und bei dem wegen seiner reinen sprache mit recht gepriesenen Luther lesen wir z. b. prophet, psalm, kapitel, tyrann, pfaffe, tempel, lampe, specerei; die ausdrücke kirche, bischof, bibel, priester wird herr K. selbst nicht verwerfen wollen. Vor allen dingen kommt es eben darauf an, ob ein fremdes wort eingebürgert ist (lehnwort) d. h. deutsches gewand angezogen (uhr, körper, sicher, bisthum, prüfen, preisen, pferd, kirsche, almosen, armbrust, wildschur) und sich den gesetzen der deutschen lautwandlung, wortbeugung und -bildung gefügt hat (form, formen, förmlich; punkt, pünktlich), oder ob es (fremdwort im engern sinne) starr und steif im ausländischen kleide einherwandelt (wie religion, interesse). Die unterscheidung ist aber nicht immer so leicht, da die behandlung des entlehnten sprachstoffes (auch in endungen, wie -ei in malerei neben -ie in harmonie) die mannichfaltigsten stufen zeigt; während z. b. über zuber und eimer selbst die gelehrten in zweifel sind, (s. Graff III, 148., Benary röm. lautl. 256) preisen sogar starke beugung angenommen hat, stehn andre wörter wie das von hrn. K. angefochtene natur auf der äussersten gränze zwischen lehn- und eigentl. fremdwörtern. (Hinsichtlich des umlauts steht natürlich mit bischöflich für das deutsche sprachgefühl auf einer stufe; übrigens ist die s. 62 aufgestellte behauptung, dass der umlaut nie die endung treffe, falsch, wie ahd. -ari, mhd. -aere, nhd. - er zeigt). Diese bemerkungen mögen dem verf., mit dem wir im ganzen einverstanden sind, daran erinnern, dass, wer zuviel beweist, nichts beweist.

Nachdem im folgenden zum theil an schlagenden beispielen gezeigt ist, wie die fremdwörter in den untersten kreisen des ge

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