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Und ward von Schwermuth heimgesucht; Er wollt' nicht länger müßig bleiben, 30 Mit großer Weisheit that' er schreiben, Denn des Menschen Müßigkeit Weder Seele noch Leib gedeiht. Deß dachte Meister Alberich

Und dieser Rede denk auch ich;
35 Ich will nicht länger mich besinnen,
In vollem Zug das Lied beginnen.
Man hört von reichen Fürsten genug;
Das aber meldet uns kein Buch,
Noch sagt es irgend eine Märe,
40 Daß wer so reich gewesen wäre,
Der je in alten Zeiten

Mit Stürmen oder mit Streiten
Sich je so vieles Land errang
Oder so manchen König bezwang,
45 Oder so viel Herzöge erschlug
Und noch andre Fürsten genug,
Wie der wunderbare Mann
Alexander, dem keiner gleichen kann.
Er war in Griechenland geboren
50 Und ward zum Kön'ge da erkøren,
Er war der allerhehrste Mann,
Den je Griechenland gewann.

Wohl herrschten Könige kräftig schon,
Hehr und mächtig stand ihr Thron,

55 Manch' Volk stand unter ihrer Gewalt, Glanz und Ruhm war mannichfalt ; Ihre Weisheit war bekannt,

Klug ihr Sinn und viel gewandt; Ihr Schat war weitberühmt und groß: 60 Und doch ward keiner sein Genoß; Sie konnten nicht mit klugen Streichen, Noch mit Gewalt ihr Ziel erreichen, Wie es gelang dem einen Mann,

umbe den ih diser rede began.

65 An eine andere rede wil ih nu vân. Salemôn der was aleine ûz getân,

der sih ûzir allen kuningen nam.
do regîna austri zô ime quam
unde si sîne wunder

70 alle besunder

rechte merken began,
starke si dô undir quam;
dô si sîne wîsheit

unde sîne grôze rîcheit,

75 sîn fleisch unde sîne vische
unde di zîrheit sîner tische
unde sîn templum gesach,
mit rechter wârheit si dô sprah,
daz, von mannis geburte

80 frumiger kuninc nie ne wurde;
man mûstin wol ûz scheiden,
wande Alexander was ein heiden.

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Noch sprechint manige lugenêre, daz er eines gouchelêres sun wêre, 85 Alexander, dar ih û von sagen: si liegent alse bôse zagen

alle, die is ie gedachten,

wande er was rechte kuninc slahte. sulhe lugenmêre

90 sulen sîn ummêre

iegelichen frumen man.

sîn geslechte ih wol gereiten kan.
sîn geslehte was hêrlich

ubir al Criechlant gwaldich;

95 Philippus hîz der vater sîn,

al Macedonien was sîn.

sîn ane der was ein gût knecht;

ubir daz mere ginc sîn reht ;
er was geheizen Omin;

65

Von dem zu reden ich begann.

Doch anders muß ich mich befinnen,
Denn Salomon muß den Preis gewinnen;
Vor allen Königen war er hoch.

Da regina austri zu ihm zog
Und sie dort die Herrlichkeiten,
70 Von denen fie auf allen Seiten
Umgeben war, mit Fleiß besah,
Wie erschrack die Königin da!
Da fie seiner Weisheit Schein,
Seiner Schäße prächt'ge Schrein',
75 Sein Fleisch und seine Fische

Und die Herrlichkeit der Tische,
Und seinen Tempel recht gesehn,
Da mußt' in Wahrheit sie gestehn,
Daß seit ein Mensch geboren ward,
80 Kein König war von solcher Art.
Man mußt ihn wohl ausscheiden,
Denn Alexander war ein Heide.

Noch sprechen Manche im Lügenton,
Er wäre eines Gauklers Sohn,

85 Alerander, von dem ich euch will melden: Als feige Lügner müssen gelten

Sie all, die bringen solche Mär',
Von ächten Kön'gen stammt' er her.
Solche Lügenlieder

90 Sollen sein zuwider

Einem jeden braven Mann.

Sein Geschlecht genau ich künden kann.
Groß sein Stamm und herrlich stand
Herrschend hehr im Griechenland;

95 Philippus hieß der Vater sein,
Ganz Macedonien war sein.
Deß Vater war ein tapfrer Knecht,
Bis übers Meer entschied sein Recht;
Er hieß Omyn; sein tapfrer Sinn

100 wîten ginc der gwalt sin.
michil was sîn heriscraft,
vil manich volcwich er vacht
wider den kuninc Xersen:
gwaldicliche verwan er den
105 unde vil ellenthafte

mit sîner hererafte.

Philippus der nam ein wîb, di trûch einen vil hêrlichen lib. ih sagûh wi ir name was, 110 si hîz die scône Olympias; diu was Alexandris mûter, di frowe hête einen brûder, der was ouh Alexander genant; ze Persien hêter daz, lant. 115 der was ein furste alsô getân, er ne wolde werden undertân nie neheineme kuninge;

daz sagich iu âne lugene,

er ne wolde ouh ze neheinen zîten 120 von sturmen noh von strîten

125

nie neheine wis geflien,

swi ime sîne dinc dâ irgien;
er was ein tûrlicher degen

unde wolde rehter herschefte plegen.
Woldet ir alle nu gedagen,

sô woldih û sagen

von Alexandris gebuorte,
wie diu gewuorte.

sîn mûter, frowe Olympias

130 zestunt dô siu genas,

dô wart ein michil nôtfal : di erde irbibete ubir al, der donre wart vil grôz, ein starkiz weder nider gôz; 135 der himel verwandelôte sih,

100 Trug seine Macht zur Ferne hin.
Groß war seines Heeres Macht,
Mit welchem er gar manche Schlacht
Dem Berserkönig Xerres bot:
Er brachte ihn in große Noth
105 und große Siege ihm gewannen
Seine kampfesmuth'gen Mannen.
Philippus wählte sich ein Weib,
Die trug einen gar schönen Leib.
Ich sag' euch, wie ihr Namen was,
110 Sie hieß die schöne Olympias;
Die war Alexanders Mutter.
Die Fraue hatte einen Bruder,
Der war auch Alexander genannt;
Persien das war sein Land.

115 Der war ein Fürst also gethan,
Er wollte nimmer unterthan
Irgend einem Könige fein;
Nicht Lüge ist die Rede mein.
Auch wollte er zu keinen Zeiten
120 Von Stürmen und von Streiten
In keiner Weise je abstehen,

125

Wie's ihm dabei auch mocht' ergehen ; Er war ein ritterlicher Degen Und wollte rechter Herrschaft pflegen. Wolltet ihr nun alle schweigen, So wollte ich euch gerne zeigen, Was geschah da mancher Art, Als Alexander geboren ward. Seine Mutter, Frau Olympias 130 Zur Stunde, da sie sein genas, Da ward ein großer Nothfall: Die Erde erbebete überall,

Der Donner ward ohn' Maßen groß,

Ein starkes Wetter niedergoß;

135 Der Himmel der verwandelte sich,

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