Werke und Tage, Volume 1

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Diederichs, 1920 - 154 pages
 

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Page 23 - Oileus' tapfrer Sohn, Die Regierenden zu rühmen Auf dem hohen Himmelsthron! Ohne Wahl verteilt die Gaben, Ohne Billigkeit das Glück, Denn Patroklus liegt begraben, Und Thersites kommt zurück!
Page 128 - Volke geboren hatten; jetzt lebt er in einzelnen, Genialen, die sich in all ihrer Mächtigkeit verzehren, die ohne Volk sind: vereinsamte Denker, Dichter und Künstler, die haltlos, wie entwurzelt, fast wie in der Luft stehen. Wie aus einem Traum aus urlang vergangener Zeit heraus ergreift es sie manchmal: und dann werfen sie mit königlicher Gebärde des Unwillens die Leier hinter sich und greifen zur Posaune, reden aus dem Geiste heraus zum Volke und vom kommenden Volke. All ihre Konzentration,...
Page 56 - Von wannen kommest du? und was erglänzet wie vom Rechttun dein Gesicht, und was verklärt sich von Verrat dein Auge? Und wahrlich lieber wäre mir, daß ich dich sähe auf dem Schandgerüst, verspottet von des Pöbels roher Schar, als daß du also hast zerrissen unsern Bund und hast um ,Heit' und ,Keit' verhandelt deine freie Seele.
Page 127 - Der Geist zieht sich in die einzelnen zurück. Einzelne, innerlich Mächtige waren es, Repräsentanten des Volks, die ihn dem Volke geboren hatten; jetzt liebt er in einzelnen, Genialen, die sich in all ihrer Mächtigkeit verzehren, die ohne Volk sind: vereinsamte Denker, Dichter und Künstler, die haltlos, wie entwurzelt, fast wie in der Luft stehen. Wie aus einem Traum aus urlang vergangener Zeit heraus ergreift es sie manchmal: und dann werfen sie...
Page 61 - Ich, der ich ein durchaus revolutionärer Mensch von jeher war, und nur revolutionär denke, verehrte nur das Alte, wollte immer nur zu den ältesten Göttern der Menschheit zurück und maß den Wert alles dessen, was unsere Zeit Neues gebar, lediglich daran, ob es auch zugleich das Alte ist
Page 99 - Geschichte die verschiedenen, sehr wissenschaftlichen Namen tragen, die Macht der großen und schöpferischen Erscheinungen zu brechen, indem sie die wesentliche Gleichheit der Tiergattung Mensch behaupten und die Politik des „gleichen Rechts für alle
Page 99 - gleichen Rechts für alle" verkünden. Die entscheidenden Ereignisse der Menschheit spielen sich aber nur durch die obersten und gelungensten Exemplare ab, als welche...
Page 5 - In den dünnen Zügen der Stenographie verbarg sich ein seltsamer Wille, nämlich der Wille, ein unmittelbares Bild der Sprache zu geben . Die Buchstabenschrift ist ja eine Folge willkürlicher Zeichen, die zwar in ihrem Ursprung Heils- und Zauberzeichen waren, heute aber diesen Charakter längst verloren haben.
Page 93 - Und wie er sah, daß der ganze Hellespontos von den Schiffen bedeckt war und alle Küsten und alles Feld der Abydener von Menschen wimmelten, da pries Xerxes sich selig, und darauf fing er an zu weinen.
Page 122 - Es gibt imgrunde daher nur ein Problem der Menschheit : das der Herrschaft, welches bei den Insektenstaaten gelöst ist ; und die Geschichte der Menschheit ist immer nichts weiter als der Streit darüber, wer herrschen soll. Der Staat ist beim Menschen das eigentliche Verhängnis: eben durch jene Verlegung der Abzeichen von außen nach innen. Die Geschichte muß demnach immer blutig verlaufen und jeder Friede ist immer nur verschwiegener Krieg.

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