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wöhnlicher Größe abgebildet, welche bei Romagnano gefunden wurden.

Ich habe daselbst einen sehr deutlichen obern Reißzahn von einer Hundeart angetroffen. Diese Erscheinung hat mich auf die Vermuthung gebracht, daß unter den hiesigen Ueberresten von Wiederkáuern, wie bei Nizza auch einige wenige von Fleischfressern liegen.

14. Allgemeine Übersicht.

Wem fiele ein solches allgemein yerbreitetes Vorkommen in den Ländern um das mittelländische Meerbecken nicht auf? Zwar enthalten die Kalkbanke in der gro Ben Jura-Gebirgskette bis jenseit des Rheines hin an vielen Orten Höhlen und Spalten. Zwar hat diese Spalten sehr oft, nach Brongniarts Beobachtung, eine röthliche Erde ausgefüllt, welche durch Kalksinter Steinhårte erhielt, Gebirgstrümmer und Körner von Blutstein (Hematit) enthält und so eine Masse bildet, ähnlich der, in welcher die Knochen liegen. Aber weshalb erscheinen diese Knochen nur in einigen Spalten, nur in den darin befind lichen Massen? In welchem Zeitabschnitt geriethen sie hier hinein? Welcher Thierwelt gehören sie an?

Ich hoffe, daß meine jeßigen Untersuchungen etwas zur Beantwortung dieser Fragen beigetragen haben. Wir finden in diesen Gebirgsmassen dieselben Arten von Hir schen und Ochsen, deren Ueberreste zahlreich mit denen der Elephanten, Flußpferde und Nashörner erscheinen. Aber auch Hirscharten von kleinerm Körperbau, und vorzüglich Erdhafen zeigen sich, die uns unbekannte Arten gebildet haben. Von den Arten der Kaninchen und des Campags nols können wir dieses nicht eben so zuverlässig behoupaber diese Thiergattungen bestehen aus sehr vielen

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Arten, von denen einige den unsrigen sehr ähnliche noch jekt heiße Erdstriche bewohnen. Aehnlichkeit der jest lebenden Thierarten beweiset also nicht eine späte Bildung der Massen, in denen sich die Überreste finden.

Ich komme demnach wieder zu meiner frühern Une nahme zurück, daß nämlich die Knochen Ablagerungen in den Kalkbreccien von Zeitgenossen der Mammuths und Nashörner herstammen. Daß sich aber von diesen größern Thierarten wenige Überreste finden, kann uns nicht bee fremden, da die Felsspalten, in welchen die Knochen liegen, nicht große Räume einnehmen *). Die vorsündfluthliche Thierkunde hat also zu den Pferden, Ochsen und großen Hirschen, deren Überreste in dem aufgeschwemmten Lande liegen, noch folgende Erweiterungen durch die Kalkbrec *cien erhalten:

1) Einen Hirsch von der Gestalt des Dammhirsches, bei Gibraltar, Cette und Antibes. 2) 3) Zwei Hirscharten bei Nizza, deren Backenzähne an der Wurzel solche vorstehende Wülste zeigen, wie die Hirsche auf dem indischen Inselhaufen.

Eine kleinere Hirschart bei Pisa, mit denselben Une terscheidungsmerkmalen.

*) Mammuths, Nashörner, Flußpferde und andere urweltliche Riesenthiere bewohnten fumpfige Gegenden und feuchte Nie. derungen. Von ihnen können sich nur selten und sehr zu« fållig auf trocknen Gebirgsgegenden Ueberreste vorfinden, desto mehr aber von den Wiederkåuern, die hier wohnten, fich von den trocknen Kräutern nåhrten. Tagewasser trugen die Gebeine der todten Thierkörper in die Felsspalten, und füllten diese im Laufe der Zeit mit ihnen und den Stein brocken des Felsbodens aus; Kalksinter verband die Aus füllungen zur festen Masse.

Krüger.

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5) Eine Antilope oder ein Schaf bei Nizza.

6) 7) Zwei Urten Kaninchen bei Gibraltar, Cette, Pisa zc., von denen eine unserm gewöhnlichen Kaninchen ähnelt, die andere aber kleiner ist.

8) 9) Einen Erdhafen (Lagomys) auf Corsika und einen 1. auf Sardinien.

10) Einen Campagnol bei Cette, auf Corsika und Sare dinien.

·11) Eine Spitmaus auf Sardinien.

12) Eine Schildkröte bei Nizza.

13) Eine Eidechse auf Sardinien.

14) 15) Spuren von zwei Fleischfressern, einer Hundes und einer Kagenart.

Die Knochenbreccien selbst sind weder im ruhigen Meere noch bei einem Einbruche desselben ins Festland entstanden. Fällt die Bildungszeit derselben nicht schon in spätere Zeiträume, nachdem das Meer zum lehtenmal die Festländer bedeckt hatte, so muß es die Massen vóltig ausgebildet und erhärtet gefunden haben, als es sich über das trockne Land ergoß; denn nirgends findet sich die Spur eines Meerschalthieres, nirgends sind fremdartige Schichten aufgelagert. Die Felsmassen waren demnach schon ausgetrocknet, als die Ausfüllungsmassen in den Spalten sich bildeten.

Knochen und ́Steinbrocken fielen allmählig in die leeren Räume, so wie sich die Verbindungsmasse dieser fremdartigen Körper vergrößerte. ` Beinahe immer kommen die Steinstücke von demselben Felsen her, in welchem die Spalten und ihre Breccien sich befinden. Darnach find die leşten zwar weit jüngern Ursprungs, als die großen regelmäßigen Gebirgsschichten, in denen sie eingelagert find; indessen muß ihre Bildung doch verhältnißmäßig

sehr weit zurückliegen, weil sich jest keine solche Breccien mehr zu bilden scheinen, und weil sich in ihnen Ueberreste von Thieren finden, die jest gar nicht mehr oder doch wenigstens nicht in den dortigen Gegenden angetroffen werden.

Das Vorkommen derselben ist sehr verschieden von demjenigen der Thierknochen in den Höhlen Deutschlands, ungeachtet die Felsmassen, welche die Höhlen enthalten, nicht sehr in ihrer natürlichen Beschaffenheit von denen abweichen, worin sich die Breccien befinden. In den Höhlen liegen nur Gebeine von Raubthieren zerstreuet auf dem Höhlenboden und eingehüllt in einem zum Theil mit thierischer Erde gemengten Kalktuff *).

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> › II.

Segliederte Ammoniten

Bekanntlich gehören Ammoniten zu den Schalthieren mit einer Schale, welche eine ringförmig gewundene, allmählig spik auslaufendè, durch viele Quer-Scheidewände abgetheilte Röhre bildet. Die Abtheilungen oder Kam mern nehmen nach dem spißen Ende hin an Größe eben so ab, oder die Scheidewånde nähern_sich um_so_mehr, je kleiner der Durchmesser wird. Am entgegengesetzten Ende, an der Mündung ist die erste Kammer verhältnißmäßig sehr groß und weit.

Bei den nahe verwandten, noch in der jeßigen Thierwelt lebend vorhandenen Nautilen liegt der thierische Körper in dem großen weiten Raum der ersten Kammer, und läßt die übrigen sehr kleinen Kammern des ringförs mig gewundenen Theils der Schale frei, welche mit Luft øder mit einer tropfbaren Flüssigkeit ausgefüllt find. Sie

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