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J. G. J.
G. J. Ballenstedt,
Prediger der beiden vereinten Preußischen und Braunschweigischen
Gemeinden zu Pabstorf, Ehren- und correspondirendem Mitgliede
der mineralogischen und naturforschenden Gesellschaften in Jena,
Leipzig und Halle,

und

J. F. Krüger,
Landbaumeister und Domainen - Inspector.

Fünften Bandes erstes Heft.

Pro captu lectoris habent sua fata libelli !

Quedlinburg und Leipzig, 1823,

bei Gottfried Baffe.

Stanford Li

AUD 24 1055

GEOLOGY

505 A675

Zur Naturgeschichte des Bernsteins.

Der Bernstein, Börnstein, Ugtstein, gelber Umber

(Lat. Succinum, Electrum, Ambra citrina, Chrysoelectrum, Glessum, Arab. Carabe, Franz. Ambie jaune, Succin, Engl. und Holl. Amber, Span. Ambar, Stal. Ambra gialla, Schwed. Ruf und Glys, Egypt. Sakal, Ruff. Morskoi Ladan) im Gebiet des Mineralreiches, zur Klasse der brennlichen Fossilien (Combustibilia) gehörend, ist eine mehr weiche als harte Masse, spröde, mehr oder weniger durchsichtig oder durchscheinend, von verfchiedenen, meist gelben, bald hellern, bald dunklern Farben, gerieben von angenehmen Geruch, mit starker negativer Elektrizitat. Seine Namen sind von seinen verschiedenen Eigenschaften hergenommen.

Seine eigenthümliche Schwere verhält sich zu Wasser wie 1065, nach Andern 1083 zu 1000, daher er in demselben sinkt. Er ist hart genug, eine gute und dauernde Politur anzunehmen. Seine Farbe ist vom Weingelb bis

ins Rothgelbe milchicht weiß, grau, bräunlich, schwärzlich, selten bläulich oder grünlich, oft durch Flecken und Adernanderer Farben bunt. Bei starker Erhitung schmilzt er und wird dann opak, bleibt aber elektrisch. Seine Gestalt ist unbestimmt, seine Größe von der eines Leinsamen korns bis zur Masse von mehrern Pfunden.

Man rechnet den Bernstein unter die edleren Steine. Seine politurfähige Dichtigkeit, die Durchsichtigkeit der bessern Sorten und der feurige Glanz sorgfältig geschliffener Stücke geben ihm einen besondern Werth.

Seinen Bestandtheilen nach, ist er ein Harz, mit aufgelösetem, reinen Kohlenstoff, Wasserstoff, wenig erdigen Theilen und etwas Eisenoryd, zu einem Ganzen verbunden. Die erdigen Theile und das Eisenoryd bleiben als Asche zurück, wenn man ihn vollkommen verbrennt. Scin Geruch entsteht von einem feinen ätherischen Öle, welches durch Zersehung gebildet wird. Destillirt man ihn, so geht zuerst dieses ätherische Sl über. Nachher entwickeln fich ähnliche Produkte als bei der Destillation der Harze; fie sind aber kohlenstoffhaltiger. Statt der brandigen Essigsäure aus Harz in seinem natürlichen Zustande, gielt der Bernstein eine eigene Säure, die Bernsteinsäure benannt, und statt des flüchtigen brandigen Öls der Harze, ein dickeres, dem Steinöle ähnliches. Die Bernsteinsäure entwickelt sich, wenn man pulverisirten Bernstein destillirt, fie sublimirt sich beim Erkalten der Dämpfe als ein festes Salz und schießt bei dem weitern Proceß in nadelförmigen, farben losen Krystallen an.

So viel von der äußern Gestalt, der Beschaffenheit im natürlichen Zustande, dem Bruch, der Farbe, der Elektrizität und der chemischen Analyse des Bernsteins.

Jest wird die Frage aufgestellt:

Was ist denn eigentlich der Bernstein; welches ist sein

Ursprung, seine Entstehung; ist er ein rein mineralisches
Erzeugniß, oder gehört er uranfänglich einem andern
Naturreiche an?

Die Antwort lautet:

Er ist ein mineralisirtes Pflanzenharz.

Die Naturforscher haben sich lange darüber weidlich den Kopf zerbrochen, ob der Bernstein rücksichtlich seiner Erzeugung und jeßigen Beschaffenheit dem Pflanzen- oder dem Steinreiche zuzuweisen sey. Sie haben sich in zwei Partheien getheilt; die eine hat sich für dieses, die andere für jenes erklärt. Auf beiden Seiten steht eine Zahl bes rühmter Namen.

Mögen die, die den Bernstein dem Steinreiche vindiciren, mit ihren Meinungen und Behauptungen voranstehen. Unter den ålteren behauptet Kircher (in arte magnet. L. III. c. 3. und im mundo subterr. L. VIII. c. 3.)► der Bernstein sey ein Erdpech, welches in der Erde durch Gånge dem Meere zugeführt, von diesem ans Ufer geworfen, daselbst durch Sonne und Luft getrocknet und zum Stein verhärtet werde; weiterhin führten die Wellen diese verhärteten Massen wieder zurück ins Meer, wo sie -fortgerollt, herumgeworfen in größere und kleinere Brocken zerstückt, die Gestalt erhielten, in welcher sie gefunden werden.

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Andere halten den Bernstein für ein verhärtetes Steinól. Dergleichen entzündbares mineralisches St in verschiedener Farbe, weiß, gelb, röthlich, auch sogar schwarz in Italien, in den Inseln des Archipels, in einiger Gegenden Frankreichs vorkomme, woraus in der Erde durch Beimischung scharfer Salze der Bernstein, mittelst Erhårtung entstehe. Und da die Ostsee und ihre Küsten der Hauptfundort des Bernsteins find, so haben mehrere Naturkundige, unter andern Vogel in seinem Mineralsystem

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