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ten vom ersten Anfange an schon die jeßige Größe gehabt, urplöhlich im Weltenraum erschienen seyn, und sich jezt als todte Massen in einem todten Himmelsraum herumwälzen. Nur Leben verstattete man auf der Oberfläche des Erdplaneten, allenfalls auch auf der Oberrinde anderer Planeten, aber schon nicht gern auf der Sonnens rinde. So stellte man dem höchsten Urquell des Lebens, einen todten Himmelsraum, todte Sonnenwelten gegenüber, und ließ in diesem unermeßlichen Reiche des Todes einzelne Pünktchen in Lebensgluth glänzen. Grashálmchen und Würmchen lebten, Himmel und Erde aber wären todt.

Nach solchen Vorstellungen konnten leicht Sonnenkörper zu glühenden Metallmassen zusammenschmelzen, Kometenkörper in Küchenfeuern brennen, und der Erdkörper bald aus Schlacken einer geschmolzenen Masse, bald aus ausgetrocknetem Schlamm und Morast zusammenbacken. Zwei feindliche Elemente, Feuer und Wasser, sollten Er zeugerin des armen Erdplaneten seyn. Während um ihn Sonnen und Kometen glühten und brannten, verlebte er feine lange Jugendzeit im Wasserbade. Freilich war er in jenen lange dauernden Zeiträumen eine unnüße Masse, denn damals lebten noch nicht auf ihm, fondern erst sehr spåt denkende Wesen, welche das Lob der Gottheit an-zustimmen vermochten.

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Bei den jezigen feinen chemischen Untersuchungen of fenbaren sich die Lebenskräfte des Erdplaneten im Zersehen und Bilden, selbst in vielen Erscheinungen auf der Erdrinde nicht ganz unverständlich. Gern möchte man dem Erdkörper ein eigenthümliches Leben zugestehen, kann sich aber nicht gut von den schon in der Jugend erworbe nen Ansichten und zur Gewohnheit gewordenen, von Thier

und Pflanzenleben entlehnten Begriffen des Wortes Leben trennen. Trågt man thierisches Empfinden schon auf das Pflanzenleben, selbst auf das geistige Leben über, so soll auch planetarisches und solaris sches Leben, ja sogar das Leben im großen Weltenraume in ähnlichen Empfindungen sich äußern. Es wird dann die seltsame Frage aufgeworfen: „Man wird doch nicht annehmen wollen, daß ein Planet, gleich einem empfindenden Wesen, um sein selbst willen vorhanden seyn könne?"

Um die Vertheidiger des planetarischen Lebens wieder zum Glauben an ein todtes Zeltgebäude zurück zu bringen, zeigt man ihnen in den gemischen Werkstätten menschliche Kunst-Erzeugnisse, welche mit sehr kleinen Theilen der Erdrinde eine nähere oder entferntere Ähnlichkeit, haben. Man glaubt, planetarisches Leben hinlänglich widerlegt zu haben, wenn man darthut, daß Krystalle durch Ansehen von außen sich vergrößern; folglich (?) könne auch eine Quarzdruse nicht wie ein Schramm aufschießen, folglich (?) bilde sich auch der Erdkörper nicht von innen nach außen, sondern gerade umgekehrt aus.

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Offenbar wird hier ein sehr kleines Rindetheilchen eines Planetenkörpers, die Quarzdruse, einem vollständigen, mit eigenthümlichen Lebenskräften ausgestatteten organischen Gebilde, dem Schwamm gegenübergestellt, und dann verlangt, daß in beiden Körpern die selbstständigen Lebenskräfte dieselben seyn, und auf gleiche Art sich thätig zeigen sollen. Wer stellt aber wohl eine verhärtete Schleimdrüse im thierischen Körper dem Elephanten oder gar dem menschlichen Körper gegenüber, und verlangt gleiche Äuße rungen der Lebenskraft? Und doch ist hier in beiden Körpern thierische Lebenskraft thätig, bei der Quarzdruse

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und dem Schwamm aber zwei sehr von einander abweichende Arten der Lebenskräfte. Wer möchte wohl die Erscheinun gen des Pflanzenlebens aus den menschlichen Nachbildun gen der Früchte in Zucker oder Wachs zu erklären suchen, oter gar behaupten, daß die Frucht am Baume eben so entstanden sey, wie ihre Nachbildung in der künstlichen Masse?

Wer zu solchen Waffen greift, um seiner Meinung den Sieg zu verschaffen, der kann freilich auf das Anschießen der Krystalle in einer Alaunfabrik hinweisen, und nun wähnen, die Bildung des Erdkörpers durch selbstständiges inwohnendes planetarisches Leben widerlegt zu haben. Gönnen wir ihm gern den vermeintlichen Sieg, laffen ihm seine todte Erde, die topten Sonnen, den todten Him-*. mel. Wir erheben den Blick zu dem Urquell alles Lebens, dessen Ruhm die Himmel verkünden, und dessen Schöpfung die Feste preiset.

Krüger.

VI.

Wie hat sich in der frühesten Zeit das Mens schengeschlecht auf der Erde verbreitet?

Die

Die Schicksale des Menschengeschlechts in seinem Kindheitsalter umhüllt ein geheimnißvolles Dunkel, das völlig zu erhellen wir uns vergebens bestreben. Hierin haben das ganze Menschengeschlecht und die einzelnen Menschen fehr vieles mit einander gemein. Beiden vergeht die frůhesté Jugend in völliger Bewußtlosigkeit. So wenig der Mann seinem eigenen Gedächtniß zu entnehmen vermag, sondern sich cuf Erzählungen älterer Personen verlassen muß, was ihm in zarter Kindheit widerfuhr, eben so wenig kennt das Menschengeschlecht seine erste Jugendgeschichte. Dem gänzlichen Mangel an solchen Nachrichten läßt sich auch nicht durch ältere verwandte Mitglieder der Erdenschöpfung`abhelfen.

Vereinzelt steht das Menschengeschlecht auf der Erde, und weit erhaben über alle Mitgeschöpfe, deren keines im Besit der geistigen Lebenskraft ist, durch welche der Mensch sich an die Bewohner des großen Weltenraums anschließt. Auf Erden ist demnach keine Kunde von den ersten Schicksalen des Menschengeschlechts zu erlangen; fie

muß uns durch früher im Weltenraum vorhanden gewe fenes geistiges Leben ertheilt werden. Ob es geschehen sey, ob wirklich in der Jugendzeit des Menschengeschlechts ein Einwirken höherer geistigen Kräfte Statt fand *), und ob dieses allgemein war, oder sich auf einzelne Personen beschränkte, alle solche Untersuchungen können jezt hier nicht angestellt werden, sondern müssen einer andern Zeit vorbehalten bleiben.

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So viel bemerken wir nur, daß, wenn es höhere Of fenbarungen gab, und daß es solche gab, darüber ist das ganze Alterthum einstimmig, sie nicht immer nöthig hat ten, unmittelbar von der Gottheit auszugehen, oder auf eine andere wunderbare Art einzutreten, sondern sie konn ten ebenfalls durch natürliches Einwirken der im großen Weltenraum thätigen Kräfte des geistigen Lebens möglich gemacht werden. Vielleicht haben sie bis jest nicht auf gehört, nur werden sie von den Menschen nicht als solche erkannt, so wenig wie andere Kräfte dieses Weltenraums. Wie lange ist es her, daß wir einige Erscheinungen des Galvanismus kennen gelernt haben? und doch ist derselbe schon seit undenklichen Zeiten thätig gewesen.

Wird die Aufmerksamkeit unserer Naturforscher mehr auf den Weltenraum gerichtet, und dieser nicht, wie bisher, für einen öden, leeren Naum ausgegeben; so werden sich die Ansichten von der Natur sehr erweitern, und Vieles als natürliche Erfolge mächtiger Naturkräfte (auch das geistige Leben ist ja ein Theil der großen Schöpfung), erscheinen, was früher als Wunder angestaunt wurde. Dann möchten sich auch menschliche Kenntnisse der Kör

*) Krüger's Geschichte der Urwelt. 2 Theile. Quedlinburg 1822 und 1823. 8. Th. 1. S. 30.

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