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Merkwürdige Ausgrabungen in Böhmen und Mahren, im 17ten Jahrhunderte.

Unter

nter diesem Titel hat mir der würdige Hr. Pfarrer, Pef check zu Lückendorf und Oybin bei-Zirtau, einen Aufsag für d ́s Archiv mitgetheilt, welcher Auszüge aus mehrern seltenen Büchern des 17ten Jahrhunderts enthält. Er sagt darin in seinem Briefe an midy:

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„Als ich zu einem gewissen literarischen Zwecke das große Werk Balbins über Böhmen durchsuchte, stieß ich nebenbei auf manche Nachrichten von merkwürdigen Ausgrabungen, welche ich nicht unbemerkt lassen wollte. Sie geben Materialien zur Bermehrung Ihrer Sammlung von solchen Nachrichten, deren Menge doch endlich zu sichern Resultaten führen kann. Sollte noch Niemand den Balbin in dieser Hinsicht gebraucht haben, so können Sie das Mitfolgende in Ihrem Urchív åbdrucken lassen. Die wichs tigste Nachricht ist wol die von der Mumie. - Eine aus Aegyp= ten einst gekommene ist es wohl nicht, da von Binden gar nicht die Rede ist. Die angeführten Werzte kannten wol das Mumiens wesen nur aus dem damals in den Apotheken gangbaren Artikel: Mumie. Schade, daß gar keine genauere Beschreibung des Schädels jenes Todten gegeben ist!”

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Ich lasse nun den Auffah selbst hier folgen und bemerke nur im Allgemeinen bei diesen Nachrichten aus Schriftstellern des 1617ten Jahrhunderts, daß man sich auf ihre Angaben nicht sicher verlassen kann; weil sie zu wenig mit der Zoologie bekannt was ren und oft Thier- und Menschenknochen mit einander verwechselz ten. Daher denn Riesen von 60 und mehr Fuß hoch entstanden, die aus Knochen von mehrern Thieren der Urwelt zusammengesezt wurden. Denn wie läßt sich ein Menschenschädel gedenken, den zwei Menschen nicht umspannen können, oder Schenkel von Menschen von 26 Fuß Långe? Dies waren vermuthlich Glie: der von einem Mammuth oder Megatherium Doch zur Sache. Unterirdische Merkwürdigkeiten haben von jeher bei Aufgrabungen die Zeugen derselben in Verwunderung geseßt, wenn auch ehedem nicht auf Resultate geführt. Nachrichten sind genug in alten Geschichtbüchern aufgezeichnet, welche das Archiv für die neuen Entdeckungen aus der Urwelt nebenbei auch mit aufsammeln sollte.

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Das Werk über Böhmen, das der unermüdete Forscher Bohusl aus Balbinus, Prag. 1679. 11. L. ausz gearbeitet hat, enthält auch einige Nachrichten von merkwürdigen Ausgrabungen, welche hier mitgetheilt werden sollen.

Zu Leippa fand man (er sagt nicht: wann?) in den Steinbrüchen eine große Menge Ochsenhörner, über ́deren Vorhandenseyn man sich nicht minder verwunderte, als über ihre steinartige Schwere. Balbin hielt sie wie damals viele Gelehrte, für ein mineralisches Naturspiel. (S. Balbini Miscellanea historica regni Bohemiae. Lib 1. p. 114.) Es war ihm bekannt, daß man in Thüringen, Mähren, Schlesien, Meißen u. s. w. mehr dergleichen gefunden habe und er führt Sennerts Meis nungen an, (in Epit scient. natur. V. 4.) daß es mineralische Produkte seyen, und es ein großer Irrthum sey, fie von wirklichen Thieren und von der Sündfluth herzua

teiten. Sennert berichtet zugleich, daß man in Böhmen nicht bloß Hörner, sondern auch andere Knochen, auch unbekannter Thierarten bei Bergarbeiten gefunden habe, welches aber alles Naturspiele seyen.

Im Kloster Ossek bei Töplih, unweit des alten Schlosfes Riefenburg, im Leitmerizer Kreise, zeigt man Rippen und Hüftknochen von ehemalien großen Menschen. pag. 114.

Im Kloster Brewnow bei Prag fand man vor einigen Jahren beim Graben eines Grundes eine Höblung, welche ein Riesengerippe und 4 andere menschliche Körper enthielt *). Balvin beruft sich auf Prager Geistli che, welche sie gesehen und Hirnschalen, Glieder und- Rippen in die Hände genommen und sie für wirkliche Knochen (nicht Mineralien) erkannt hätten. Hierbei erinnert er an die Nachricht von einem Riesenskelett, welches der böhmische Chronist Hagek beim Jahre 785, bei Tetin gefunden, beschreibt. pag. 114.

Als Augenzeuge erwähnt Balbin verschiedener, in der Kiniteiner Höhle in Mähren ausgegrabener Hörner, Schädel und Schnåbel unbekannter Thierarten, namentlich eines Kopfes mit langem Rachen und einigen Zähnea, den er einen unvollständigen steinernen Drachen nennt **). Er hatte einige Stücke mit nach Brünn genommen. p. 116.

*) Wåre dies Riefengerippe ein urweltliches Geschöpf gewesen, wie zu vermuthen ist; so hat man ein Beispiel mehr, daß Menschen und urweltliche Thiergebeine sich vermischt unter einander finden, woran man bis jezt zweifelte.

**) Sollte dies nicht das urweltliche Geschöpf gewesen seyn, wels ches balb Bogel und halb Vierfüßler war und welches Oken in seiner Naturgeschichte unter dem Namen; fliegender Drache,

Bei Kuttenberg finde man, sagt er ebendaselbst, oft Massen von Rippen, Kniescheiben, Armen und Beinen, welche er aber für Steine solcher Gestalt hält. Bei Grundlegung des Jesuiter-Collegiums zu Kuttenberg fand man menschliche Schädel und Gebeine, welche ganz versteinert waren.

Beim Schlosse Swamberg fand man, erzählt Balbin in den Zusätzen zu seinem ersten Buche, vor 11 Jahren frumm gebogene Zähne, nicht wie Eberzähne, sondern ganz rund, welche die Schloßbewohner aufbewahrt haben werden. Das müffen, sagt er, entweder die Knochen jest unbekannter Thiere, oder aus der Fremde gekommene oder mineralische seyn. Die Natur ahme auch im Schooße der Erde die Gestalten der lebendigen Geschöpfe nach!

Von der bekannten Erscheinung von Muscheln im Sandsteine giebt Balbin vielfältige Beispiele; z. E. daß die Kirche im Kloster Sedlez und die Barbara-Kirche zu Kuttenberg mit solchen Steinen gepflastert sey. p. 116.

Zu Odolka, 2, Meilen von Prag, findet man unzäh lige Muscheln, völlig gleich den Muscheln, welche Pilger aus der Fremde mitbringen, im Gestein, theils gestreifte, theils mit ziegelartiger Abstufung; und zwar liegen sie in geraden Linien im Gesteine. Solche Steine findet man dort auch auf Äckern, imgleichen auch auf dem Kirchhofe daselbst. p. 118.

Bei Groß-Leippa, unweit Cadan, giebt es in einem Steinbruche viel Muschelstein. In den Felsen bei Klomin

hat in Kupfer stechen lassen?
eines Höhlenbåren ?

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Oder waren es Ueberreste

im Kaurzimer Kreise finden sich nicht allein Muscheln, son dern auch versteinerte, Baum blätter, ingleichen viele Conchylien, Schnecken, Gewürme und Schlangen, versteinert. Er erklärt es entweder für Naturspiele und Versuche des Bildungstriebes, oder nimmt es als Versteinerung an. Dann führt er an, wie Conrad Geßner, aus dem Agricola von Pektiniten u. s. w. spreche und wie man Muschelsteine im Stadtgraben zu Hildesheim finde. Aus Jonston berichtet er, daß man in Böhmen aus verSteinertem Holze Wetsteine mache. p. 119.

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Von einem 1556 in den Bergwerken zu Joachimsthat versteinerten ganzen Baume, einer großen Buche, spricht er p. 83. und führt dabei Boëtius de Gemmis, JI. 295. an. Sie habe noch die Blätter gehabt. - In Falkenau fand man versteinerte Tannen, bei Brúnn einen versteinerten Eichenstamm, im Elnbogener Kreise Böhmens große versteinerte Tannen, in deren Spalten goldgelbe Feuersteine waren.

In der Iwans-Höhle, beim Kloster ́Skal (einer Tropfstein Höhle) fand man bei einer Steinbrecherei, mitten im Gesteine, ein Messer. (In den Additamentis.)

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Um Kunnetizhafora, im Königingråzer Kreise, fand man in der Erde viele Töpfe, denen zur Vollkommenheit nur die Glasur fehlte. Frauen nahmen sie, an der Sonne getrocknet, zum Kochen. Solche habe man auch (nach Mishow hist. Polon) in Groß- Polen gefunden. Jonston (in Thaumat Nat. IV 14.) halte sie für Todtenurnen; allein man finde sie nicht in Grabhügeln, sondern in Thongruben; sie hätten nicht die Gestalt der Urnen, enthielten auch keine Asche. Vermuthlich habe die Natur den Menschen einen Fingerzeig geben wollen,

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