Page images
PDF
EPUB

Über die Bildung der Ordnungszahlen siehe das Kapitel der Steigerung.

Zahladverbien haben wir im Englischen nur once, twice, thrice, Formen die im Ags. nicht vorhanden sind, welches dafür aene, tviva, priva gebraucht. Ihre Erklärung s. unten bei den Adverbien.

[blocks in formation]

Wir wenden uns jetzt sogleich zur Steigerung, um die mit dem Nomen vorgehenden Veränderungen zu beendigen. Die Steigerung steht nicht auf einer Stufe mit der Deklination, sie ist eine vorübergehende Wortbildung wie die Mittelwörter und nimmt in ihrem Charakter als Wortbildung auch noch die Deklination an, die sie freilich im Englischen wieder verloren hat. In einzelnen Fällen sind solche vorübergehenden Wortbildungen erstarrt und haben den Schein einfacher Eigenschaftswörter oder Adverbien angenommen.

Die deutschen Sprachen haben für die Steigerung ursprünglich zwei gänzlich verschiedene Formen; die eine ist noch fühlbar und lebendig, die andere veraltet und ungefühlt, nur noch in einzelnen Überresten erhalten. Dieselbe Zweiheit der Formen finden wir auch im Sanskrit, im Zend, im Griech. und Lateinischen. Wir haben im Sanskrit für den Komparativ die Endungen -tara und -îyas, im Zend -tara und -is, im Griech. -TεOOS und -ων, im Lat. - ter (alter, uter, neuter) und -ius (woraus -ior); für den Superlativ im Sanskrit -tama und -ishta,, ebenso im Zend, im Griech. -tatos (für tautos?) und -cotos, im Lat. -timus (-imus) und das veraltete -stus (vetustus, robustus). Trotz mancher Abweichungen, auf deren Erklärung wir hier nicht eingehen können, lassen sich doch aus dieser Vergleichung als Komparativkonsonanten r (oder tr) und 8, als Superlativkonsonanten m (oder tm) und st erkennen. Dieselben doppelten Formen finden sich nun auch im Deutschen; die zweite ist die gewöhnlichere`geworden, nur hat sich das s des Komparativs durchweg in r verwandelt; nur das Gothische hält noch die Mittelstufe zwischen s und r im ≈ fest. Die erste Steigerungs

form ist die veraltete; das ihr ursprüngliche derselben ist in den meisten Fällen weggefallen.

Heut zu Tage sind der Steigerung nur noch die Eigenschaftswörter und zum Theil auch die Adverbien fähig, aber nur die adjektivischen; beide werden wir zusammen behandeln, da die Steigerung beider jetzt bis auf wenige Ausnahmen zusammenfällt. Wir werden nachher sehen, dass früher auch Fürwörter, Zahlwörter und Verhältnisswörter Steigerung erfahren haben.

1. Steigerung der lebendigen Form.

S. 151.

Regelmässige Steigerung. Umlaut.

Der Komparativ wird durch er (ags. re ahd. iro goth. iza) der Superlativ durch est (goth. ists) gebildet. Der auslautende Wurzelkonsonant nach kurzem Vokal wird bei der Steigerung verdoppelt, big bigger, hot hotter, thin thinner u. s. w., eine rein orthographische Veränderung.

Im Ags. war bisweilen noch Umlaut mit der Steigerung verbunden; das Englische liefert davon noch einen Überrest in den Formen elder und eldest (die Komparativform elder wird auch als Hauptwort gebraucht mit dem Mehrheits-8), neben denen jedoch auch die nicht umlautenden Formen older und oldest vorhanden sind. Die doppelte Form hat Spaltung der Bedeutung hervorgerufen ; die umlautenden Formen bezeichnen nicht das wirkliche hohe Alter, sondern nur die Verschiedenheit des Alters zwischen mehreren Personen oder Dingen derselben Art, z. B. the eldest of the sisters, my eldest brother, Pliny the elder u. s. w., während older und oldest den Begriff des wirklichen hohen Alters enthalten. Ganz genau ist übrigens dieser Unterschied nicht beobachtet. Bei Chaucer findet sich auch noch lenger = longer ags. lengre.

Die Adverbien werden jetzt gerade wie die gleichlautenden Eigenschaftswörter gesteigert; nur wenige Adverbien, denen kein gleichlautendes Eigenschaftswort zur Seite steht, haben Steigerung; nämlich die Wörter soon und often. Beispiele der ursprünglich andern Form der Adverbialsteigerungen werden die folgenden Paragraphen liefern.

S. 152.

Steigerung durch verschiedene Wortstämme bei demselben

Begriff.

Merkwürdig ist die Übereinstimmung in den meisten Sprachen des indogermanischen Sprachstammes, dass eine Anzahl der geläufigsten Adjektivbegriffe die Steigerung von anderm Stamme, als der Positiv ist, bilden. Namentlich sind es die Begriffe gut, schlecht, klein, gross, viel, wenig, in denen fast alle Sprachen wenigstens in ihrer ältern Gestaltung übereinstimmen, denn die neuern Sprachen streben überall danach, dergleichen Unregelmässigkeiten zu verbannen. Einige Beispiele werden dies noch näher zeigen. Begriff gut griech. αγαθός, αμείνων, ἄριστος auch βελτίων, βέλτι στος, κρείσσων, κράτιστος und λώων, λῶστος; lat. bonus, melior, optimus; Begriff schlecht, gr. κάκος, κακίων, κάκιστος regelmässig, daneben aber χείρων, χείριστος, ἥσσων, ἥκιστος lat. malus pejor pessimus ; Begriff gross μέyaç μrišov μéɣiótos, lat. magnus major maximus; Begriff klein uixqoç έháбoov ἐλάχιστος daneben μείων und μεῖστος lat. parvus minor minimus u. S. W. Vgl. Grimm Gr. III. 600—620. 657 ƒ. Ausser diesen Begriffen, in deren Steigerung fast alle Sprachen übereinstimmen, hat fast jede Sprache noch einzelne Begriffe, in deren Steigerung sie mehr oder weniger allein diese Unregelmässigkeit beobachtet. Möglich wird diese Steigerung dadurch, dass für so geläufige Begriffe wie die genannten der ältern Sprache mehrere und mehr Wörter als der heutigen zu Gebote standen, von denen eins zum Positiv, ein oder mehrere andere zum Komparativ und Superlativ verwandt wurden, Der Grund dieser Steigerung dürfte aber darin liegen, dass man die schon im Positiv häufig gebrauchten Wörter im Komparativ und Superlativ vermied, um der Einförmigkeit, die dadurch herbeigeführt worden wäre, zu entgehen. Die neuere Sprache macht sich aus solcher Einförmigkeit nichts

mehr,

Im Englischen haben wir von solchen aus mehrern Stämmen gemischten Steigerungen nur noch vier:

[blocks in formation]

1. good better best. better goth. batiza ahd. pexiro ags. beter. Im Altenglischen ist noch die Adverbialform des Komparativs bet goth. bats (mit komparativem s) nhd. veraltet bass vorhanden. Der Stamm ist bat. Das Neuenglische gebraucht, wie das Nhd., die adjektivische Komparativform auch für das Adverbium. Superlativ best goth. batists ags. betest, betst.

2. bad worse worst. Goth. vairsiza vairsists ahd. wirsiro

wirsist mhd. wirser wirsest ags. vyrsa vyrst. Der Komparativ des Adverbiums lautet im Goth. vairs ahd. wirs (nhd. noch unwirsch) ags. vyrs altengl. verr statt vers. Der Augenschein lehrt, dass das E. worse ags. vyrsa zu vairsiza im Verhältniss eines Positivs zum Komparativ steht; das ags. vyrsa ist indessen ebenfalls Komparativ, so gut wie die oben angeführten Adverbien vairs, vyrs u. s. w. Das Goth. und Ahd. haben daher doppelte Komparative, aber beide derselben Form, denen die von Schriftstellern des 15. und 16. Jahrh., namentlich von Shakespeare gern gebrauchten Formen worser und worsest entsprechen. Heutige Mundarten wie z. B. Ostangeln bieten noch dieselben Formen. Im Altenglischen finden wir auch die Formen werre und worre, und im Schottischen ́und im Norden von England waur und war gemeinschaftlich für Adjektiv und Adv. gebraucht, Formen, die wahrscheinlich ursprünglich Adverbialformen und wie das altnord. verr aus Assimilation des s zur zu erklären sind.

3. much more most. Schon der Positiv much altengl. moche, muche ist wahrscheinlich Adverbialform, nicht Adjektivform. Diese lautet ags. mycel goth. mikils, ahd. mihhil mhd. michel altengl. mickle schott. noch muckle und bedeutet eigentlich gross, ein Begriff, der auch im Nhd. mehr und meist zu viel umgeschlagen ist.

Der Zusammenhang dieses Wortes mit dem griech. μéyas lat. mag-nus ist nach den Gesetzen der Lautverschiebung nicht zu bezweifeln. Der Komparativ lautet goth. maiza, dem ahd. mèro ags. mâra E. more entsprechen. Vergleicht man damit lat. magis gr. μɛilov, so ist es wahrscheinlich, dass wir in der gothischen Form eine Auflösung des ursprünglichen noch nicht von der Lautverschiebung berührten g haben. Goth. mikils und maiza E. much und more wären demnach zwar von einem Stamm; aber maiza und more dessenungeachtet nicht die wahren Komparative zu mikils und much, sondern zu den ursprünglichen Formen mag oder meg. Die Superlativform most ist goth. maists ahd. meist ags. maest und entspricht dem griech. μέylotos lat. magist-er.

Das altenglische mo schott. mae sind Adverbialformen: ags. mà goth. mais lat. magis.

[ocr errors]

4. little less least. Der Positiv little klein ist das goth, lutils ags. lytel ahd. luzil alts. luttil; das altengl. lile und das mundartliche leet (West E.) scheint ursprüngliche Adverbialform zu sein wie altn. lit für litit und dänisch lidt für liden. Komparativ less ags. lässa goth. lasivôza vom Eigenschaftswort lasivs schwach. Superlativ least ags. läst goth. lasivôsts altfries. lèrest. Das Adverbium des Komparativs ist Ags. läs E. less. Die Mundarten bilden zum Theil die regelmässigen Formen littler und littlest von little (z. B. Aberdeen), oder sie bilden auch von dem Komparatiy less neue Komparativ- und Superlativformen lesser und lessest (auch leasest East Anglia). Der Komparativ lesser ist auch in die Schriftsprache aufgenommen, ich finde ihn schon bei Fuller (um 1650).

In Mundarten mögen sich noch einige Spuren der mehrstämmigen Steigerung finden, wie z. B. das Komparativadverbium helder (Halifax) im Sinne unseres lieber. Auch das Altn. hat keinen Positiv zu seinem heldr und helst als giornan ags. georne nhd. Vollkommen entsprechend scheint das deutsche mundartliche

gern. halter.

$. 153.

Verdoppelung der gewöhnlichen Steigerungsformen. Einzelne Belege dazu haben wir bereits kennen lernen in den Formen lesser, worser, worsest. Dieselbe Verdoppelung haben wir in den Formen nearer und nearest nhd. näher und nächst. Der ags. Positiv ist neah goth. nèhva, E, noch nigh, der Komparativ nearre, der als neuer Positiv betrachtet wird, der Superlativ nyhst, nehst, woher E, next. Die doppelten Superlativformen haben wiederum eine Spaltung der ursprünglichen Bedeutungen des nah veranlasst; nearest ist der Nächste im Raume, next der Nächste der Folge nach,

Auch im Nhd. fehlt es nicht an Beispielen dieser Verdoppelung; ich erinnere nur an mehrere und mehrst, ersterer, letzterer,

S. 154.

Die Formen far, farther, further, farthest, furthest,
furthermost, first.

Die Grammatiker pflegen anzugeben, dass von far doppelte Steigerungsformen farther und further, farthest und furthest

« PreviousContinue »