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kommenheiten einer so schönen Erscheinung, wie sie das Leben des Heros der deutschen Poesie darbietet; er ist ihm, wie einst Wielanden, „der herrliche Gottes-Mensch, an dem und das weist der Verfasser eben nach nichts verloren geht", und nur ungern und fast gezwungen wendet er sich, und mit Trauer der Erwägung dessen zu, was die Welt, deren Blicke eine so hervorragende Erscheinung, wie Goethe ist, immer von Neuem auf sich zieht, an Unvollkommenheiten an ihm entdeckt und in geflissentlicher Weise und hinlänglich sorgsam an's Licht gestellt hat. Es wäre thöricht, ein solches Verfahren des Verfassers durch eine zweideutige Benennung, wie die eines Goethekultus" verurtheilen zu wollen. Man könnte so auch bei Winkelmann von einem Laokoon-, Apollo-, Herkuleskultus sprechen und würde sich damit sehr schief ausgedrückt haben. Wir können es aus dem Buche herausfühlen, dass der Verfasser dieselbe edle Humanität in der Betrachtung und Beurtheilung aller Erscheinungen des menschlichen Geistes, die überhaupt solcher Betrachtung werth sind, beweisen würde, dass eine reine, selbstsuchtlose Freude ihn bei Allem bewegt, was die Menschheit Herrliches hervorgebracht hat. Zum vollen Verständniss einer Persönlichkeit gehort freilich auch, dass man die Unvollkommenheiten und Fehler derselben bezeichnet als das was sie sind, und das hat der Verfasser bei Goethe auch in aufrichtigster Weise gethan. Wir glauben sogar, dass er in einigen Punkten dabei mit zu peinlicher Gewissenhaftigkeit verfabren ist, oder vielmehr dem in Curs gesetzten Gerede zu viel Bedeutung eingeräumt hat. Das ablehnend-vornehme, sei es auch zuweilen - gewiss doch nicht immer abstossende Wesen des Ministers in späteren Jahren ist es als tadelnswerther Charakterzug in dem Wesen des Mannes zu bezeichnen? Wir zweifeln daran, sobald wir uns vorstellen: wie er denn hätte anders sein sollen und können in den Verhaltnissen, in denen er sich bewegte und denen er als verstandiger Mann, der dabei auch nicht Lust hatte immer geschoren zu sein, Rechnung tragen musste. Auch das Christenthum Goethe's möchte der Verfasser retten, was immer ein verfängliches Unternehmen bleiben wird, weil die, welche ihn in diesem Punkte verdammen, doch nicht überzeugt werden können, da er in der That ein symbolgläubiger Christ nicht gewesen ist. Diejenigen aber, welche die christliche Religion mit freierem, in die Tiefe ihres Wesens dringenden, umfassenderen Sinne ergriffen und demgemäss auch in Goethe's Werken das Wehen des christlichen Geistes verspürt haben, erwarten wohl Andeutungen darüber in dem Werke des Verfassers, verzichten aber gern in dieser Hinsicht auf eine Vertheidigung Goethe's gegen seine Gegner. Beiläufig ist es uns immer wunderlich vorgekommen, wenn von der Seite eines sehr engherzigen Christenthums auf ein Wort Goethe's aus späterer Zeit: dass er in seinem Leben nicht zwei Stunden, oder, wie der Verfasser das Wort anführt, nur wenige Wochen lang vollkommen glücklich gewesen sei, ein so grosses Gewicht gelegt und der Gedanke daran geknüpft wird, er würde eben bei einer specifisch christlichen Ueberzeugung glücklicher gewesen sein. Es ist aber offenbar, dass in dem Sinne, wie Goethe es meint, schwerlich Jemand, sei er Symbolgläubiger oder ein Anderer, von Glücklichsein reden kann. Wir glauben auch, je höher Jemand geistig sich vollendet und je mehr Energie seine Sittlichkeit gewinnt, überhaupt, eine je bedeutendere Stelle er in dem Ganzen der Menschheit einnimmt, desto weniger Augenblicke seines Lebens werden ihm zu Theil werden, in denen er sich sagen kann: er sei glücklich. Das ist nun einmal das Schicksal des Menschen, und wir können vielleicht anch ahnen, warum es so ist. Für sehr gelungen sehen wir die Betrachtang und das Urtheil über den Mangel an deutschem Patriotismus an, die freilich, weil sie für die Jahre von 1771 bis 1775 noch nicht von eingreifender Bedeutung sein konnten, nur in allgemeinen Andeutungen gegeben sind. Es konnte sich dabei nicht um eine Vertheidigung des Mannes handeln, sondern nur um eine Nachweisung, dass auch dies Verhalten aus dem in

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nersten Wesen des Mannes hervorgegangen sei und Goethe eben nicht anders sein konnte. Bedenklicher ist das für die Entstehung der Goethe'schen Werke so bedeutungsschwere Verhältniss zu den Frauen, mit denen Goethe in Berührung kam. Leichtsinn ist da nicht fortzuleugnen und wird auch vom Verfasser zugegeben. Man kann da nur mit einem non omnia possuinus omnes durchhelfen, welches der Verfasser auch redlich angewandt hat, obgleich er mit Recht nachweist, in wie inniger Beziehung die Entstehung der Hauptwerke Goethe's grade zu dem Verhältniss zu den Frauen steht Die wandern nun mit den Goethe'schen Werken hin in die Unsterblichkeit und mit ihnen Lotte's Gemahl, der freilich keine grosse Freude an der Art und Weise haben konnte, wie er durch den Goethe'schen Roman zu der Ebre poetischer Unsterblichkeit gekommen ist. Siegreich konnte die Beweisführung für die oft, sogar früher auch von Schiller angezweifelte Herzengüte Goethe's sein, die durch mannigfache, zum Theil erst später in ihr volles Licht getretene Züge unzweifelhhaft bewiesen ist. In dieser Hinsicht bieten die ihn umgebenden Personen viel grössere Schwächen als Goethe dar. Wir wenigstens sind überzeugt, dass Goethe niemals sich über Glücksbegünstigungen eines Andern so kleinlich und offenbar missgünstig geäussert haben würde, als Schiller es in dem Briefe an Körner über den sorgen- und geschäftsfreien Aufenthalt Goethe's in Italien gethan hat. So etwas lag seinem Charakter doch sehr fern.

Das sind ungefähr die Vorwürfe, die der Person Goethe's gemacht worden sind, und die der Verfasser, der sich an mehreren Stellen ausdrücklich gegen die Annahme verwahrt, dass er eine Lobre le auf Goethe schreiben wolle, redlich berücksichtigt. Aber des Herrlichen, wahrhaft Schönen, dessen, woran man sich von Herzen erfreuen kann in dieser Menschenerscheisung, ist doch unendlich mehr und legt sich in der Darstellung des Verfas ners in durchsichtiger Klarheit zu Tage. Auch bei diesem Buche drängt sich von Neuem die Bemerkung auf, dass es wohl wenige Menschen ausser Goethe giebt, die, während man so viel von ihrem äusseren und innern Leben weiss als von ihm was weiss man denn in beiderlei Hinsicht viel Aчthentisches von Dante oder Shakspeare? doch eine so reine und schöne Ausgestaltung einer Seite der Menschheit darstellen, als grade er. Der Verfasser des vorliegenden Buches ist offenbar und mit Recht der Ansicht, dass eine noch genauere Kenntniss der Einzelnheiten des Goethe'schen Lebens das Bild des Mannes, wie er es aufgefasst hat, nicht trüben, oder auch nur verändern würden; er wünscht für manche Abschnitte noch genauere Quellen und wären es auch klatschhafte Berichte nach Art der Bottiger'schen über die Weimarer Zustände. Es mag auch wohl noch Manches dahin Gehörige zu Tage kommen, aber die wesentlichen Züge stehen fest, und für die wichtige Periode aus Goethe's Leben, von 1771 bis 1775, sehen wir das Werk Abeken's als abschliessend an. Die Absicht des Verfassers war: „jene Jahre wie eine Knospe darzustellen, aus der sich so Grosses entwickeln und entfalten sollte; eine Knospe freilich, die im Einzelnen schon zugleich die schönste Blüthe und die reifste Frucht ist ;" er wollte den Boden schildern, durch dessen Kraft und Säfte der genährt werden musste, der nach Italien gelangt, schreiben konnte: ich zähle einen zweiten Geburtstag, eine wahre Wiedergeburt von dem Tage, da ich Rom betrat." Diese Absicht hat der Verfasser vollkommen erreicht; er hat das Wesen des Jünglings in allseiti ger Beziehung dargestellt und verfolgt die in jener Periode angelegten Faden, soweit es zum Verständniss derselben nöthig ist, in Andeutungen auch in das Mannes- und Greisenalter binein. „Möge ein Anderer von tieferer Einsicht und grösserer Geschicklichkeit mit grösserer Liebe brauche ich nicht zu sagen die an die von uns behandelte Periode von Goethe's Leben sich anreihende schildern wünscht der Verfasser. Wir glauben, die Welt würde vollkommen zufrieden sein, wenn ein Mann von derselben Tiefe der Einsicht und derselben Geschicklichkeit und mit derselben Liebe zu

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der dargestellten Persönlichkeit, wie sie der Verfasser bewiesen hat, das Werk fortführen wollte. Er würde auf die volle Dankbarkeit aller Verehrer Goethe's, überhaupt aller derer, die das Schöne in einer Menschenerscheinung zu würdigen und zu lieben verstehen, rechnen können.

Merkel.

Romanische Poeten. In ihren originalen Formen und metrisch übersetzt von Ludwig Adolf Staufe. Wien, 1865. A. Pichler.

Nachdem die Gebrüder Schott uns mit den Märchen, W. v. Kotzebue mit der Volkspoesie des daco-romanischen Volksstammes bekannt gemacht haben, empfangen wir unter obigem Titel eine Sammlung von Productionen seiner neuern und neusten Kunstdichter. Es sind im Ganzen 21 Dichter, aus deren Poesien der Uebersetzer Proben giebt; dazu kommen als Anhang ein im Versmass des Nibelungenliedes gehaltenes, längeres, erzählendes Gedicht: Die Gründung von Bukurest", in welchem der Uebersetzer einen der Volkssage entnommenen Stoff selbst, wie es scheint, in Verse gebracht hat, und 12 Volkslieder. Statt Poeten" würde es also besser, wenn der Titel das ganze Buch decken soll, Poesien" heissen. Doch das ist unwesentlich; der Hauptsache nach lehrt das Werk allerdings Poeten kennen, die am untern Donaustrande, in der Bukowina und Siebenbürgen in daco-romanischer Zunge des Sanges pflegen. Wodurch nun sind sie würdig, in das europäische Dichterconcert, das seit Herder in deutscher Zunge so vielstimmig erklingt, einzutreten? Der Umkreis ihrer Stoffe reicht nicht grade weit. Vorwiegend sind es zwei Dinge, an denen die Flamme ihrer Begeisterung sich entzündet: Die Liebe und das Vaterland. Unter den erotischen Liedern sind manche sehr zart, innig und sinnig; aber es dürfte schwer sein, sie nach ihrer specifischen Eigenthümlichkeit deutlich zu characterisiren. Wir wollen hier nur Folgendes hervorheben. Erstens zeichnen sie sich, so zu sagen, durch ihren uppig-reichen Blumenschmuck aus, wobei Blumen im eigentlichen Sinne gemeint sind. Wie die romanischen Volkslieder so gern mit der Anrufung des grünen Blattes beginnen, wie der gemeine Moldauer und Walache sich gern mit Blumen schmückt, so tritt dieser nationale, blumenfreundliche Sinn veredelt auch in der Kunstdichtung auf. Mit Blüthen und Blumen treibt zwar die Lyrik eines jeden Volkes ihr sinnreiches Spiel, nirgends aber vielleicht prangt und duftet es gleichsam so von den lieblichen Gaben der Flora, wie in der Lyrik des daco-romanischen Volkes. So wenigstens darf man schliessen nach den hier gebotenen Proben; ja wir finden hier eine Art Apotheose der Blume in einer Gedichtgattung, welche wir unten naher bezeichnen werden. Mit diesem zunächst hervorstechenden Zuge in der Physiognomie jener Poeten hängt nun auf's Innigste ein zweiter zusammen, nämlich eine gewisse Weichheit ihrer Sprache, die hin und wieder selbst bis zur Weichlichkeit hinabsinkt. Ob der Dichter in glühenden Tönen das gegenwärtige Glück der Liebe preist, oder sehnend und thränend des entich finde, durchschnittlich nicht, dass ein kräftiger, kühner, männlicher Laut schwundenen gedenkt, oder in schmachtendem Werben auf zukünftiges hofft, sich seiner Brust entringt. Mit der Geliebten im Arm

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Trotz der gan

zen Welt! Diese Situation und die Stimmung dieser Situation ist nirdau und Walachei zu leicht, oder die Männer dort zu seicht? Wer die Verhältnisse etwas kennt, weiss, dass im Allgemeinen Beides zutrifft. Uebrigens sind

Archiv f. n.

Sprachen. XXXIX.

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lich

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ländlich, sittlich erlaubte Freiheit, alle in diesem Buche gesammelten Gedichte durchaus rein und decent. Als dritten eigenthümlichen Zug der uns beschäftigenden Kunstdichtung nenne ich das Vorkommen zweier Liedergattungen, deren Muster der dortigen Volksdichtung entnommen ist. Es sind dies die Doina und die Hora, welche der Uebersetzer in seinem Vorwort (S. XI.) so characterisirt: „Die Doina ist ein Lied der tiefsten Trauer, der wehmüthigsten Klage. Sie drückt alle Empfindungen der Liebe, der Sehnsucht, des Schmerzes, aber auch der Rache und des glühendsten Hasses aus. Die dazu erfundene Weise ist im Volke ein unendlich klagender Ton, und es liegt in ihr wie Alexandri [einer der übersetzten Poeten] sich ausdrückt die Bedeutung der Trauer um den entschwundenen Glanz Romaniens. Wenn der Bauer sie in seiner stillen Einsamkeit singt, so beginnt er mit einem hellen klagenden Ton, den er minutenlang dehnt, bis er auf das eigentliche Lied kommt. Die Hora dagegen ist mehr heitern Characters; sie ist auch nichts anderes als ein Tanzlied, das aus dem lateinischen Worte chorus (?) seinen Stamm erhalten hat. Ihre Entstehungsweise liegt gewöhnlich in der Improvisation (vgl. S. 189). Eine eigene Kunstform hat weder die Doina, noch die Hora." Ob die beiden Liederarten in der romanischen Kunstdichtung häufig auftreten, vermag ich nicht zu bestimmen; wie es scheint, ist es nicht der Fall. Die Doina weist aber zum Theil schon über den engen Kreis der erotischen Poesie hinaus, und so wenden wir uns zu dem zweiten grossen Stoffgebiete, das sich offenbar in der romanischen Dichtung stark hervordrängt. Dies ist das patriotisch-politische, vertreten in allen Schattirungen. Wir finden Lieder, welche in froher Begeisterung einfach dem Heimathsgefühl Ausdruck geben, Lieder, welche die Sehnsucht des Verbannten nach der Heimath schildern (die romanische Poesie enthält nach Aussage des Uebersetzers ziemlich viele Verbannungslieder, jedoch ohne dass, wie er hinzufügt, in jedem Fall anzunehmen wäre, dass der Dichter die Bitterkeit des Exils gekostet); wir finden ferner Lieder, welche, vor der politischen Wiedergeburt der romanischen Fürstenthümer gedichtet, sich in zornig-wehmüthigen Klagen über das Unglück des von Fremden zertretenen Vaterlandes ergehen, dann andere neuesten Datums, welche bald zur Union aufrufen, bald die vollzogene patriotisch feiern und hoffnungsfroh die Zukunft begrüssen; wir finden endlich eine Reihe von Gedichten, die sich in die Zustände und Ereignisse einer bessern Vergangenheit versenken, um iu episch-elegischem Ton die Thaten und Schicksale der Helden des alten Romaniens zu besingen; hin und wieder bricht ein politisch-patriotischer Accent selbst in einem erotischen Gedicht durch, und solche, in denen es geschieht, gehören unbedingt zu den kräftigsten ihrer Gattung. Ein starkes, zuweilen (s. S. 23, Kriegsgesang) selbst prahlerisch übertreibendes Nationalbewusstsein spricht sich in den Gesängen dieser eben specifirten Stoffreihe aus; der vorwaltende Ton ist jedoch der der Trauer und der Klage, und so bestärken sie den aus dem zuerst Besprochenen empfangenen Eindruck, dass wir es hier mit einer im Ganzen weichen, von elegischen Stimmungen getragenen Poesie zu thun haben.

Es folgt aus diesen Bemerkungen von selbst, dass alle in diesem Buche vertretenen Dichter sich durchaus als Lyriker kennzeichnen. Als solche erscheinen auch diejenigen unter ihnen, die uns angeblich epische Schöpfungen entgegenbringen. Unser Buch enthält einige längere, halb erzählende, halb schildernde Dichtungen, die schon der eigenthümlichen Richtung ihres Stoffes wegen besondere Erwähnung verdienen. Sie versetzen nämlich in eine phantastische Wunder- und Zauberwelt, in die Welt der Elfen, Feen und Dämonen, indem sie theils freier Erfindung entsprungen, theils, wie es scheint, auf Volksmärchen und selbst uralte mythologische Vorstellungen zurückzuführen sind (hier die Apotheose der Blumen in Gestalt der Blumenfee Mariora Floriora im gleichnamigen Gedicht von Basil Alexandri); dern Vorwurf haben andere Dichtungen dieser Art: Stoffe, die dem orien

an

talisch-türkischen Leben entlehnt sind. Alle aber gehören zu den farbenreichsten und duftigsten Gaben des ganzen Buches; sie entfalten eine erstaunliche, schwellende Fülle erfinderischer Gestaltungskraft, in ihnen paart sich die hochfliegende, üppige Phantasie des Orients mit der Feinheit, Sauberkeit und Sinnigkeit occidentalischer Darstellungskunst, nur gehören sie eben nach Geist und Haltung keineswegs in das Genre der Poesie, in welches ihre Sänger sie stellen möchten.

Die dramatische Poesie der Romanen ist nach Aussage des Uebersetzers erst im Werden, und so bringt denn auch sein Buch als Probe vermuthlich dramatischer Dichtkunst nur ein Fragment einer, einen patriotischen Stoff behandelnden Oper von J. Eliade.

Demeter Bolintinian heisst der Dichter, den der Uebersetzer an die Spitze aller romanischen Dichter setzt, ihm zunächst stellt er den schon erwähnten Basil Alexandri, als dritten neben sie einen Dichter Georg Sion; von diesen enthält denn auch seine Sammlung die meisten und allerdings besten Stücke. Drei andere Gregor Alexandresku, Georg V. Assaki, A. Donitsch lernen wir als Fabeldichter kennen. Unter

den Uebrigen tritt bedeutender heraus Georg Kretzian.

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Was die Form unserer Dichtungen betrifft, so ist trochäisches Versmass weitaus das vorherrschende, während im Vers- und Strophenbau eine ziemliche Freiheit, zuweilen selbst völlige Regellosigkeit hervortritt. Der Uebersetzer sagt, dass er in diesem Punkte seinen Originalen gefolgt sei, und macht ihnen denselben zum Vorwurf; abgewichen sei er von seinen Mustern nur da, wo diese (wie z. B. in Mariora Floriora) 10, ja 16 und 18 Verse continuirlich zusammenklingen liessen. Dass im Deutschen solche Reimanhäufungen unerträglich sein würden, darin hat er jedenfalls Recht (man lese z. B. die 8 gleichgereimten Verse S. 29 und S. 35), aber es ist dem deutschen Ohr ebenso unangenehm, wenn der Reim zu mager d. b. unrein ausfällt, und diesen Fehler zeigt seine Arbeit nicht selten. Schwirrt friert, Seele schnelle, Güter bitter, ziert wird, Gefühle Stille, irr Dir, Romänen erkennen, schöne Thräne, verschönt Monument, um nur Einiges zu nennen, berühren unschön. Leider kommen solche Reime zu häufig vor, hin und wieder auch eine holprige und dunkle Satzconstruction, endlich noch Schlimmeres Sprachformen oder SprachwenJungen, die völlig undeutsch sind, wie z. B. fallst; tragst; fallt; gefallt; niederfallt; lasst st. lässt; nimm' ich's wahr; die Beile st. das Beil; auf sein Wesen, auf die Welt, auf Gott vergessen, ja an den Rauch der Welt vergessen! Uebrigens trotz der gerugten Mängel zeugt die Arbeit des Verfassers doch von einem nicht geringen Uebersetzertalent; manche seiner Uebertragungen ibre Treue freilich vorausgesetzt lesen sich so glatt

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and leicht wie Originale.

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Wir hätten noch einige minder erhebliche Ausstellungen zu machen, doch unterlassen wir sie, um ein Wort zu reden über den Anspruch des Verfassers, dass sein Buch eine, wissenschaftliche Berechtigung" habe. Diese können wir ihm nur in einem bestimmten und eingeschränkten Sinne zugestehen. Wir erfahren etwa mit einer Ausnahme in seinem Buche nicht, aus welchen Sammlungen oder Blättern die Originale der von ihm übersetzten Dichtungen geschöpft sind, wer von den Dichtern lebend oder todt ist, wer einer älteren oder einer jüngeren Generation angehört, worin die literarischen Gesammtleistungen eines Jeden bestehen, noch weniger erhalten wir Andeutungen über den Bildungsgang des Einen oder des Andern. Solche und ähnliche Notizen allein würden indess dem Buche einen wirklich Wissenschaftlichen Werth zu geben im Stande sein, wie sie andrerseits bei unsrer Unkenntniss der literarischen Zustände im weiland Cusanischen Reiche eine eingehende und gerechte Würdigung der betreffenden Dichter erst ermöglichen würden. Der Verfasser meint zwar in seinem allgemein orientirenden und, nebenbei bemerkt, nicht gut stylisirten Vorwort, dass ein er

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