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richten über die einzelnen Autoren zu schöpfen sind; bei einem Bearbeiter des Nachlasses wird sich das „facile est inuentis addere" sicher bewähren. Nächstdem bietet der weitschichtige Briefwechsel des Grafen ein erhebliches Interesse dar. Der ganze Nachlass war lange Zeit hindurch aus Italien fort, in den Händen eines Nachkommen, des Grafen Giovanni Mazzuchelli in Brünn in Mähren, welcher ihn vor Kurzem der Bibliotheca Vaticana zum Geschenk machte. In einem trefflich stilisirten, separat gedruckten Artikel hat der verdiente Scritora der Vaticana, Giuseppe Spezi, Professor der griechischen Literatur an der römischen Universität der Sapienza, dem Geber zunächst kurz gedankt; ein genaueres Verzeichniss des Nachlasses lässt sich augenblicklich noch nicht zufügen, da der Secretär des um die mathematischen Wissenschaften hochverdienten Fürsten Baldassare Boncompagni, Namens Narducci, mit Abfassung eines detaillirten Berichts darüber beschäftigt sein soll, dessen Veröffentlichung in Bälde bevorzustehen scheint. Für deutsche Gelehrte, welche sich mit dem Studium der italienischen Literaturgeschichte beschäftigen, und denen es möglich ist, in den nächsten Jahren Rom zu besuchen, ist diese kurze Anzeige bestimmt. Die Benutzung des Apparats wird ohne Zweifel in derselben Weise gestattet werden, wie die aller übrigen Manuscripte der Vaticana.

Rom, am 10. Mai 1866.

W. Studemund.

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Esch.

Grimm, im Wörterbuche III. p. 1140, sagt unter Esch: „Dem östlichen Niederdeutschland (Hannover, Holstein etc.) scheint der Ausdruck fremd und wenn ihn Niebuhr verwendet erinnerte er sich seiner wohl aus Möser und wandelte das n richtig in ein f. Diese Meinung unsers grossen Meisters möchte nicht ganz richtig sein. Niebuhr, der Sohn eines Hadlers, kennt ihn aus seinem Stammlande. An der Südseite Otterndorfs liegt eine Interessentenweide, die noch heute Esch genannt und, wie aus den Redensarten ,nachdem, über den Esch gehen" zu vermuthen sein möchte, sogar männlich gebraucht wird, natürlich im hiesigen Niederdeutschen. Früher wird hier zwischen dem Medemflusse und dem Walle ein kleines Thor gewesen sein, denn noch jetzt spricht man von einer Eschpforte.

J. Vollbrecht.

Verbesserungen und Nachtrag zur vorigen nummer; artikel: über was für ein."

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Pag. 400 statt goth. hvilecks oder hvêlliks lies „hvileiks oder hvêleiks.“ Pag. 401 Z. 14, v. ob: Z. 16, 20 u. 25: statt des ,w" in waswereiner, wer ist zu setzen: digamma aeolicum.

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Vor die worte In Schlesien kann man ganz ähnlich" etc. füge man ein: So lange das a in wasereiner" lang ausgesprochen wurde, war das bedürfniss einer interpolation nicht vorhanden; sobald aber, wie es jetzt auch noch der fall, das a kurz, und das s dadurch in der aussprache vollständig zur ersten silbe gezogen wurde: was-er-einer," entstand eine leicht fühlbare, unbequeme lücke zwischen was“ und „er," ein hiatus im eigentlichsten sinne, der sich als „f" laut absetzte und so gewissermassen versteinerte.

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Felix Atzler.

Bibliographischer Anzeiger.

Allgemeines.

0. Lorenz, Catalogue général de la librairie française pendant 25 ans. I. Livr. (Paris, Leipzig, Brockhaus.)

Lexicographie.

K. F. W. Wander, Deutsches Sprichwörter-Lexicon.

(Leipzig, Brockhaus.)

1's Thlr.

12. & 13. Lfrg. à 20 Sgr.

N. J. Lucas, Deutsch-engl. Wörterbuch, 15. Heft. (Bremen, Schünemann.)

15 Sgr.

Literatur.

16 Sgr.

W. Wackernagel, Sechs Bruchstücke einer Nibelungenhandschrift aus
der mittelalterlichen Sammlung zu Basel. (Basel, Georg.)
Ph. Wackernagel, Das deutsche Kirchenlied. 15. & 16. Lfrg. (Leipzig,
Teubner.)

à 20 Sgr.

12 Sgr.

W. Lindemann, Geschichte der deutschen Literatur. (Freiburg, Herder.) E. Labes, Charakterbilder der deutschen Literatur. (Jena, Fischer & Hermsdorf.)

20 Sgr.

H. Smidt, Theodor Körner. Ein Dichter- und Heldenleben. (Neu-Ruppin, Oehmigke.)

12, Sgr.

A. Hédouin, Goethe, sa vie et ses oeuvres, son époque et ses contemporains. (Bruxelles, Lacroix.) 3 fr. 50 c.

L. J. Stein, Rückert's Leben und Dichten. (Frankfurt, Sauerlaender.)

5 Sgr.

K. Windel, Graf Friedr. Leopold Stolberg. (Frankf. a/M., Verl. f. Kunst u. W.)

3 Sgr.

R. Springer, Schiller's Jugendjahre. (Neu-Ruppin, Oehmigke.) 12/2 Sgr. 0. F. Gruppe, Leben u. Werke deutscher Dichter. Gesch. der deutschen Poesie in d. 3 letzten Jahrh. 2 Bd. 5. & 6. Lfrg. (München, Bruckmann.)

162 Sgr. Dichten. 1. Bd. 2 Thlr. 6 Sgr. (New-York & Lon

E. W. Sievers, William Shakspeare. Sein Leben und (Gotha, Berser.)

A. O. Kellog, Shakespeare's delineations of insanity. don.)

7 s. 6 d.

J. Hannay, a course of english literature. (London, Tinsley.) 7 s. 6 d. Ch B. Turner, Our great writers. A course of lectures upon english literature. vol. II. (Petersburgh, Münx.)

2 Thlr.

R. Warrens, Germanische Volkslieder der Vorzeit. (Hamburg, Hoffmann

& Campe.)

1/2 Thlr.

Games, Gutierre Diez de, Bruchstücke aus den noch ungedruckten Theilen d. Vitorial. Hrsg. v. L. G. Lemcke. (Marburg, Elwert.) 8 Sgr. A. Kalischer, Observationes in poesim romanensem provincialibus in primis respectis. (Berlin, Dümmler.)

5% Thlr.

G. Solling, Passages from the works of Shakespeare selected and translated into german, including the english text. (Leipzig, Brockhaus.) 24 Sgr.

Hilfsbücher.

G. Dieckhoff, Leitfaden für den deutschen Sprachunterricht in analytischer Methode. 5. Aufl. (Münster, Theissing.) 10 Sgr.

R. Fischer, Kurze Formenlehre der deutschen Sprache. (Bromberg, Aronsohn.)

2 Sgr.

12 Sgr.

Joh. Meyer, Deutsches Sprachbuch f. höhere allemannische Volksschulen. 2. Curs. (Schaffhausen, Brodtmann.) W. Ruess, Deutsches Sprachbuch f. Schule u. Haus. (St. Gallen, Köppel)

21 Sgr.

C. Gude, Erläuterungen deutscher Dichtungen. Nebst Themen zu schriftl. Aufsätzen, mit Umrissen u. Ausführgn. (Leipzig, Brandstetter.) 25 Sgr. E. L Rochholz, Der deutsche Aufsatz 9 Abthingn. stilist. Aufgaben u. Ausarbeitungen. (Wien, Braumüller.)

2 Thlr.

K. Schaedel & F. Kohlrausch, Mittelhochdeutsches Elementarbuch. 2. Aufl. (Hannover, Hahn.)

24 Sgr.

12 Sgr.

E. Lentz & H. Mensch, Manuel de composition française. I. Partie. (Berlin, Böttcher.)

C. Bandow, Lehrbuch der englischen Sprache für höhere Unterrichtsanstalten. 2. Theil, Secunda. (Elberfeld, Baedeker.)

J. C. A. Winckelmann, Lehrgang d. engl. Sprache f. Anfanger

Opetz.)

20 Sgr. (Gotha, 12 Sgr.

Erklärung

der alten Ortsnamen in der Provinz Brandenburg.

Einige, die meine Interpretationen der in der Beschreibung Germaniens von Tacitus vorkommenden Völkerschaftsnamen im Manuscript gelesen hatten, forderten mich vor einiger Zeit auf, eine, den Forderungen der altslavischen oder celtischen Sprache entsprechende Erklärung der alten Ortsnamen in der Provinz Brandenburg, welche Erzeugnisse dieser Sprache sind, zu schreiben. Diese Arbeit hatte für mich in so fern einige Schwierigkeit, als mir bei mehreren entfernten Orten ihre natürliche Lage, welcher die alten Ortsnamen ihre Entstehung verdanken, nicht bekannt, oder doch nur wenig bekannt war. In vielen Fällen unterstüzten mich jedoch die in Riehl's Beschreibung der Mark Brandenburg und des Markgrafthums Niederlausitz enthaltenen Andeutungen der besonderen, hervorragenden und in die Augen fallenden Naturgegenstände, an welchen die Städte dieser beiden Landestheile gelegen sind. Wo diese Andeutungen mangelten, habe ich die in Rede stehenden Namen nach den Regeln des sprachlichen Celtismus, der in uralter Zeit auf beiden Seiten der langen Linie vom Ost-Cap in Indien bis zum Cap St. Vincent in Portugall ohne Zweifel, wenn auch in mehreren, von einander etwas abweichenden Formen oder Idiomen geherrscht hat, interpretirt. Aus der (nachfolgenden) Erklärung der alten Ortsnamen in der Provinz Brandenburg wird man ersehen, dass ich die der altslavischen oder celtischen Sprache eigenthümliche fünffache Stufe der Wörter, die einen in der Natur von mehrfacher Ausdehnung und Grösse vorkommenden Gegenstand besonders bezeichnen, z. B. Gur, Gor, Gar, Ger, Gir; Run, Ron, Ran, Ren, Rin u. s. w. nicht unbeachtet gelassen habe. So sehr diese Abstufung (Gradation) der WörArchiv f. n. Sprachen. XXXIX.

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ter, die das Alterthum machte, die genaue Bestimmung der Grösse eines in verschiedener Ausdehnung vorkommenden Naturgegenstandes förderte, so schwierig ist es, in unserer modernen ärmeren Sprache die Wortnüancen der celtischen Sprache mit einem Worte wieder zu geben, und z. B. den Unterschied zwischen Lug und Lag, und zwischen Log und Leg genau zu bezeichnen. Nicht minder schwierig ist es auch, die Bedeutung der Präpositional-Ortsnamen, die in der Provinz Brandenburg noch öfterer vorkommen als in Italien und Frankreich, mit einem einzigen Worte der deutschen Sprache vollständig und richtig auszudrücken.

Berlin.

Der Name Berlin ist aus dem Adjectiv berole entstanden. Das Adjectiv berole, welches anderswo berowe lautet, stammt von dem Hauptworte Ber ab. Ber ist der vierte Grad der Wurzel Bur, d. h. hoher Berg, hoher Bergwald, bezeichnet einen kleinen Berg, einen Hügel, und berole eine Gegend, in welcher sich einige Hügel befinden. Berolin, zusammengezogen Berlin, ist ein kleiner (in) Ort, der auf und an niedrigen Anhöhen, Hügeln, gelegen ist. Der Name gehört der celtischen oder altwendischen Sprache an, und der Ort, den er bezeichnet, war ohne Zweifel schon viele Jahrhunderte vor der Zeit vorhanden, wo die Deutschen ihn occupirten und ihn zu einer Hauptstation ihrer Herrschaft machten. Der Name Berlin stammt nicht von dem Worte Bär (ursus) ab, aber eben so wenig auch von dem Beinamen des askanischen Fürsten, der den damit bezeichneten Ort eroberte.

Cöln.

Cöln ist nicht aus dem lateinischen Worte colonia entstanden, sondern aus der Wurzel Kul, die im vierten Grade Kel lautet. Kel ist ein kleiner, sanft ansteigender Berg, oder ein Hügel, und Kelin contracte Keln ein Ort, der auf einem, oder an einem Hügel liegt. Wenn das o in dem Namen Cöln eine Geltung hat, so ist anzunehmen, dass die Anhöhe, welche dem Orte den Namen gegeben hat, auch Kol genannt wurde, und dass die Namen Kelin (Keln) und Kolin neben einander bestanden.

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