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Potsdam.

Die in einer Urkunde des Kaisers Otto des Dritten vorkommende Benennung „Pots-Dupini," von der Viele den Namen Potsdam abgeleitet haben, bezeichnet ohnstreitig ein Terrain oder einen District, in welchem ein Dorf, oder eine Stadt liegen konnte, und der den Namen Potsdubini (nicht Dupini) führte. Die Benennung Potsdubini (richtiger pod Dubini) d. h. unter dem Eichwalde, hat Aehnlichkeit mit den Benennungen PodJydlini, d. h. unter dem Tannenwalde, und Pod-Brieseni, d. h. unter dem Birkenbusche. Es ist die Frage, ob in dem Originale der erwähnten Urkunde Pots gestanden hat. Wahrscheinlich ist das sprachwidrige s später zu der Präposition pod, d. h. unter, die auch pot lauten konnte, hinzugefügt worden, um die in dem Namen Potsdam vorkommende Sylbe Pots zu gewinnen. Der Name Potsdam ist nach meiner Meinung auf folgende Weise entstanden. An dem grossen Wasser, an dem Havelflusse, bauten sich celtische oder altwendische Fischer (Kiezer) an, und gaben dem, von ihnen angelegten Orte den Namen Pota, welcher Name aus der Präposition po, d. h. an, bei, und aus dem Hauptworte Ota, dem zweiten Grade der Wurzel Uta, d. h. das grosse Wasser, der Strom, zusammengesetzt, und dem Ortsnamen Buda (Ofen an der Donau) ähnlich war. Das po und Ot verband man zu einer Sylbe, wie dies auch in Buda und Budissin so wie in Putlitz geschehen ist. Obgleich aber Pot schon an sich ein grosses Wasser, oder Etwas an dem grossen Wasser bedeutet, so wurde doch in der späteren Zeit dieses Wort noch augmentirt, und durch die Augmentation erhielt man aus Pot oder Pota Potiza, und dieses Wort wurde dadurch dem Worte Budiza ähnlich. Das z in den wendischen Vergrösserungswörtern verwandelte man oft in 8 oder ss. Durch diese Umwandelung lautete nun Potiza und Budiza, Potisa und Budisa oder Budissa. Budisa oder Budissa erhielt die Endung in (Budissin), was aber bei Potisa nicht geschah. Hier warf man bei der Zusammenziehung des Wortes (Potiza) in der zweiten Sylbe das i und am Ende das a fort, und erhielt auf diese Weise das einsylbige Pots. An dieses Wort hing man Dam, welches mit dem celtisch-gallischen Dunum (Lugdunum, Vallodunum) gleichbedeutend ist, und so wie

in Amsterdam, Rotterdam durch Stadt, Burg übersetzt werden kann.

ser.

I. Der Teltow'sche Kreis.

Charlottenburg mit Lützow.

Luża, Lusa ist eine Lache, ein Sumpf, ein stehendes WasDas Wort Luża wird mit einem durchstrichenen 1 (1) geschrieben, was andeutet, dass das Wort an manchem Orte auch Wuża gesprochen wird. Lużow ist ein Ort, der in einer niedrigen wasserreichen Gegend liegt. Das slavische z repräsentirt in Lützow das tz. Das Wort Luža oder Wuża, Lusa oder Wusa kommt in der altwendischen Sprache in allen 5 Graden (Lusa, Losa, Lasa, Lesa, Lisa) vor. Von diesem Worte rühren viele Ortsnamen in der Lausitz (Lusatia) und im Brandenburgischen her. Eine härtere Form von Luża oder Lusa ist Luta (Lutetia Parisiorum). Der Name Lützow ist im Wendischen wie die Namen Berlin, Potsdam männlichen Geschlechts (ton Lützow).

Mittenwalde.

Diejenigen, welche wähnen, dass viele alte Ortsnamen in der Provinz Brandenburg ein Erzeugniss der deutschen Sprache sind, behaupten, dass Mittenwalde einen Ort bezeichnet, der mitten im Walde gelegen ist, oder gelegen war. Diese Erklärung des Namens Mittenwalde ist ohnstreitig unrichtig. Das, dem Worte Mitten angehangene Walde rührt nicht von dem deutschen Worte Wald her, sondern ruht nur mit demselben auf einer und derselben Wurzel, nämlich auf Wul, welches im dritten Grade Wal lautet, und welches eine Erdanhöhe, einen (mittelmässigen) Berg bezeichnet. Waleta oder Waleda, contrahirt Walda (Walde) bedeutet Dorf, einen kleineren Ort, wie Werda, Felde, und ist weiblichen Geschlechts. Welche Bedeutung hat aber das Wort Mitten, welches im 14. Jahrhunderte Midden lautete? Es ist unzweifelhaft, dass in diesem Worte w mit m vertauscht worden ist, wie dies in mehreren altslavischen (celtischen) Ortsnamen geschehen ist. Z. B. in Mogolz (wo Golz), Mukwar (Wugwar), Mückenberg (Wükenberg), Mietau (Wietau) in Curland, Niemitsch (Niewitsch) u. s. w. Auch in dem italischen Milano (Mailand) ist das v oder w in m übergegangen und aus Vilano oder Wilano (medio Lanum) Milano

entstanden. Vertritt in dem Namen Mittenwalde das m die Stelle des w (Wi-Itin), so ist Mitten mit Widdin, Wettin, Witten-Berg gleichbedeutend, und bezeichnet einen Ort, der an Gewässern, Flussarmen liegt. In der Nomenclatur der wendischen Ortsnamen, die sich in der Hauptmann'schen Grammatik findet, wird bemerkt, dass die Wenden Mittenwalde Chudowina oder K-Udowina, von Udowe oder Wudowe, d. h. wasserreich nennen. Dies spricht auch dafür, dass Mitten das, was Witten bedeutet. Witten im Ortsnamen Witten-berg bezeichnet die beiden Bäche, welche durch die Stadt fliessen.

Teltow.

Dieser Name ist zusammengesetzt aus der Präposition ti, welche anderswo si, schi, tschi, in der Oberlausitz auch pschi lautet, und an, bei bedeutet, und aus Let, welches die vierte Stufe der Wurzel Luta (Luża) ist, und eine Lache, eine nasse Niederung (hier den Rand der Telte-Bake) bezeichnet. Die Präposition ti hat sich dem e in Let assimilirt, und die Endung ow deutet an, dass Teltow in alten Zeiten zu den grösseren Orten der Gegend gehörte. Teltow ist männlichen Geschlechts, ton Teltow. Teltow hat seinen Namen von der Beschaffenheit des Terrains, an welchem oder auf welchem der Ort liegt, und nicht von Tschelata, d. h. Kälber, und eben so wenig von Zelten. Höchstwahrscheinlich existirte Teltow schon viele Jahrhunderte, als Carl's des Grossen Sohn im Jahre 806 in der Gegend von Barby mit einem Kriegsheere über die Elbe ging, um die Wenden an der Ober-Elbe und die Böhmen zu bekriegen.

Teupitz.

Dieser Ort hiess in früheren Zeiten Tewpez. Der Name ist nicht von Dub, d. h. die Eiche, abzuleiten, sondern von dem weit verbreiteten Worte Wupa (Upa), welches in allen 5 Graden in verschiedenen Formen vorkommt, und einen Fluss, einen Strom (Oby), einen See, auch bisweilen das Meer bezeichnet. Das Wort Wupa wird, wie bekannt, bisweilen mit einem durchstrichenen 1 (geschrieben, welches andeutet, dass an manchen Orten das W wie L gesprochen wird. Das W wird bisweilen mit dem darauf folgenden Vocale amalgamirt, und in diesem

Falle erhält man statt des Wortes Wupa Upa, statt Wopa Opa, statt Wapa Apa, statt Wepa Epa, statt Wipa Ipa. In Tewpez ist Weba in Webiza und in Teupitz Wuba in Wubiza, d. h. das grosse Wasser, augmentirt. Lupa (Wupa) wurde auch Luba gesprochen und geschrieben. Davon rühren die Namen Lübben, Lübbenau, Lauban u. s. w. her. Im zweiten Grade lautet Upa Opa. Von Opa, vergrössert Opitza, stammen her die Ortsnamen Opitz in der Oberlausitz, Oppenau, Oppenhain, das asiatische Jope (Si-Ope), in welchem letzteren die Präposition Schi, d. h. an, bei, durch das, dem französichen j (jamais, dejà) gleichlautende J vertreten wird, und Sinope am schwarzen Meer. Der Name Teupitz ist dreisylbig. Die erste Sylbe lautet te, die zweite u (wu) und die dritte pitz oder piz. Auch Dewpz ist ursprünglich ein dreisylbiges Wort. Buttmann will den Namen Teupitz mit dem alten Worte Dupa, d. h. das Taufbecken, der Taufstein, in Verbindung bringen. Wol mag das Hauptwort Dupa, welches in heidnischen Zeiten den Ort der Ablutionen, welche den Opfern vorangingen, bezeichnete, desgleichen die Zeitwörter tepicz (englisch to deap), d. h. in's Wasser tauchen, potepicz, untertauchen, satepicż, sehr tief tauchen, szo satepicz, d. h. sich ersäufen, mit Upa im vierten Grade Epa, im Zuzammenhange stehen, keinesweges hat aber Teupitz seinen Namen von demselben erhalten. Auf gleiche Weise stehen die in der deutschen Sprache gebräuchlichen Wörter taufen, tofen, teuften, Teufte mit dem Flusse und Ortsnamen Ufa im russichen Gouvernement Orenburg, welcher mit Upa gleichbedeutend ist, nur in einer entfernten Verbindung. Zu bemerken ist noch, dass in dem Ortsnamen Teupitz die Sylbe te die härtere Form der Präposition Si, Schi, d. h. an, bei, in den Zeitwörtern dupicź und taufen oder tofen die den Accusativ regierende Präposition do, d. h. in, hinein, waltend ist, und dass, so wie in dupicz, do Wupiz Sci licet versenken (inundare) mit d gesprochen und geschrieben wird, auch taufen, tofen sprachgemäss dofen lauten sollte.

Trebbin

ist ein altslavischer oder celtischer Name. Trebbin, richtiger Trebin, ist aus dem Adjectiv terebe, welches jetzt terewe lautet,

entstanden. Trebin ist folglich ein aus einem Adjectiv gebildetes Substantiv. Das Hauptwort, von welchem terebe oder terewe stammt, ist Tur, das im vierten Grade Ter lautet. Ter ist niedriger als Tur, Tor, Tar, und bezeichnete anfänglich einen Hügel oder kleinen Berg, wurde aber später zur Bezeichnung einer jeden Erdhöhe gebraucht, wie jetzt in der deutschen Sprache das Wort Berg, welches auch im vierten Wortgrade von Bur steht, und anfänglich einen kleinen Berg (Hügel) bedeutete. Man hat den Namen Trebin auch von Treba, welches heilige Stätte, Opferstätte bedeuten soll, abgeleitet. Hat es in der dortigen Gegend ein Wort Treba gegeben, so wäre dies für die Sprache wichtig, weil dieses Wort, welches dem Sprachgebrauche nach nur einen Hügel (Tereba oder Terewa) bezeichnen konnte, mit andern Benennungen von heidnischen Opferstätten, z. B. mit Romowe, und ara, welches das, was hara, d. h. der kleinere Berg, ist, harmonirte. Die Götterbilder wurden, wie bekannt, in der späteren (fetischistischen) Zeit auf natürlichen mit Steinstücken und Lehmplatten belegten, oder auch auf künstlichen Anhöhen aufgestellt. Vergl. meine Beschreibung der (so genannten) Römerschanzen und des Römerkellers bei Costebrau im Amtsbezirke Senftenberg.

Königs-Wusterhausen.

Wużer (Wuscher) heisst jetzt ein grosser See, ein grosser Sumpf, oder auch ein Stück Landes, auf dem sich mehrere Seen und Sümpfe befinden. Wużer wurde in alten Zeiten auch Wusser oder Wuster, und nach Wegfall des w auch Uster (vergl. Cüstrin) gesprochen. Das Wort Hausen kann wol bisweilen Häuser (ein Dorf, eine Stadt) bezeichnen, aber überall ist dies nicht der Fall. Zwischen Senftenberg und Finsterwalde liegt ein Dorf, welches Salhausen heisst, und das die Wenden Sawusch oder Sawsch nennen. Sawusch oder Safusch kann doch nur aus der Präposition sa, d. h. hinter, und Wuż (Luż), d. h. der grosse Lug, die lugige Gegend entstanden sein, und einen Ort hinter dem grossen Luge bezeichnen. Die Präposition Sa ist, wie in Teupitz das te, von Luż oder Wuż zu trennen, und das 1 zu hausen zu ziehen. Dadurch erhält man den Namen Sa-Luzin oder Sa-Lužen. Das h ist oft mit w

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