,,Gleich dem zuckenden Blitz aus dem Osten schimmert dein helles Schwerdt dir zur Seite; dem Mond vergleich' ich, trefflicher Kämpfer, 215 Deinen gewaltigen Schild; frisch glänzen in röthlichem Schimmer Dir die Wangen, es prangt in der Jugend kräftiger Fülle Deine Gestalt, reich ziert dein Haupt die geringelte Locke.
Schnell, o wie schnell vielleicht, gestürzt von vernichtender Schärfe, Fällt der herrliche Baum und höret sein Lob nicht im Thale. Schmerz umdüstert alsdann die klagende Tochter des Meeres, Wenn sie den spähenden Blick aussendet zur offenen Salzfluth. Auch, erblickend ein Schiff, ruft laut das freudige Knäblein: „Sieh, dort ist er, der König, o sieh!" Doch der Mutter entstürzen Thränen ob deinem Schlaf, den du einsam schlummerst in Morven!" So in hallendem Wort ertönte die Stimme des Königs. Ullin kam indess, der Edle, zum feindlichen Führer, Warf auf die Haide den Speer vor Karthon mit gastlichem Frieden, Und mit leisem Gesang anhub er die freundlichen Worte:
„Komme zu Fingal's Mahl, Held Karthon, am Thale des Meeres; Komm zu des Herrschers Mal; sonst rasch erliegend und sieglos Zucke das Schwerdt. Viel sind der feindlichen Schaaren in diesem Lande, berühmt im Kampf sind wir und unsere Freunde. Ueberschaue das Feld, o Karthon. Ragend erheben
Viel sich der Hügel, die Stein' ummoost, umsauset vom Grase. Feinde des Fingal sind's, die dort in dem Grabe verwesen, Fremdlinge, die zum Streit des Meeres Pfade durchsegelt.
Ihm erwiederte drauf, dem Redner, der herrliche Karthon: Wie? sprachst etwa du hier zu Waffenschemen, o kühner
Sohn des tönenden Lieds, der den Kampf unkundig vermeidet? Hoffst du, bedrohend den Geist durch Kunde gefallener Krieger Mir zu versenken in Nacht? Es erlagen Helden im Kampfe
Barde von Morven? Erbleicht und schwindet mir weichend die Farbe, 240
Meiner würgenden Faust, und bekannt ist Vielen mein Schlachtruhm. Kraftlos rühre die Hand am klingenden Liede; dem tapfern Fingal beuge die sich! Sah ich nicht streitend Balklutha's Segelreiches Gestad? So kampflos sollt' ich am Hügel Sitzen? Verkünde denn dies, o Barde, dem Sohn des Kumhal, Kumhal's, der in die Burg an dem strandaufragenden Klutha, Meines Geschlechtes Sitz, eindringend den zündenden Brand warf. Knabe noch war ich und Kind, nicht ahnend, warum die bethränten Jungfraun klagten. Mein Aug' ergötzte der schwellende Gluthrauch, Der weit lodernd sich hoch ergoss an den flammenden Mauern. Freudig schaut ich zurück, als weichend am Hügel die Freunde Flüchteten. Aber gereift zum Jünglinge sah ich der Mauern Traurige Trümmer vor mir. Da stieg mit dem Morgen mein Seufzer, Strömend stürzte bei Nacht die ergossene Thräne. „So muss ich Thatlos, ach!" sprach oft ich zur trauernden Seele, „,der Zeiten Wechsel erharren! O wann, wann bricht der befreiende Tag an, Wo ich im blutigen Streit das Geschlecht der Feinde bekämpfe?" Nun kam endlich der Tag. Ja, kämpfen will ich, o Barde; Mächtig fühl' ich den Geist mir entflammt von feurigem Kraftmuth." Drängend umkreist den Helden sein Volk, die glänzenden Waffen Zuckend. Er steht auf dem Platz, der Donnerwolke vergleichbar, Und ihm verdunkelt das Aug' die schimmernde Zähre. Mit Trauer Denkt er Balklutha's Fall; hochschwellend erhebt sich sein Unmuth. Seitwärts rollt er zur Höhe den Blick, wo des Winkes gewärtig Steht die gewaffnete Schaar. Ihm bebt in der Rechten der Kampfspeer, Und er dreuet gebeugt, so scheint's, dem gebietenden Herrscher.
Fingal schaute vom Hügel ihn an, der gewaltige Kampfheld; Soll ich, sprach er bei sich, dem Jüngling begegnen auf einmal? Eh noch sein Ruhm ihn hebt, ihn hemmen in Mitte des Laufes ? Sagen könnte dann einst vor Karthon's Grabe der Barde:
Fingal stürmt' in die Schlacht mit der Heerkraft, eher nicht sank ihm Karthon, der Held." Nein, Barde der kommenden Tage, nicht schmälern sollst du des Königes Ruhm! Im Streite bestehen den Jüngling Meine Genossen und nah schaut Fingal selber dem Kampf zu.
Siegt er, dann stürz' ich in Kraft wie Kona's brüllender Strom her.
Wer der Führer begehrt zu bestehn den gerüsteten Meerssohn?
Viele der Krieger sind ihm am Strand und stark ihm der Kampfspeer!"
Kathul machte sich auf, der Sohn des mächtigen Lormar, Trefflich gerüstet, zum Kampf; dreihundert Junglinge folgten
Schreitend ihm nach, ein Geschlecht der heimischen Ströme. Doch schwach war Gegen Karthon sein Arm; er fiel, es entfloh sein Gefolge.
Rasch erneute den Kampf andringend der treffliche Konall; Doch ihm zerbrach der Speer, der gewichtige. Mitten im Blachfeld | Lag er gebunden, sein Volk verfolgte der siegende Karthon.
Klesamor, trefflicher Mann," sprach Morven's gerüsteter Herrscher, Wo ist dein eschener Speer, du Gewaltiger? Willst du gebunden Unseren Konall sehn, den Freund am Strome vou Lora? Mach im schimmernden Stahl dich auf, des tapferen Kumhal Edler Schlachtengenoss! Lass fühlen den Jüngling der Fremde, Was das starke Geschlecht von Morven im Kampfe vermöge !" Eilend erhob sich der Greis in der Kraft des glänzenden Stahles, Schuttelnd sein graues Gelock. Er fügte den Schild an die Seite, Cad in muthigem Stolz hinstürmt' er zum blutigen Kampfe. Fest ihn erwartend stand an der Haid' aufragendem Felsen Kartbon, er sah erfreut hersturmen den trefflichen Helden, Liette die schreckende Freud' auf des Greises drohendem Antlitz Lad bei ergrauetem Haar den rustig drängenden Kampfmuth.
Swing ich, sprach er, den Speer, der nicht mehr verwundet als einmal? ich mit friedlichem Wort erhalten das Leben des Kriegers?
Mt wie stattlichem Gang, bei herrlicher Neige des Alters, Streitet der Greis einher! Vielleicht ist dieser der edlen Mina berühmter Gemahl, der Vater des reisigen Karthon. Hurt ich doch oft, er wohn' an Lora's ballendem Strome!"
Also sprach er für sich, da Klesamor schreitend herankam, Hoch in der zielenden Hand den Speer ausschwingend. Am Schilde Fing ihn der Jüngling auf und sprach die friedlichen Worte:
Fehlt's denn, ergraueter Held, an Jünglingen, Schwingern des Speeres? 1st dir kein Sohn, der den schirmenden Schild dem Vater erhebe? Der des Jünglinges Arm besteht? Ist die liebende Gattin
Nicht mehr? weint sie vielleicht an dem Grab der geschiedenen Söhne? Bist du vom hohen Geschlecht der Könige? wird er mir rühmlich Werden, der blutige Sieg, wenn meinem Schwerdte du sinkest?"
Ihm entgegnete Klesamor drauf, der gewaltige Kämpfer: Rahmlich wird er dir sein, du Stolzer. In tosenden Schlachten En ich bewährt, doch nie sagt' feig ich den Namnen dem Gegner. Weiche mir, Sohn des Meeres, dann soll dir werden die Kunde, Pass in Schlachten mein Schwerdt wohl kenntliche Spuren gelassen!" Karthon entgegnet' ihm stolz, mit edelen Worten erwiedernd: Je, speerkundiger Held, nie weich' ich. In blutigen Schlachten
Hab' ich auch selber gekämpft; schon seh' ich mir steigen den Nachruhm. Nicht verachte mich, Fürst! Mein Arm ist stark und der Wurfspeer. Kehre zu Freunden zurück; den Kampf lass jüngeren Kriegern!"
Ihm entgegnete Klesamor drauf, unmuthigen Blickes:
Warum kränkest du mir mit verwundendem Worte die Seele? Zittert mir doch, von dem Alter gelähmt, im Gefechte der Arm nicht; Noch erschwing' ich den Stahl. Soll fliehn ich im Auge des Herrschers, In des Fingal Gesicht, des gewaltigen, welchen ich liebe? Nie, du Fremdling des Meeres, nie floh ich den Gegner. Doch muthig Schicke zum Kampfe dich an und erhebe die Spitze des Speeres!"
Streitend fochten sie nun, wie zwei sich bekämpfende Winde, Die mit gewirbeltem Hauch wetteifernd wälzen die Fluthen. Karthon hiess den geworfenen Speer abirren; noch immer Dacht' er bei sich, der Feind sei Moina's Gatte. Den Schlachtspeer Klesamor's brach er entzwei, entriss das blitzende Schwerdt ihm. Doch als den Führer er band, da zog er den Dolch, der Erzeuger, Und in die Seite des Feinds, die entblössete, bohrt' er das Eisen. Fingal sah, wie Klesamor fiel; in dem Klange des Stables Macht er sich auf. Ringsum stand schweigend, zum König die Augen Wendend, das Heer. Er kam, wie das dumpfe Gebrause des Luftzugs, Eh einbrechend der Sturm sich erhebt; der Jäger vernimmt es Lauschend im Thal und enteilt in der Felsen Geklüfte sich bergend. Regungslos stand dort an der Stätte der treffliche Karthon; Rieselnd entstürzt' an der Seit' ihm das Blut. Des Königs Herabkunft Sah er; ihm hob sich hell des Ruhmes glänzende Hoffnung. Aber Blässe durchzieht ihm die Wangen, schwebend im Winde Flattert sein loses Gelock; ihm wanket der Helm auf dem Haupte. Matt ist des Tapferen Kraft, doch gross und stark ihm die Seele. Fingal schaute das Blut des erlegten Helden; er hemmte Schnell den erhobenen Speer: „ergieb dich, fürstlicher Streiter, Denn dir entströmt, ich sehe, das Blut! Gross warst du im furchtbar Schmetternden Kampf und nimmer verkürzt wird schwinden dein Schlachtruhm Ihm erwiederte forschend darauf der reisige Karthon: Bist du, sag' es mir an, der Gewaltige, den uns sein Ruhm nennt? Bist du der tödtliche Brand, der vernichtend die Fürsten der Welt schreck Aber warum doch frag' ich annoch? Er gleichet des Giessbachs Reissendem Sturz, dem rieselnden Strom, dem fliegenden Adler. Hätt' ich, o neidisches Glück! - doch mit ihm, dem Herrscher, gestritte Glänzender stieg' im Gesange mein Ruhm! Dann sagte der Jäger, Schauend mein ragendes Grab: hier kämpfte mit Fingal, dem Herrsch Karthon den blutigen Kampf." Jetzt ruhmlos endend im Lande Stirbt er, Keinem gekannt; die Kraft ist vergeudet an Schwache !" Ihm erwiederte freundlich darauf der König von Morven: Tröste dich, Held; du sollst nicht ruhmlos, Keinem gekannt nicht Sterben im Land! Viel sind mir der trefflichen Barden, o Karthon; Nieder zur Nachwelt steigt ihr Lied. An dem Ruhme des Karthon Labt sich dereinst noch das ferne Geschlecht der kommenden Jahre, Wann es gesellig vereint um die brennende Eiche sich lagert, Und in die lauschende Nacht der Vorwelt Lieder verhallen. Einst auch hört, auf des Bergs weitschauernder Haide sich ruhend, Plötzlich des hauchenden Winds anbrausende Stösse der Jäger. Seitwärts hebend das Aug' erblickt er den Felsen, wo streitend Karthon erlag. Er zeigt, zum Sohne gewendet, die Stätte, Wo die Helden gekämpft: „Hier stritt Balklutha's Gebieter, Tausend Strömen an Kraft und gewaltiger Schnelle vergleichbar !“
Freudig erheiterte sich das Gesicht des trefflichen Karthon: Matt aufschauend erhob er die brechenden Augen und reichte Fingal, dem Helden, sein Schwerdt, dass Balklutha's Herrscher ein Denkmal Hoch als schmückende Zier es ruh' in der fürstlichen Halle.
Schweigend verstummt' im Gefilde die Schlacht; es ertönte des Barden Hallender Friedensgesang; umkreist von den Führern ist Karthon. Seufzend vernehmen sie rings, lautlos auf die Speere sich stützend,
Dicht andringend das Wort, wie es sprach der Fremdling des Meeres. 385 Flatternd spielt' in dem Winde sein Haar; die bebende Stimme Lispelt gebrochen und dumpf. „Ruhmreicher König von Morven,“ Sprach er, ich fall' in der Mitte des Laufs. Den Letzten vom Stamme Rarmar's empfängt ein fremdes Grab in der Blüthe der Jahre. Schauriges Dunkel wohnt in Balklutha's Mauern, am Krathmo Kummer und Nacht. Mein Gedächtniss erhebt an dem wallenden Lora, Wo mir vordem die Ahnen gewohnt. Vielleicht auch betrauert Karthon's, des seinigen, Fall der Gatte der herrlichen Moina."
Klesamor's Herz traf grässlich sein Wort; mit schweigendem Schmerze Fiel er auf seinen Sohn. Verstummt in düsterem Leide Standen die Krieger umher; kein Laut ertönt' auf der Ebne. Nachtliches Dunkel kam und nieder zum traurigen Felde Schaut aus Osten der Mond. In betrachtender Stille gefesselt Starrten sie regungslos. So steht, Garmallar umkränzend,
Schweigend der Wald, wann ferne des Sturms Gebrause verhallt ist, Und der entlaubende Herbst auf der kühleren Ebene dämmert.
Klagend betrauerten sie drei Tage den herrlichen Karthon; Aber am vierten Tag starb Klesamor, folgend dem Sohne.
Liegend ruhen sie dort in dem engen Grunde des Felsens. Trub schwebt um der Geschiedenen Grab ein luftiger Schemen ; Oft erscheint dort Moina, die liebliche, wann um das Felshaupt
Schimmernd die Sonne sich zieht und ringsum Dunkel und Nacht wohnt.
Dort, Malwina, erscheint sie, doch nicht wie die Töchter der Höhen; In der Fremde Gewand schwebt einsam immer ihr Schatten.
Fingal betrauerte selbst, der Herrscher, den trefflichen Karthon. Seinen Barden gebot er, so oft graunebelnd der Herbst kehrt, Laut zu feiern den Tag. Oft hallte die jährige Feier Und sie sangen des Tapferen Preis mit klingendem Laute:
Wer naht schreitend heran von dem wildaufrauschenden Meere, Gleich dem düstren Gewölk des stürmisch brausenden Herbstes? Tod umzittert dem Helden die Hand, wie sprühende Flammen Schimmert sein leuchtender Blick. Wer regt lauttosend an Lora's Haide den Schritt? Wer ist's, als der schlachtenkundige Karthon? Wie sinkt, mächtig geworfen, das Heer! Er schreitet, o schaut ihn! Gleich dem furchtbaren Geist von Morven's reichen Gefilden! Doch dort liegt er nunmehr, ein herrlich ragender Baumstamm, Den ein plötzlicher Stoss anprallender Winde gestürzt hat! Wann, wann hebst du dich wieder empor, du Wonne Balklutha's? Wann, du getroffener Held, o Karthon, hebst du dich wieder? Wer nabt schreitend heran von dem wildaufrauschenden Meere, Gleich dem düstren Gewölk des stürmisch brausenden Herbstes?" So mit feierndem Laut an dem kehrenden Tage der Trauer Tonte der Barden Gesang. Oft fügte, begleitend das Preislied, Ossian selber Gesang zu Gesang. Um den trefflichen Karthon Tranerte klagend mein Herz; er fiel in den Tagen der Jugend. Du auch, edelster Held, o Klesamor, wo ist die Wohnung Archiv f. n. Sprachen. XXXIX.
Dir in der wehenden Luft? Vergisst der Jüngling der Wunde, Fliegt er vereint am Gewölke mit dir? Ich fühle, Malwina, Fühle den leuchtenden Strahl; hier lass mich der sinnenden Ruhe! Leichtanschwebend erscheinen sie wohl mir im luftigen Traume; Flüsternde Stimmen, deucht mir, umsäuseln mich; freundlich umschimmert Karthon's Stätte der sonnige Strahl mit erwärmendem Lichtglanz.
Du, die geründet du dort, wie der Schild des Führers, dahinrollst, Herrliche Sonne, woher ward dir des belebenden Strahles Unvergängliches Licht? Aufsteigst du in mächtiger Schönheit, Scheidend verbergen den Lauf die verdunkelten Sterne des Himmels, Und erbleichend verhüllt sich der Mond in westliche Wolken. Du allein fortwandelst die Bahn; wer möchte verwegen Dir sich naben? Gefällt entstürzen den waldigen Berghöhn Eichen; zerbröckelt vergeht der Karn und das ragende Felshaupt. Wechselnd hebt sich und sinkt des Meeres wallende Stromfluth
Und mit entschwundenem Glanz verbirgt sich die Scheibe des Mondes. Du nur allein siegprangst in des Lichtmeers ewiger Wonne. Trüben in grausigem Sturm mit gezackt herrollendem Donner Düstere Wetter die Welt, hervor aus dem wogenden Aufruhr
Schaust du mit reizendem Blick, holdlächelnd im tosenden Luftzug. Doch mir, mir ist dahin dein Licht, und nimmer erblick' ich, Holde, dein Antlitz mehr, magst über die Wolken des Ostens Breiten du nun dein goldnes Gelock, magst scheidend im Westen Röthlich zitternd des Meers tiefdüstere Pforten umschimmern. Doch auch vielleicht nur gleichst du mir selbst, in wechselndem Zeitschwung Stark und schwach! Uns gleiten gezählt an dem Himmel die Jahre, Und zu dem Ziele vereint hinwallen sie schwankenden Laufes. Freu', o Sonne, dich denn, weil unverwelklicher Jugend Stärke dir blüht! Unhold mit verdrossenem Dunkel umhüllt uns Starrend des Alters Frost, gleich schwachem Lichte des Mondes, Blickend durch Wolken aufs Feld, wann Nebel die Graber umdämmern Und in des Nords kaltschauerndem Hauch der Wandrer dahinbebt.
Vorbemerkung. Dieser Bearbeitung des Karthon liegt die treffliche Uebersetzung Ahlwardt's (im III. Bde der Gedichte Ossian's, Leipzig 1839 zum Grunde, eines Gelehrten, dessen künstlerisch-kritische Verdienste um die Einbürgerung des gälischen Barden, in Betracht der von ihm angedeuteten, für unsere Zeit wenig ehrenvollen Hindernisse, nicht genug anzuerkennen sind. Die vorausgeschickte Inhaltsangabe und die hier beigefügten Anmerkungen (die letzteren verkürzt und accommodirt) sind dieser Ausgabe wort lich entnommen.
V. 1. Lora ist nicht ein kleiner Fluss, wie Macpherson behauptet, sondern der zum Strome verengte See Eiti oder Etive, der sich etwa drei englische Meilen über Oban, Dunstafnage gegenüber, in's Meer ergiesst. Nicht weit vom Ausfluss ist ein Wasserfall, den die Verfasserin der Kaledonia, Bd. II. S. 207, so beschreibt: „Ein besonders merkwürdiger Gegenstand dieser Gegend ist ein Wassersturz, vielleicht der einzige seiner Art in Europa. Der Loch Etive ist auf dieser Stelle sehr verengt und hat grosse Felsklippen. In 24 Stunden tritt die Flut des Meeres zweimal in diesen See und dringt durch den Orchay bis in den Loch Aw. Sowie nun die Ebbe zurücktritt, stauchen sich die Wellen vor einer Felsenenge im Loch
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