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Zur englischen Etymologie. Von Eduard Müller. Programm des Gymnasiums in Coethen. 1865.

Die vorliegende interessante abhandlung zerfallt in drei abteilungen. Im ersten abschnitte erörtert der verfasser die verschiedene auffassung des begriffes und der tragweite des wortes etymologie im altertum und in der neuesten zeit; bespricht die zwar zuweilen sinnreiche und gelehrte, aber regellose, unkritische und unwissenschaftliche metode des altertums und mittelalters gegenüber der streng kritisch-comparativen auf dem heutigen standpuncte der wissenschaftlichen sprachforschung.

Im zweiten abschnitte präcisirt der verfasser sehr klar und deutlich p. 15 die aufgabe der etymologie, insofern sie sich auf eine einzelne sprache beschränkt und setzt die schwierigkeiten einer streng wissenschaftlichen etymologie, wie sie die englische sprache in folge der grösseren mischung aus verschiedenen bestandteilen, der häufig durch contraction, assimilation, metathese, zum zweck bequemerer aussprache etc. geänderten wörter, bietet, aus einander.

Sodann bespricht er ganz kurz die bisherigen leistungen auf dem gebiete der englischen etymologie von Skinner's Etymologicon linguae Anglicanae bis auf Webster, Worcester und Wedgwood.

Der dritte abschnitt zerfällt wieder in drei unterabteilungen.

In der ersten wird an verschiedenen beispielen (wie knave, varlet, villain, clown, churl etc.) gezeigt, wie sie im laufe der zeit eine unedlere, niedrigere bedeutung erhielten.

In der zweiten abteilung handelt der verfasser über wörter, welche im anlaut um n erweitert oder verkürzt sind, teils durch agglutination der verneinungspartikel ne mit dem folgenden worte, teils durch verschmelzung des wortes mit dem unbestimmten artikel an, vielfach auch durch verkürzung aus mine, besonders vor eigennamen, liebkosenden wörtern etc.

In der dritten unterabteilung zeigt der verfasser an der wurzel kap kopf mit ihren ableitungen im englischen, die theils aus den germanischen sprachen, theils aus dem lateinischen, altfranzösischen, italienischen etc. entnommen sind, die mannigfaltigkeit der im englischen enthaltenen elemente Niemand wird one hobe befriedigung die kleine interessante schrift aus der band legen. Hottenrott.

Miscellen.

Während eines vierwöchentlichen Aufenthaltes auf Sylt, der grössten Insel der nordfriesischen Gruppe, hatte ich mehrfach Gelegenheit, mit dem alten treuen Pfleger syltischen Lebens und altfriesischer Sitte, C. P. Hansen, zu verkehren, der in längerer, gewissenhafter Amtsführung ein derbes Geschlecht von tüchtigen Seefahrern herangebildet und durch seine zahlreichen Schriften die Anhänglichkeit an die jährlich mehr dem Meere ausgesetzte Scholle gepflegt hat, und von ihm manche interessante Einzelheit über sein theures, hoffentlich auf immer mit dem grossen Vaterlande verknüpftes Ländchen zu vernehmen. Aus einer alten Familie entsprossen, die seit langer Zeit in Keitum den Schullehrerposten in würdigster Weise verwaltete, *) hat der nunmehr 62jährige, seit 4 Jahren pensionirte würdige Alte sich die Sammlung der Sagen und naturhistorischen Schätze seiner Heimathinsel zur Aufgabe gemacht und trotz dänischer Chicanen redlich den Sinn für die Zusammengehörigkeit mit Deutschland erhalten. Mit seinem ziemlich ausgedehnten Museum bildet er für den nach Westerland ziehenden Badegast einen der Hauptanziehungspunkte des durch seine Lage besonders bevorzugten, durch die Geburtsstätte Uwe Jens Lornsen's bekannteren Hauptdorfes der Insel Keitum; die zahlreichen von ihm herausgegebenen Schriften aber **) sind wohl zum grösseren Theil nur in geringem Maasse bekannt, und so wird es als gerechtfertigt erscheinen, wenn wir im Folgenden besonders aus einem derselben, das in sprachlicher Hinsicht sich vor anderen, mehr geschichtlichen Zwecken gewidmeten Werken auszeichnet, einzelne Partien excerpiren. Für den Kundigen bedarf es keiner weiteren Ausführung, dass wir uns in

Sein Vater, Jap. P. Hansen, veröffentlichte: Nahrung für Leselust in nordfriesischer Sprache. 1. Der Geizhals auf der Insel Sylt oder der Sylter Petritag, ein Lustspiel, 1809; 2. Der glückliche Steuermann, ein Enkel des Geizhalses, eine Erzählung; 3. Lieder 2. Auflage, Sonderburg, 1833.

**) 1. Chronik der friesischen Uthlande von P. Hansen. Altona, 1856. 2. Beiträge zur friesischen Geschichte in den Jahrbüchern für Landeskunde der Herzogthümer Schleswig-Holstein und Lauenburg.

3. Friesische Sagen und Erzählungen. Altona 1858; id. Uald' Söldring Tialen. Mögeltonder, 1858. 8.

4. Fremdenführer für die Insel Sylt. Mögeltonder, 1859. 8.

5. Die Insel Sylt wie sie war und wie sie ist. Leipzig, 1859.

6. Der Sylter Friese, geschichtliche Notizen, chronologisch geordnet und benutzt zur Schilderung der Sitten, Rechte, Kämpfe und Leiden, Niederlagen und Erhebungen des sylter Volks. Kiel, 1860. 8.

7. Das schleswig'sche Wattenmeer und die friesischen Inseln. Glogau, 1865. 8. Volkserzählungen: 1 Ubbo der Friese.

Westerland, 3⁄4 Stunden südlich von dem bei dem Dorfe Wenningstedt gelegenen Risgap, auf einem für englische Geschichte classischen Boden befinden, von wo aus, mag man auch manches Sagenhafte abziehen und auf die im Laufe der Jahrhunderte bedeutende Zerstörung durch die ewig tosenden Fluthen der Nordsee Rücksicht nehmen, die Angelsachsen dereinst in einer ihrer bedeutendsten Partien gen Westen abgezogen sind. Engen Zusammenhang mit dem Idiom des jetzigen Albion zeigt noch heute die Sprache des Volkes in jenen Gegenden; hört man Aeusserungen wie ich habe gewesen (I have been), wie lange haben sie es gehabt (how long have you had it), die Milch hat gedreht (the milk has turned, sc. sour), ich erinnere es (I remember it) und vieles Aehnliche, so muss man unwillkürlich an das Englische denken, auf das die mannigfachen Reste friesischer Sprache auf Schritt und Tritt verweisen.

Das erwähnte Schriftchen lautet: Jens Ualden's Katekismus fuar sin Seen, jinkluadet ön Söldring Sprekuurder und enthält eine grosse Anzahl sprichwörtlicher Redensarten nach der folgenden Einkleidung: Jens Ualden, dear fuar hok höndert Jaaren lewwet, hed en Seen, dear hold (sprich d = engl. th, Webster) wat liir (learn) wildt, en Jens Ualden önderroght hom sallew (himself) Dear de Dräng wugsen waad, maast hi ütfan, om sin Braad to fortunin. Hi fraaget de Faader om fult Dingen, jer us hi wegreiset. Jens Ualden dör höm dearüp Antwurd, en de Seen skreew dit altemaal ap. sa üs dit jir fölligt. Der besseren Uebersicht wegen ordnen wir eine Anzahl der im Dialoge eingeflochtenen Sprüchwörter und Lebensregeln alphabetisch.

Ark heed sin Plog en Haref (harrow).

Aadbere me burlegh.

Alle Baat helpt. Alles heed en Jend, olter Huuduast Riin en uald Wuffens Kiwing (Keifen).

Ark Ding heed sin Haak. Ark mut sin ein Stört (Sterz) fuarbed.

Ark heed misttid Süürkuald (Sauerkohl) nog it hüüs.

Ark Függel sjungt üs höm de Naal wugset es.

Ark Huan well faa Meister üp sin ein Haagen wiis.

Breede ek muar, üs uk torsken und Kjen.

Beeft (abaft) sin Regh (Rücken) und niin man duad sleien.

Dear und niin Meister gebooren.

Dit passet üs de fifst weel ön de wein (wain, waggon).

Dit heed holpen, üs wan em Weeter üp en Guus (goose) stört.
Dit Oog well uk wat haa.

Dit Werk laawet sin Meister.

Dear lapt eeder fangen Jäsk, kumt tüs me leddig Däsk (dish).
Dear esset me en Söndgreewling fangt well aaft en Kabelau.

De Wareld es ek ön jen Dei skaapen.

Dit wear en Reis fuar de Prens. (cf travailler pour le roi de Prusse:
Dear well sett, de mei sin Rukkin let.

Dear ek hiir well mut fööl.

Dear Jam (sc. den Grossen) de Waarheid seid, sent niin Harbarig.
De Forstand kumt ek fuar de Jaaren.

Dear de Dik liigst (lowest) is, geid de Flöd jest aur.

Dear de Skaad heed, heed de Škemp to.

Da wilt de Müss aur Staal spölle, wan de Katt ek it huus wear.

Dear hom he let tö Stjälen, de mut höm twing let to hingin.

Dear helpt öntökrammin, de mut uk help oftöitten.

Dear A seid, mut uk B sii.

De jen Hand (eine Hand) tauet de üdder.

De Sjiirt (shirt) is neier üs de Knappesic (Unterjacke).
Dear sproong de Haas üt de Halmtott.

Dear hold Brii mei, spakket fuul fon gratt.

De Waarheid klingt üs en Klok.

Dear de Duiwel näämt uud, dear well er wiis.

Dear eng full Müd heed, de mat uk en stark Regh haa.
Dit Ei will klooker wiis üs de Hen.

Dear harket (back), seid wat er knarket.
Dit stelst weeter heed de diipst gründ.
Deart breed heed, let et breed hinge.
Dear wat heed, dear wat kjen.
Dear hoog stapt, de falt liig.

Dear fuul heed, wel muar haa.

Dear de Duiwel to Frinj heed, kjen saagt ön Hel kum.

Dit Jüggelke well hen, hurt ütbröddet es.

Dear lift en daad üs sin Neiber (neighbour), de feid niin Striid.

Dear en Hund slaa well, fend saagt en Stok.

De Klooker daad eeder.

Dit jen nurd bänt dit üdder.

Dear de Skuar passe, miis öntii.

Dear leest laghet, de laghet bääst.

Dear hom skiljig weet, de flüght.

De Hingster, dear dit Haawer fuartiine, faat ek altid.

Dit Jend skell dit Lääs bing.

Em kjen aaff tau Flüggen slaa me jen Klapp.

En slagt Müss dear man jen Holl hed.

En litj Hear es beeter üs en gurt Kneght.

En gud Fuarbeskiid maaket frii fan Eederklapp (Nachklapp).

En litj Muss heed ak Haren.

En Hurd, eu Hurd; en Man, en Man.

En Narr kjen muar fraage, üs tiin wissen beswaare kjen.

Erk sin Moog (Geschmack), ik it Fiigen.

En Gidthals en en Swin kum jest tö Gaagen, wans duad sen.
En skelm forlet sin ein Flag.

En skelm daad muar üs er kjen.

Eeder Riin fölligt Senskiin.

Fat dreft boowen (above). Fan Nönt kumt Nönt.

Fan Dank (1. Dank; 2. Beulenschlagen) stuarf de Smeds Kat.
Fuarspreeken es earelk, man hualden es beswärelk.

Faarsjuk ek en suurt Sjip wit to tauin.

Gabi (gap) ek töögen en Baakaun.

Gurt Liddens Gönst en Spuun Jöld waaret man Kuart.
Gunglik tö, dit es de neist Wei.

Grip ek eeder de Maun.

Hi reed ek de Dei, dear hi saadelt.

Hi wear gud om eeder de Duad tö stzüüren.

Hat geid me höm üs en Lüs üp en tearet Präsenning.

Hat es ek gud uald Hünder dit Böllin to liiren.

Hungrig Lüss bit skarp.

Hü muar Katter, hii tenner Slabbe (Getränk).

Hunger es de baast Kok.

Hi heed en Geweten üs en Slaghterhünd.

Huald ek bi de Plekk en let de Marigfaal.
Hi well skit en well er niin Ears ti do.

Hat früst leght wedder up uald Hial.

Jen Függel ön de Ponn es beeter üs tiin ön de Loght.

Jit (eat) ek me lüng Ted (teeth), want uk smakt iis Kneppel üp Hand. Jujs-en-Miareus-Reil kumt ek aff aurjen.

Jer de Hund klaar waad, wear de Haas aur de Barig.

Kumt Tid, kumt Reed.

Klattig Föölen audaast de bääst Hingster.
Kraak spikt sin Maat

Kumt em aur Hünd, da kumt em uk aur Stört.
Leddig Hund (Hand) klaud üdder Jend.

Lewwer Plog stunn let us Hunger eare (earn).
Lewwer duad üs Slaa we.

Lewwe en lewwe let. Let mar wei.

Let din Aun (Ofen) ek olte wakker warm uud.
Lek (luck) en Glääs sen sköör.

Müss heet uk Haren.

Manning Hünder sen de Hans sin Duad.
Nemmen Koopet en Katt ön de Sak.

Niin Meet (meat) sönder Knaak.

Nönt es bääst ön de oogen.

Pluuge ek me üdderlids Kualwer.*

Podden (platt: Padde) brödde niin Sjungfügler üt.

Pogster sin niin Fegster.

Pua Modders) wild niin ruad Knappesii haa, om dat hi niinen faa Küd.

Rid ek iip Uedderlids Hingster.

Spänd de Hingster ek beest de Wein.

Spänd de Boog ek olte hoog, dat er ek springt.

Straang Hearen roght ek lung.

Sa üs du mi, sa ik di.

Säät de Tearing eeder de Nearing.

Spütte ek ür de Kual, üdders skel en sallef ofïit **).

Skear niin Strimmels iit Ueddermanns Ledder.

Spaare bi de Briad: want to de Buuden kumt: est tö leet (late).

Säät niin Lüs ön Siist (Schafpelz der alten, jetzt aufgegebenen Natio naltracht).

Skaren (der schlechte) es niin Tal.

Sommen (some) haa jaà en kei (key) tö allemans Ears (Hinterthüren). man niinen tö jaar ein.

Selv wat wo moi is dat. Sütter bliif bi din Leester.

Saagt hoog dearman doogt.

Staa de Spikker üp Haud (head).

Tau hard Stiiner maale ek gud töhop.

Taagten sen tollfrii.

Truuheid geid aur Alles.

Üntruuheid sleid sin ein Hear.

Uast en Wääst, it hüüs est bääst.

Üt en litj Funk kjen en gurt Jöld kum.

Wan de Nuad gurst es, es de Help neist.

Wan de Boog aurspaant uud, da brakt hi.

Wat dit Oog ek sjoght, of dit Uar ek jert (hört), dääd dit Hart ek siir (sore).

Wiis ek kuurt fuar Haud.

Ein Sylter, von dem allerhand Streiche erzählt werden, aus dem Dorfe Rantum gebürtig, als Strandläufer im Anfange des XVII. Jahrhunderts verrufen.

*) Der lange Peter auf Hörnum, später unter dem Namen Pidder Ling als Seeräuber gefürchtet, der sich einen Rächer seines Volkes, der Dänen Verheerer, der Bremer Verzehrer, der Hamburger Belüger und der Hollander Betrüger nannte, erstickte um 1470 den Sohn des übermüthigen Amtmanns Henning Pogwisch von Tondern mit diesen Worten in seiner Schussel, als jener ihm aus Hohn in die Kohlschüssel gespieen hatte.

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