Lieder und Pasquille aus dem 16. Jahrhundert. Bl. 3 Titel der Chronik: Historische Erzöllung etlicher Copia und Abschriften, darinnen klarlich zu sehen des antechristischen Babsts und seines Anhangs grewliche und erschreckliche bluetdürstige Anschläg und Praktiken wider alle evangelischen Fürsten und Stende der Augsburgischen Confession zuegethan. Bl. 3: Es werden auch zu disem Büechlein etliche Lieder, sonderlich und fürnemblich vom Babst, Jesuitern, Cappuzinern, als newen Creaturen und Wunderthiere des Antichrists zue Rom neben andern Sachen mehr begriffen wie zue End des Büechleins in ainem ordenlichen Register kürzlich verfasst und zue fünden ist. Bl. 4 (1. Blatt nach der alten Bezeichnung): „Bäpstliche Verbindtnuss wider Calvinisten und Lutherischen zue Ferrara im 1586 jar den 12. Juni und im 1598 widerumb renoviert“ u. s. w. Bl. 63: Pasquill auf die Jesuiten: Mysterium von Ceremonien, welche die Jesuiter fürnehmen u. s. w. bis 4b. Bl. 65 beginnen unsere Lieder, voran das Register. Ueber den seiner Zeit weltberühmten Streit und Augsburgischen Handel wegen des Dr. Georgen Miller sind mir zwei Schriften bekannt, die den Thatbestand anzeigen: 1) Augsburgische Händel, so sich dasselbsten wegen der Religion, vnd sonderlich jüngst vor zwei Jahren im wehrenden Calenderstreit mit Georgen Müller, dem Pfarrer und Superintenten dasselbs zugetragen. Sampt notwendiger Rettung der Unschuld vnd Ehren beschrieben durch Doctor Georgen Müller, Professoren und Cancellarium bei der löblichen Vniversitet, auch praepositum in der Stiftskirchen zu Wittemberg. Gedruckt bei Matthes Welack. a. 1586. 4o und 1 Ausgabe kl. 8° v. selbig Jare. 2) Der Herren Pfleger und geheimen Räth der heiligen Reichsstatt Augsburg. Warhaffter Gegenbericht der Augsb. Händel und gegründte Widertreibung Dr. Georg Müllers nechstverschinen 1586. Jars in Druck ausgestreuten famos Gedichts. Getruckt zu Augspurg durch Valentin Schönnigk, auf vnser Frawen Thor. 1587. 4o. Die Papierhandschrift, der diese Lieder und Pasquille entnommen sind, stammt theils aus dem Schlusse des 16., theils aus dem Anfange des 17. Jahrhunderts, in 40 von guter Hand geschrieben: trägt den Titel „,Augsburger Chronik" und die No. 11 der Stadtbibliothek zu Augsburg, deren Eigenthum sie ist. Der ganze Inhalt ist streng antipäpstlich und die Sprache ganz dieselbe, wie wir sie aus einem grossen Theil der bis jetzt gedruckten und noch ungedruckten pasquillartigen Schriftstücke kennen und müssen getreu auch so im Abdruck wiedergegeben werden. Diese unsere Sammlung bildet ein abgerundetes Ganze und schon aus dem Grunde war es mir nicht recht, einige bereits gedruckte aber seltene Lieder weglassen zu müssen. Auf der Rückseite des ersten Einbanddeckels ist das Bild Dr. Georg Millers, ein colorierter Holzschnitt. Bl. 1": Abbildung des ehrwürdigen und Hochgelehrten Herren Georgen Millers, der hl. Schrift Doctorn, gewesenen Pfarrherrn und Superintenten der Evangelischen Kirchen in Augsburg zu St. Anna (seindt Reimen) Zu Augsburg er geboren war Als Teutschland thet in Nöten schweben das Interim als flog daher; Nemblich ein Brieff der 20 Ellen lang und 10 Ellen braitt forttrang. Ein Fluech der gieng durchs ganze Land In künnsten thet er keinem weichen; Doch rettet ihn Gott durch seine Macht. Des preisst er ihn sein Leben lang Und singet ihm sein Lobgesang. Pro patria Molitor Christi per verba loquutus, exilium Lingua damna nefanda tulit. Bl. 1: Der Jesuiter artt und Wolfs belz. Anfang: Ain Dieb und Wolff nach Christi Art Raubt nur dass er stehle, würg und Mord. Bl: 2a: Vill guets zwar der Jesuit verspricht Bl. 2b: Was die Jesuiter meiden sollen Das weldtlich Regiment nicht verwalten Und fliehen den grossen Reichtum und Geitz“ u. s. w. 4 Strofen. I. Ein kläglichs Lied. Von dem betruebten Zustandt des Erwürdigen Hochgelehrten Herren Georgii Miller Doctor und Pfarrherr der Evangelischen Kürchen bey Sta. Anna zue Augspurg nemblich wie listiglich Er umb der bekandten Warhait willen und seiner Schäfflein Hail willen gefangen und doch durch die gewaltige Hilff Gottes widerumb wunderbarlicher Weiss auss seiner Feind Handt genummen und erlöst worden. Einer Christlichen Gemain in disen gefahrlichen Zeiten der Verfolgung zu sonderm Trost gestelt. Inn der Melodey: Wo Gott der Herr nit bey vnns bält f. 1. Wa es Gott nit mit Augspurg hält weil ire Feinde toben Unnd der Christen sach nit zue felt 2. Was des Teifels Werkhzeug anfacht 3. Sie Wietten fast und fahren her Die Christlich gmain und Kürchen Lehr, Wie möres wöllen sye einher gon, nach Leib und Leben sie uns stohn, Des wirdt sich Gott erbarmen. 4. Augspurg die hochberüembte Statt auss des Babsts gefengknus mit Zwang Inn der wir seindt gelegen lang, mit Blindtheit ganz umbgeben. 5. Trewe Arbaiter sendet er, Die theten sich bemiehen sehr, fleissig dem aufzuwarten; Des Euangeli Gottes wort, Der Seelen schatz und höchsten hort mit grundt sie theten lehren. 6. Darwider schry des Babsts hauff sehr, es wer in allen Lannden von aussgang diser falschen Lehr vill gehs ungliekh entstanden. |