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Ælfred übertrug also sein eigenes werk, wenn er die allit. metra verfasste. Wright, den gerade die unselbständigkeit, mit der diese der prosaischen bearbeitung gegenüberstehen, zur annahme zweier verfasser für beide werke führte, äussert dadurch, dass er die versifikation der geschichtlichen einleitung für undenkbar hält, ein bedenken, das dem wider entgegensteht. Wir sehen also, dass sich Wright durch seine vorgefasste meinung über den autor der allit. metra bestimmen lässt, die tatsachen so auszulegen, wie sie zu seiner annahme passen.

Bevor wir die eigentlichen allit. metra, zu denen wir mit metrum II kommen, das I m 1 bei Boetius entspricht, einzeln betrachten und mit den betreffenden stücken der ags. prosa vergleichen, müssen wir über sie im allgemeinen etwas vorausschicken. Das vorwort und die einleitung hoben wir heraus, da wir jenes Alfred absprechen müssen, und diese, welche Wright zu demselben bedenken veranlassung gegeben, wie das vorwort, durch ihr verhalten zur prosa eine besondere stellung einnimmt.

Darüber, wie weit wir in den anforderungen gehen können, welche wir an eine allit. bearbeitung zu stellen berechtigt sind, welche von Alfred als dem verfasser der prosa herrührt, und welche umstände bei dieser versifikation fördernd oder hemmend für den inhalt hervortreten, sprechen wir besser erst, nachdem wir gesehen, welche züge die allit. metra hinsichtlich der widergabe desselben ergeben. Auch die verskunst, welche uns aus den allit. metren entgegentritt, lassen wir zunächst ausser betracht und achten hauptsächlich auf den inhalt, sehen, welche verschiedenheiten in bezug auf denselben die beiden bearbeitungen zeigen.

Von allen allit. metren gilt nun, dass sie sich ganz genau an ihre vorlage, an die ags. prosa anschliessen. Durchgängig bemerken wir, dass über den gedankenkreis der letzteren nicht hinausgeschritten wird, und dass andererseits aus diesem nichts fehlt. An keiner stelle verrät uns der dichter sein eigenes interesse durch ein selbständiges erfassen des inhaltes, wie wir es bei dem verfasser der prosa fanden, gleichmässig tritt er uns in der widergabe aller dort behandelten stoffe entgegen. Wir können uns nicht ersparen, zunächst durch einige beispiele das in den allit. metren beobachtete verfahren zu kenn

zeichnen und zu veranschaulichen, auf welche weise sic aus der prosa entstanden. Es ist gleichgiltig, welche stellen wir herausgreifen, da wir überall das gleiche verhalten finden.

In der bearbeitung von I, m 2 sagt Eltred in der prosa:

Eala! on hu grundleasum seade pat Mod prinzh, ponne hit bestyrmal pisse worulde ungepwærnessa, zif hit donne forget his agen leoht etc.;'

in den allit. metren finden wir dem entsprechend:

Eala! on hu (zrimmum and hu) grundleasum

seade swinced pæt (sweorcende) mod,
ponne hit pa (stronzan) stormas beatad
weoruld-biszunza, ponne hit (winnende)
his agen leoht (an) forlated.

Kap. 4 (I, m 5):

sittap manfulle on heahsetlum and halize under heora fotum prycap, sticiap gehydde beorhte cræftas.

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Swa pu zesceope da saule, pæt hio sceolde ealne wez hwearfian on hire selfre, swa swa call þes rodor hwerfþ, odde swa swa hweol onhwerf, smeazende ymb hire secoppend odde ymbe hi selfe odde ymbe das corplican esceafta; donne hio ponne ymbe hire scippend smcap, donne bid hio ofer hire selfre; ac ponne hio ymbe hi selfe smeað, ponne bip hio on hire selfre, and under hire selfre hio. bip ponne, donne heo lufap pas corplican ping and dara wundrap (Kap. XXXIII, § 4.)

finden wir mit genauem anschlusse daran im 20. metrum, v. 204 f.:

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Elfred führt hier fache natur der scele

Swa deo monnes saul

nach einer eigenen betrachtung über die dreizwei verse von III, m 9 anschaulich aus.

hwærfed ymbe hy selfe ymb pas cordlican

hweole gelicost,
oft smeazende
Drihtnes gesceafta
hwilum ymb hi selfe
hwilum eft smead

sceppend hire,

(dagum and nihtum),

secende smeað,

yıb pone ecan 3od scripende færð

hweole gelicost, hwærfo ymb hi selfe;

ponne hio ymb hire scyppend mid gesccad smead,

hio bid upahæfen ofer hi selfe;

ac hio bid eallunga

on hire selfre,

bonne hio ymb hi selfe

secende smead;

hio bid swide fior hire selfre bencopan,

ponne hio pæs lænan lufað and wundrað
eorolicu þing (ofer eene ræd)'.

Noch enger schliessen sich an die prosa z. b. in demselben metrum vers 252 f., und wir führen nur noch ein paar zeilen davon an. Wir lesen in jener:

'Forzit nu Drihten urum Modum, þæt hi moton to be astizan purh pas carfopu þisse worulde and of pissum bisezum to pe cuman, and openum eazum ures Modes we moten zescon done æpelan æwelm ealra zoda, þæt cart Ðu'.

Dem entsprechen die verse:

'forgif nu ece 5od

þæt hi moten to pe,

urum modum,

(metod alwuhta,)

purh pas earfoþu up astizan

and of pisum bysezum, (bilewit fæder,)
(peoda waldend,) to be cuman

and ponne mid openum eazum moten
modes ures (purh pinra magna sped)
awelm zesion eallra goda,

þæt pu eart selfa (sizedrihten Jod)'.

Wir finden, dass in gleicher weise viele stücke der prosa nur dadurch zur dichtung erhoben worden sind, dass der verfasser der allit. metra, wenn er nicht mit der versetzung eines satzteiles, der einführung eines epithetons auskam, eine anzahl von wendungen bereit hatte, die sich überall anbringen liessen, die er nach bedarf verwandte, um die stäbe herauszubekommen, und welche ihm gewöhnlich die passende hälfte einer langzeile lieferten. Diese kleinen einschiebsel, mit denen er operierte, bestanden zu einem nicht geringen teile aus umschreibenden bezeichnungen für Gott und beziehungen zu dessen macht. So finden wir sich oft widerholend kurzverse wie peoda waldend. fæder enzla, bilewit fæder, lifes waldend, weroda wuldor cyning.

sizora waldend, purh pine meht. Andererseits sind jene einschaltungen allgemeine örtliche bestimmungen, z. b. ofer corpan, zeond weorulde, geond middan-zeard. Die übrigen füllsel, welche alliteration gewähren sollten, sind natürlich ebenso allgemeiner art, um ihre verwendung überall zu ermöglichen. So sind lediglich hierdurch zutaten wie fold-buendra, beorna zehwylcum, be we ymbe sprecud zu erklären. Dies alles kann selbstverständlich nur eine bereicherung an worten, nicht aber eine bereicherung des inhaltes erzeugen. Dass hierdurch auch keineswegs die wirkung der wahren poesie hervorgerufen werden konnte, lassen wir an dieser stelle ausser betracht.

Nicht alles, was in der versifikation der prosaübersetzung der metra zugefügt wurde, ist entstanden aus dem bedürfnisse, die alliteration herzustellen. Wir finden ausser den eben betrachteten noch eine reihe von einschaltungen, welche vielmehr hervorgegangen sind aus dem bestreben des verfassers der allit. metra, in denselben seiner vorlage etwas neues hinzuzufügen. Bedeutungsvolle abweichungen oder erweiterungen des in der prosa gegebenen inhaltes werden uns auch hier nicht begegnen, allein so unwichtig diese einschaltungen auch scheinen, müssen wir doch genauer auf sie eingehen; denn in ihnen werden wir deutlich den geist unseres dichters erkennen, da er hier seine selbständigkeit zu zeigen suchte. Wir nehmen somit die vergleichung der einzelnen allit. metra mit der ags. prosaübersetzung, welche wir (s. 136) unterbrechen mussten, wider auf.

In der alliterierenden bearbeitung von I, m 2 (genauer müssten wir natürlich sagen von Kap. III, § 2'), also in metrum 3 nach Fox' zählung, zeigt uns der schluss einen der zusätze, wie wir sie öfter finden, die keinen neuen gedanken enthalten, sondern nur den in der prosa ausgesprochenen etwas weiter führen; nachdem die worte:

'nu hit (Mod) nauht elles nat butan znornunza' durch

nu hit mare ne wat

for 5ode godes buton znornunze

in versform gebracht sind, setzt das allit. metrum noch hinzu: fremdre worlde him is frofre pearf! Der dichter geht so wenigstens über die worte der vorlage hinaus und beweist trotz der genauigkeit, mit welcher er sie widergibt, dass er

kein bedenken trägt, weiteren betrachtungen ausdruck zu verleihen.

In dem folgenden metrum scheint es allerdings, als bringe er einen vollständig neuen gedanken in sein werk; er sagt im anschlusse an die prosa, der mond verdunkle den glanz der sterne, bisweilen auch den der sonne, wenn er zwischen uns und ihr steht, auch den glänzenden morgen- oder abendstern beraube er seines lichtes; nichts entspricht aber hier in der prosa den auf diesen bezüglichen worten:

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Allein wir haben es nur mit einer entlehnung aus der bearbeitung von IV, m 6 zu tun, und jene stelle ist von da auch wider in das entsprechende metrum übertragen. So haben wir aus dem 4. metrum nur v. 40 hervorzuheben, den ausruf: 'hwi sio wyrd swa wo wendan sceolde (s. 137)!'

Auf ähnliche weise bezeugt der verfasser der allit. metra verschiedene male seine teilnahme an dem behandelten stoffe, allerdings auch nichts weiter. Dasselbe gilt von allen seinen versuchen, die gedanken weiter auszuführen. Hierin zeigt sich ein scharfer gegensatz zu der art, in welcher dies in der prosaischen bearbeitung geschehen ist. Dort finden wir eine wirkliche bereicherung des inhaltes, in den allit. metren wird dasselbe nur mit mehr worten gesagt, oder wir sehen, dass in ihnen eine selbstverständliche bemerkung zugesetzt ist, deren fehlen der prosa keineswegs zum nachteil gereicht. Eine berichtigung soll es wol sein, wenn sich der dichter nicht begnügt, uns in übereinstimmung mit seiner vorlage zu sagen: Wenn die schwarzen wolken sonne und sterne verhüllen, können sie uns nicht leuchten, sondern hinzufügt:

'ær se picca mist pinra weorde' (m. 5, v. 6).

Am schlusse desselben metrums verwendet er das gleiche bild noch einmal und unterlässt auch hier nicht, uns durch seine ergänzung (ar pæm hi zeswidrad wearpen) vor einem irrtum zu bewahren. Ansprechender erscheint es uns, wenn er auf die worte der prosa: wie ein stein, der von hohem berge in einen bach falle, den lauf desselben hindere, so trete der kummer den lehren der weisheit entgegen', von dem klaren

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