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A. G. Meißners

Skizze m

Sechster Theil.

Mit allerhöchst, gnådigst Raiserl. Privilegio.

Carlsruhe,


bey Christian Gottlieb Schmieder.
I 7 8 4.

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Der Zurückruf. *)

s war nun ein Jahr dahin geflossen und Helvas Schwermuth war Ruhe gewor

den.. Es vergingen drei Jahr, und seine Ruhe hatte sich in Heiterkeit verkehrt. Der Mann voll Gefühl seines innern Werths hatte nun sich felber gnügen gelernt; hatte gelernt: daß auch das Würken auf einen kleinen Kreis, auch die Einerntung von dem Dank eines geringen Haufleins den thätigen Geist beschäftigen könne; war ein Vater von seinen Unterthanen, ein geschäzter Eeselschafter bei seinen Nachbarn, und,

was alles andre überwog, ein Mann gewor

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*) Eehört sur ersten Samlung, nach S. 26.

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den, der bei der Ueberrechnung eines jeden Abends - und wir werden nachher finden, daß diese Ueberrechnung ziemlich scharf seyn muste zufrieden mit dem verlebten Tage eins schlafen, mit heiterm Gewissen, und hellem Auge des andern Morgens aufwachen konnte.

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Wie freute sich Docken dieser glücklichen, Lenderung! Wie war er und Helva wieder eine Seele in zwei Körpern geworden! Wie theilten fie nun alles mit einander: Geschäft und Ver gnügen; Studien und selbst Gedanken.

Doch mitlerweilen diese beiden, unbesorgt um grosse Welt und kleine Menschen einer glücklichen Muße genossen, und durch Erkennung derselben, dieser Muße werth sich mach ten, trugen in der Hauptstadt des Landes der Veränderungen mancherlei sich zu. Die verwickelten Umstände des Fürsten wurden mit jes dem Monate noch verwickelter. Seine Bedürfnisse nahmen zu, seine Einkünfte ab, fein Aufwand blieb der nehmliche. Seine anfangs måsfigen Bedrückungen wurden nun Härte, der anfangs leise Mismuth seines Volks ein lau

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tes Gemurr. Die Schulden des Staates wuch fen; mit ihnen die Auflagen; mit den Auflagen die Beschwerden des Landes. So lange die Last dieser unweislichen Regierung nur auf Bürger und Bauer lag, blieb es bei Seufzern und Thrås nen. Höchstens überreichten alle Wochen ein Dus zend Unterthanen, der Auspfåndung nahe, ihre Bittschriften dem gnädigsten Landesvater, der höchst gnådig sie ungelesen und unerhört ließ. Aber jezt fühlten Gemeinden, Landstånd' und Adel, daß es unbequem fei, lauter Betler zu Uns terthanen zu haben; fühlten auf sich das größte Gewicht jener immer wachsenden Steuern fallen; fahn den öffentlichen Kredit gesunken, ihre Vorrechte geschmälert; sahn das Heft des Staats aus einer Hand in die andre, nur nie in eine würdige wandern; und ihr Unwille über dies alles ward laute Klage, ernste Widerspenstig. keit.

Bald kam das Ganze der Sache dahin, daß der Fürst eine Verwendung seiner Stände an die höchsten Reichs Gerichte, einen öffent lich ausbrechenden Bankrutt, und die Ernennung

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