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wandiz, ist vil freislich. sin stimme di ist eislich; iz irbîzit man unde wîb; 355 nieman ne mach sînen lîb vor ime gesunt behalden, swes iz mûz gwalden.“

Dô der herre diz vernam,

schiere er zô deme rosse quam.
360 dô sîn daz ros wart gware
unde er iz begunde anestare,
iz vergaz allir sîner macht

unde woldime wesen dienisthaft ;
iz knête fur in dar nider

365 unde ne unsitete niwit sider;

ime worden sîne gebêre,

alsiz des kindes vil wol gewone wêre. Er begundiz, streichen,

daz, nieman geweichen

370 ne mohte neheine wîs,

wander was vil wîs.

er ne legete zoum noh seil dar ane,
er begreif iz in sîne manen.
ellenthaft was sîn gedanc,

375 ûf den rucke er ime spranc,
ûz dem marstalle er iz reit;
daz, was ein michil baltheit.

Dô wart daz langer nit verdaget,
dem kuninge wart dô gesagit,

380 waz sîn sun hête getân.
der kuninc der spranc ûf sân
unde zehenzich sînis gesindes.
er frowete sih sînis kindes;
di mêre er gerne vernam.
385 dô der kuninc dar quam
unde in Alexander vernam,
dô têter alsime wol gezam:

Denn schrecklich ist's in seinem Grimme.
Fürchterlich ist seine Stimme;

Es tödtet jeden Mann und Weib;
355 Niemand mag mit seinem Leib
Vor ihm gesund entweichen,
Kann es ihn nur erreichen."

Da der Herre dies vernahm,
Er schleunigst zu dem Rosse kam.
360 Da ihn das Roß sah kommen an
Und er's starr anzuschau'n begann,
Vergaß es aller seiner Macht

Und wollt ihm sein zu Dienst gebracht;
Es kniete willig vor ihm nieder
365 Und wüthete seitdem nie wieder;
Es änderte sich sein Betragen,
Als sei's gewohnt, das Kind zu tragen.
Zu streicheln er das Roß begann,
Das Lenksam machte nie ein Mann
370 Vor ihm in irgend einer Weise,
Denn Alexander war sehr weise.
Nicht legt er Baum noch Seil ihm an,
Er faßt es bei den Mähnen an,
In seinem kampfesmuth'gen Drang
375 Er auf des Thieres Rücken sprang;
Und ritt es aus dem Marstall hin;
Das war gewaltig kühner Sinn.
Verborgen blieb das länger nicht,
Dem Könige gab man Bericht
380 Von dem, was seinem Sohn gelungen.
Gleich war der König aufgesprungen
Und mit ihm hundert des Gesindes.
Er freuete sich seines Kindes;
Die Märe er gar gern vernahm.

385 Da nun herzu der König kam Und Alerander ihn vernahm,

Da that er, wie's ihm wohl zukam :

er warf sih nider unde ginc. Vestiân daz ros entfienc, 390 alsiz, Alexander wolde

mit einem breitele von golde
mit gesteine wol beslagen.
sînen vater ginc er ingagen.
dô si zesamene quâmen,
395 bîhenden si sih nâmen.

ir rede wart vile minnesam,
alsir hie mougit verstân.

„Heil dir,“ sprah er, „sune min! mih dunkit, dû salt kuninc sîn; 400 diu gwalt sî dir vil gerêt,

alsô verro sô mîn rîche gêt."
Alexander sprah zestunt:

,,vater, got lâze ûh sîn gesunt!
allis gûtes ih û wol getrûwen;
405 got lâz ûh lange bûwen
mit froweden ûwer rîche
unde ouh sêliclîche.

Noch sult ir, vater, mih geweren eines dinges, des ih sêre geren : 410 nu bin ih funfzehen jâr alt, daz hân ih rehte gezalt,

unde bin sô komen zô minen tagen, daz ih wol wâfen mac tragen. swer diheine tugent sol gwinnen, 415 der salis in sîner juginde beginnen. unde sver dir zins sol geben, wil er iht der widerstreben, der mûz en dir mit scanden senden von sînen landen

420 unde ouh leisterliche."

dô ne wolde der kuninc rîche
niwit langer beiten :

er hîz, daz kint bereiten.

Er stieg vom Roß herab und ging Zu ihm. Vestian das Roß empfing, 390 Und wie es Alexander wollte,

Ließ er's mit einem Zaum von Golde, Geschmückt mit Edelstein, belegen. Dem Vater ging er da entgegen. Da beide nun zusammen kamen, 395 Bei den Händen sie sich nahmen. Ihre Rede war gar minniglich, Wie ihr sie nun vernehmt durch mich. „Heil dir, sprach er, trauter Sohn! Mich dünket, dir gebührt der Thron; 400 Bereit sei die Gewalt einst dir,

So weit ich jetzt die Herrschaft führ’.“
Alexander sprach zur Stund':
"Gott laffe, Vater, euch gesund!
In allem Guten darf ich trauen

405 Auf euch; Gott laff' euch lange bauen Ruhig euer Reich mit Freuden

Und euch dadurch viel Glück bereiten.
Noch wollt mir, Vater, eins gewähren,
Nach dem ich trage groß Begehren:
410 Alt bin ich nun schon fünfzehn Jahr,
Ich hab' dies recht gezählt fürwahr,
Und bin gekommen zu meinen Tagen,
Daß ich wohl kann Waffen tragen.
Wer Tüchtigkeit je will gewinnen,
415 Muß in der Jugend es beginnen.
Und wer den Zins dir hat zu geben,
Will er dir etwa widerstreben,

Der muß ihn senden dir mit Schanden
Alsobald von seinen Landen

420 Und entgeht dem Schimpfe nicht."
Von da an wollte länger nicht
Der reiche König mehr anstehen:
Er hieß das Kind damit versehen.

waz sol ih mêr dar umbe sagen:

425 er hiz ime wâfen vor tragen,

430

sô man si under des kuninges gesinden allirbest mohte vinden;

unde verkore si Alexander,

man gewunne ime aber ander.

Dô daz kint nâh rîterlichen site
wolgewêfent was unde geriten,
dô was er ein scône jungelinc.
si grûzten in alse einen kuninc;
er sprah, wes si gedêchten,

435 daz, si ime kuninges namen ane lechten; sô er kunincrîches nit ne hête,

daz, er sînen vinger ûf gesetzte.

Er sprah: " woldet ir eine wîle gerûn, unze ih eine tugint mohte getûn; 440 an einem kuninc wil ihis beginnen unde mach ih den verwinnen

unde ih ime di crônen abe gezien
unde ûz den velde getûn flien,

so mugit ir mir kuningis namen geben, 445 al di wîle di ih leben."

Ein kuninc was Nicolaus genant,
Alexander fûr in sin lant

ze Cesaream vor di grôze stat.
dà wart der rîcher kuninc entsazt;
450 Alexander vaht ime den sige ane
unde fûrte di crône mit ime dane.

Dô er dô wider heim quam, ein vil leit mêre er vernam; des gwan er ungemûte.

455 iz was sîner mûter

sin vater Philippus ab comen
unde hête ein ander wib genomen,

di was Cleopatra genant.

dô Alexander daz irvant

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