Page images
PDF
EPUB

430

Was soll ich mehr darüber sagen:
425 Er hieß herzu ihm Waffen tragen,
Wie man bei Königes Gesinden
Sie mochte am allerbesten finden ;
Und warf er sie als schlechte nieder,
So schaffte man ihm andere wieder.
Als nun nach ritterlichen Sitten
Das Kind gewaffnet und beritten,
Da war ein schöner Jüngling er.
Sie grüßten ihn als König hehr;
Er aber sprach, woran sie dächten,
435 Daß sie ihm Königs Namen brächten;
Nicht so viel Land hab' er zu pflegen,
Um seinen Finger drauf zu legen.

Er sprach: wollt ihr so lange ruhn, Bis ich eine tapfre That kann thun; 440 An einem König will ich es beginnen Und kann ich mir den Sieg gewinnen Und ihm die Kron' vom Haupte ziehen Und aus dem Feld ihn machen fliehen, So sollt ihr mir Königs Namen geben, 445 All die Weile ich mag leben."

Ein König war Nikolaus genannt,
Alerander zog in dessen Land

Gen Cäsarea vor die große Stadt.
Den reichen König machte matt

450 Alerander und erfocht den Sieg

Und nahm die Krone von dann mit sich.

Als heim er darauf wieder kam,
Gar leidige Botschaft er vernahm;
Drob zürnete er offenbar.

455 Von seiner Mutter Olympics war
Sein Vater Philippus abgekommen

Und hatte ein ander Weib genommen,
Die war Cleopatra genannt.

Da Alerander dieses fand

460 unde erz rehte vernam,

vor sînen vater ginc er stân.
er sazte di crônen dô,
di er Nicolâô

hête geroubit,

465 sînem vater ûf daz houbit :

,,hêr vater, nemet diz ze minnen,
daz, ih mit sturme hân gewunnen,
unz ih mêr mac getuon.

des habit ir êre unde ruom;
470 wene ein dinc, daz ih û clagen,
unde in mînem herzen tragen;
des hân ih vil svêren mût,
ouh ne dunkit iz mir niwit gût:
daz ir mîne mûter

475 Olympiaden di gûten

mir ze leide verlâzen hât
unde einen ubirhûr begât

mit einem anderen wîbe.

ih swere û daz, bî mîneme lîbe:

480 sver disen rât hât gefromit,

daz iz ime ze grôzen unstaten noh comet.“ Ein riter hîz Lysias,

der stolz unde redehaft was,

der was mit der brûte dar comen;

485 des gwan er lutzelen fromen.

deme was vil harte ungemach,
daz Alexander sô vil sprah;
unde antworte ime smêlîche

unde frevilliche;

490 des mohter gerne habin enborn.

des gwan daz kint grôzen zorn;
einen guldînen naph grôz, unde svâr,
dar ane stunden blachmâl,

hête Alexander an di hande.

495 den slûch er Lysiam vor di zande,

460 Und er es recht genau vernahm, Vor seinen Vater gleich er kam. Dort seßte er die Kron', die er Dem König Nikolao vorher Hatte in dem Kampf geraubt, 465 Seinem Vater auf das Haupt:

"Herr Vater, nehmt mit Gunft die Gabe, Die ich im Sturm gewonnen habe, Bis ich noch größres kann erringen. Das muß euch Ruhm und Ehre bringen; 470 Nur eines das muß ich euch klagen Und es in meinem Herzen tragen; Darob hab ich gar schweren Muth, Auch dünket mir es nimmer gut: Daß meine Mutter ihr, die gute 475 Olympias im Uebermuthe Verlassen habet mir zum Leide Und suchet unerlaubte Freude Bei einem andern Weibe.

Ich schwör' euch das bei meinem Leibe: 480 Wer diesen Rath euch hat gegeben, Dem wird sich großes Leid erheben.“ Ein Ritter, Lyftas genannt,

War vornehm, in der Red' gewandt, Der war her mit der Braut gekommen ; 485 Deß hatte er gar wenig Frommen. Dem war das hartes Ungemach, Daß Alexander solches sprach; Antwort gab dieser ihm mit schnöden Und mit freventlichen Reden;

490 Das hätt' er gern zurückgenommen.

Das Kind war drob in Zorn gekommen;
Eine goldne Schüssel groß und schwer,
Kunstreich verzieret obenher,

Hatt' Alexander in der Hand,

495 Die schlug er vor die Zähne gewandt,

daz, si ime in di kele resen,

unde sprah: „lâ dîne bôse rede wesen. Philippus ûf die tabelen spranc, wande in sîn grôze zorn dwanc; 500 der strît ime niht wol gevîl.

dô trat er fur baz, unde viel,
daz ime sîn schenkel zebrach ;
lasterlichen er dô lach.

in andirhalb fiel di brût.
505 dane wart neheiner gâbe lût;
nieren nehein spileman,

wande dô iz alsô quam,

daz, der kuninc der nider * viel.
Alexander sin bluot wiel; [V. Hs. 1104]

510 sín zorn in der zuo truoch,

daz er mit dem swerte erumbe slûch,
und swer dâ wider wolte stân,

[ocr errors]

der nemohte im mit dem leben nieht engân. ich ne freiste nie den, der fernam,

515 war diu brût ie bequam.

520

Alexander gemâzet sich es tuo

und giench sìnem fater zuo

und tête im heil sîn bein

und brât in und sine mûter in ein.

Unde alsô daz was gendet,

do wart ein bote gesendet
und sagete Philippus daz,,
daz, er bewaren hîze baz
sine burch z'Antonià

525 und fûre dar mit her sâ

und nâme die burch in sîne gewalt.
dâ waren die rêde manechfalt.
ez, wâre der sezmanne wille,
daz reiten sie under in stille

530 wie si sich von ime gezugen
und in lasterliche betrugen

*) Hier beginnt die Lücke der Strassb. Hs.

Daß sie ihm fuhren in die Kehl' hinein,
Und sprach: „laß deine Schmähwort' sein.“
Philippus auf die Tafel sprang,

Da ihn sein großer Zorn bezwang;
500 Der Streit ihm gar nicht wohl geftel.
Da trat er weiter vor und fiel,
Daß seinen Schenkel er zerbrach
Und jämmerlich darnieder lag.
Zur andern Seite fiel die Braut.
505 Es ward da keine Gab' geschaut;
Nirgends sich Spielleute fanden,
Da sich die Sachen also wandten,
Daß so der König fiel im Lauf.
Das Blut Alexandern wallte auf;
510 Sein heißer Zorn dazu ihn trieb,

Daß mit dem Schwert er um sich hieb,
Und wer dagegen wollte stehn,

Mocht' ihm mit dem Leben nicht entgehn.
Ich weiß von Keinem, der's vernahm,
515 Wo darnach die Braut hinkam.
Alexander zwang da seinen Sinn
Und ging zu seinem Vater hin
Und machte wieder heil sein Bein
Und söhnt' ihn aus mit der Mutter sein.
Und als nun dieses war geendet,

520

Da kam ein Bote her gesendet

Und sagete Philippo dies,
Daß besser er bewahren ließ'

Seine Burg zu Antonia

525 Und zöge mit dem Heere nah

Und nähme die Burg in seine Gewalt.
Dort waren die Anschläg' mannichfalt.
Es war der Lehenfaffen Wille,
Das besprachen sie unter sich stille,

530 Wie sie sich alle von ihm zögen

Und wie sie schändlich ihn betrögen

« PreviousContinue »