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Massmann v. 1.

Daz, liet, daz wir hie wirken, daz sult ir rechte merken. sîn gevouge ist vil gerecht; iz tichte der paffe Lamprecht 5 unde saget uns ze mêre, wer Alexander wêre.

Alexander was ein listich man,
vil manige rîche er gewan;
er zestôrte manige lant.
10 Philippus was sîn vater genant;
daz, mugit ir wol hôren

in libro Machabêôrum.
Elberich von Bisenzûn

der brâhte uns diz liet zû:

15 der hêtiz, in walischen getichtit;

ih hân is uns in dûtischen berihtet.

nieman ne schuldige mih,

alse daz buoch saget, sô sagen ouch ih. Dô Älberih daz liet irhûb,

20 dô hêter einen Salemônis mût;

in wilhem gedanken Salemôn saz,

dô er rehte alsus sprah:

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25 daz quit: „iz ist alliz, ein îtelicheit,

daz di sunne umbegeit."

daz, hête Salemôn wol versûht,

13c

Das Lied, das wir hier fingen,
Soll Euch zum Herzen dringen.
Sein Gefüge ist wohl erdacht;
Der Pfaffe Lamprecht hat's gemacht
5 Und saget uns die Märe,
Wer Alerander wäre.

Alexander war ein kluger Mann,
Gar manche Reiche er gewann ;
Er zerstörte manches Land.
10 Philippus war sein Vater genannt;
Wer's hören will, der suche

Im Makkabäerbuche.

Alberich von Bisenzu

Der brachte dieses Lied uns zu.
15 Der hatt' es im Wälischen gedichtet;
Ich hab's im Deutschen uns hergerichtet.
Niemand soll beschuld'gen mich,

Denn wie das Buch sagt, sag' auch ich.
Da Alberich dies Lied gemacht,

20 Hat er wie Salomo gedacht;

Denn Salomo sprach in solchem Sinn
Und führte uns zum Rechten hin:

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Ist, was bescheint der Sonne Strahl."
Das hatte Salomo wohl versucht

durh daz svar ime sîn mût ;

er ne wolde niwit langer ledich sitzen, 30 er screib von grôzen witzen,

wande des mannis mûzicheit

zô dem lîbe noh zô der sêle nith ne versteit. dar ane gedachte meister Älberîch.

den selben gedanc haben ouch ih; 35 ih ne wil mich niwit langer sparen, des liedis wil ih vollen varen.

Iz quît: richere kuninge was genûch; daz ne sagit uns aber nehein buoch

noh neheiner slachte mêre,

40 daz ie dichein sô rîche wêre, der in alten gezîten

mit sturmen oder mit strîten ie sô manige lant gewunne oder so manigen kuninc bedwunge 45 oder sô vil herzogen irsluoge unde andire fursten genûge, sô der wunderliche Alexander; ime ne gelîchet nehein ander.

Er was von Criechen geborn 50 unde wart dâ ze kuninge irkorn unde was der allirhêriste man, den Kriechen ze kuninge ie gwan. ouh waren kuninge creftich,

hêr unde mehtih,

55 ubir manige diet gwaldich, ir hêrheit manicfaldich michel was ir wîsheit,

ir list unde ir cundiheit;

ir scaz was mêre unde grôz :

60 ir ne wart aber nie nehein sîn genôz,
di mit listen oder mit mehten

irin willen ie sô vollenbrêchten;
sô aber dirre selbe man,

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Und ward von Schwermuth heimgesucht; Er wollt' nicht länger müßig bleiben, 30 Mit großer Weisheit thät' er schreiben, Denn des Menschen Müßigkeit Weder Seele noch Leib gedeiht. Deß dachte Meister Alberich

Und dieser Rede denk auch ich;
35 Ich will nicht länger mich besinnen,
In vollem Zug das Lied beginnen.
Man hört von reichen Fürsten genug;
Das aber meldet uns kein Buch,
Noch sagt es irgend eine Märe,
40 Daß wer so reich gewesen wäre,'
Der je in alten Zeiten

Mit Stürmen oder mit Streiten
Sich je so vieles Land errang
Oder so manchen König bezwang,
45 Oder so viel Herzöge erschlug
Und noch andre Fürsten genug,
Wie der wunderbare Mann
Alexander, dem keiner gleichen kann.
Er war in Griechenland geboren
50 Und ward zum Kön'ge da erkoren,
Er war der allerhehrste Mann,
Den je Griechenland gewann.

Wohl herrschten Könige kräftig schon,
Hehr und mächtig stand ihr Thron,
55 Manch' Volk stand unter ihrer Gewalt,
Glanz und Ruhm war mannichfalt;
Ihre Weisheit war bekannt,

Klug ihr Sinn und viel gewandt; Ihr Schat war weitberühmt und groß: 60 Und doch ward keiner sein Genoß; Sie konnten nicht mit klugen Streichen, Noch mit Gewalt ihr Ziel erreichen, Wie es gelang dem einen Mann,

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umbe den ih diser rede began.

An eine andere rede wil ih nu vân. Salemôn der was aleine ûz, getân, der sih ûzir allen kuningen nam. do regîna austri zô ime quam unde si sîne wunder

70 alle besunder

rechte merken began,
starke si dô undir quam;
dô si sîne wîsheit

unde sîne grôze rîcheit,

75 sîn fleisch unde sine vische
unde di zîrheit sîner tische
unde sin templum gesach,
mit rechter wârheit si dô sprah,
daz von mannis geburte

80 frumiger kuninc nie ne wurde;
man mûstin wol ûz scheiden,
wande Alexander was ein heiden.

Noch sprechint manige lugenêre, daz er eines gouchelêres sun wêre, 85 Alexander, dar ih û von sagen: si liegent alse bôse zagen

alle, die is ie gedachten,

wande er was rechte kuninc slahte. sulhe lugenmêre

90 sulen sîn ummêre

iegelichen frumen man.

sîn geslechte ih wol gereiten kan.

sîn geslehte was hêrlîch

ubir al Criechlant gwaldich;

95 Philippus hiz, der vater sin,

al Macedonien was sîn.

sîn ane der was ein gût knecht;

ubir daz mere ginc sîn reht;
er was geheizen Omîn;

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