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Rhod. (IV, 262) als Gewährsmann anführt für seine Darstellung der Aegyptier. Die Worte des Apoll: Aéov ἐν πρώτῳ πρὸς τὴν μητέρα bebeuten: Sep in feinem er= ften Buche über die ägypt. Mythol., welches Werk er der Mutter Alexanders gewidmet. Aus ähnlichen Gründen läßt der Dichter des englischen Aleranderliedes in Tripolis den Alerander auf seine Frage, wer sein Vater sei, vom Bischof des Landes die Antwort erhalten: Philipp sei sein Vater; und Alexander freut sich darüber sehr (S. den Auszug S. 419). Auf den alexandrinischen Ursprung weisen ferner die Stellen über die Erbauung Alexandria's und über die Bestattung des Königs hin (Pf. Kall. I, 30 ff. III, 34; ich berichtige hier einen Irrthum der Uebersehung, der durch einen Druckfehler im Original entstanden ist. Nach Müllers Bemerkung S. XXI. Anm. 3 muß es nämlich in Ps. Kall. III, 34 statt ocμa heißen oñμa. Demnach ist S. 222 3. 3 v. u. zu übersezen: Das Grabmal Aleranders, wo wir es errichten sollen). Und noch manche Stellen z. B. das Lob Alexandria's in der Rede des Demosthenes (II, 4), ferner II, 39 die Zusammenstellung Alexanders mit Sesonchosts (III, 17; II, 31; II, 24) bekunden die Vorliebe für Aegypten. Leztere Darstellung läßt uns sogar schließen, daß schon bei den Alexandrinern verschiedne Bearbeitungen vorhanden waren, denn sie kann nicht demselben Verfasser zugehören, der den Zug zum Hammonium beschrieben hat. Selbst das Testament Alexanders, das die Hdschr. A. und C. geben, das ich aber, weil es verstümmelt ist, unüberseßt gelaffen habe, weist auf die Alexandriner hin. Dieses wird nämlich nach A. bei

den Rhodiern niedergelegt, wie auch Diodor (XX, 81) berichtet. Wenn dies nun auch eine Erfindung des Rhodiers Zeno sein mag, den Diodor in vielen Stücken zum Gewährsmann gehabt hat, so stellt doch der Umstand, daß die Rhodier gegen Antigonus und seinen Sohn Krieg führten, sie auf die Seite des Ptolemäus und es läßt sich daher annehmen, daß die Alexandriner gern diese Sage verbreitet haben. Valerius, der freilich nicht der Niederlegung des Testamentes bei den Rhodiern erwähnt, läßt sogar den Ptolemäus das Testament nach der Bestattung in Alexandria vorlesen.

Von den in die Erzählung eingeflochtenen Poesteen, die ich wegen ihrer Lückenhaftigkeit theils nicht, theils nach Valerius übersezt habe, sei nur soviel gesagt, daß die Verse des Thebanischen Sängers Ismenias bei der Zerstörung seiner Vaterstadt (I, 46) wahrscheinlich dem Dichter Soterichus angehören, von dem Suidas (s. v. Βασσαρικά) unter anbern ein Gehit Πύθων ἢ Αλεξαν. Sgiaxov erwähnt. Unter Python ist wohl der Drache verstanden, den Kadmus beim Ismenischen Quell auf dem Cithäron tödtete. Erzürnt über diesen Mord, machten die Götter durch Orakelspruch kund, daß er einst gefühnt würde durch das Blut der Kadmeer. Daher heißt es (S. 63 der Uebersezung): es freute sich der Cithäron und hatte sein Vergnügen an den heimischen Klageliedern; und auch die Schlußworte (S. 65) deuten auf ein solches Verhängniß. Uebrigens scheint diese ganze poetische Erzählung erst später hinzugekommen zu sein.

Zu den rhetorischen und philosophischen Deklamationen sind vor Allem zu rechnen die Unterhaltung mit

den Brachmanen (III, 6), die weitläufigen Auseinander. segungen des Dandamis, die einen christlichen Verfasser verrathen. Auch diese didaktischen Zuthaten sind erst später hinzugefügt worden; wie denn, namentlich im Orient, die Geschichte Alexanders zulegt zu einem Rahmen ge= dient hat, in welchem politische, philosophische und religiöse Grundsäge zusammengefaßt wurden.

Als Ergebniß der bisherigen Untersuchungen über Entstehung und Fortgang unsres Romans stellt sich Folgendes heraus (Müll. XXV f.): Der Theil der Erzählung, den wir dem Nationalstolze der Aegyptier verdanken, reicht mit seinen Anfängen in die Zeiten der ersten Ptolemäer. In der Geschichte, die dem PseudoGorionides zugeschrieben wird, heißt es am Schluß der Erzählung von den Thaten Aleranders (B. VI, 22): Das alles hat Alexander mit bewundrungswürdigem Eifer und Scharfsinn ausgeführt, wie es in dem Buche über seine Geburt und Thaten, das die ägyptischen Magier im Jahr seines Todes geschrieben ha= ben, uns erzählt wird (f. S. 502 unsres Auszugs); und die Geschichte Alexanders von Samuel Ben Jehuda Aben Libbon wird von mehreren Rabbinen für eine Uebersehung eines griechischen Werkes von Ptolemäus Lagi gehalten (s. S. 503 unsres Auszugs). Auch in dem anonymen Gedichte aus d. 3. 1388, das sich handschriftlich auf der Markusbibliothek befindet, heißt es auf bent vitel: παρ' Αἰγυπτίων ἐκ πάλαι καλῶς παραδοθεῖσα (S. Gräße a. a. D. S. 439 und Ellissen Bemerkungen über die Gedichte des Manthos Joannu in Viehoff: Archiv III, 1 S. 150 ff). Nach der Unterjochung Mace

Alexander-Lieb. I.

III

doniens durch die Römer scheint der Zug Alexanders nach Italien, den der König vielleicht beabsichtigen mochte, zur Thatsache erhoben und der Erzählung hinzugefügt worden zu sein (ein Aemilius frönt den König auf dem Kapitol, gewiß nur, um ihn dem Besteger Macedoniens, Aemilius Paulus, entgegen zu stellen). Die persischen und indischen Geschichten wurden aus den zahlreichen Briefsammlungen genommen und mit einem geschichtli chen Firniß überzogen. Dies konnte schon in dem legten Jahrhundert vor Christus, zu einem Werke vereinigt, bei den Alexandrinern vorhanden sein.

Diese erweiterten in den folgenden Jahrhunderten die Schranken; was aber jedes Zeitalter von Wunderlichkeiten hinzugethan hat, läßt sich nicht bestimmen. Die Geschichte der Kandace ist wohl später hinzugefügt worden, vielleicht auch die der Amazonen und gewiß das Testament Alexanders. Vom zweiten Jahrhundert unsrer Zeitrechnung an kamen die Zauberkünfte und die Ge= heimlehren über die Wunderkräfte der Edelsteine allgemein in Schwang und durch sie wurde das Werk nach dieser Richtung hin mannichfach verunstaltet. Zu Anfang des vierten Jahrhunderts endlich konnte das Gedicht des Soterichus (der unter Diokletian lebte) eingeflochten werden. Zu dieser Zeit war das Werk schon so bekannt und verbreitet, daß der Verfasser des Itinerariums (S. den Auszug S. 287 f.), der zu des Constantius Zeit lebte, Theile davon in seine ernste Geschichte aufnahm. Das vierte Jahrhundert wäre also mindestens, wenn man die Gründe für das höhere Alter nicht gelten lassen wollte, die späteste Zeitgrenze für den Alexandrinischen

Verfasser, dem sicher alles Aegyptische zuzuschreiben ist. Angelo Mai fordert auch für seinen Valerius, den er nicht für den Uebersezer des Ps. Kall. hält, weil er ihn damals wenigstens noch nicht kannte, dasselbe Alter und mit Recht. Er schließt es aus der Sprache und wir können hier unbedenklich ihm ein feineres Urtheil zu= trauen, als dem sonst scharfsinnigen Letronne (Journ. des Sav. 1818 p. 620), der ihn nicht vor dem siebenten Jahrh. schreiben lassen will. Es handelt sich bei Beurtheilung der Diction eines solchen, von Jahrhundert zu Jahrhundert umgestalteten Werkes nicht um einzelne Ausdrücke und Wendungen, sondern um den Charakter der ganzen Darstellung, gleichsam um die Physiognomie des Ganzen. Wie viel mag bei der erstaunlichen Verbreitung des lateinischen Werkes durch Nachlässigkeit oder freie Behandlung der Abschreiber hinzugefeßt, weggelassen, mißverstanden, verändert worden sein! Immer bleibt aber noch der Kern der Darstellung ein kräftiger, schön abgerundeter. Die einzelnen Stellen aber, die Mai für Alter und Vaterland seines Autors benust, möchten, da er unbestreitbar nur Uebersezer ist, dem gries chischen Verfasser zu Gute kommen. Diese Stellen finden sich Ps. Kall. I, 31; I, 33 (S. 42), wo es nach der Aenderung Müllers (S. XXI) heißen muß: welcher noch jest Altar des Alexander heißt; und I, 33 (S. 43): welche noch jezt im Serapeion stehen (Valer. I, 30). Der Serapistempel wurde aber, wie Mai sagt, auf Be= fehl des Theodostus im 3. 389 zerstört. Ebenso stand noch zur Zeit der Abfassung unseres Werkes der Grabhügel Alexanders unverlegt (Val. III, 57) und sein Lodes

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