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tag wurde noch gefeiert (Val. III, 60). Zur Zeit des Chrysostomus aber (stirbt 407) war das Denkmal zerstört und der Tag wurde nicht mehr gefeiert. Denn Chrysost. sagt (Homil. XXVI über den 2. Brief an die Korinth. Bd. X. S. 625): noũ ɣág, ɛiñé μoi, to oñua ̓Αλεξάνδρου; δειξόν μοι καὶ εἰπὲ τὴν ἡμέραν, καθ ̓ ἣν ETELEUTηos. Noch genauer will Mai selbst den Geburtsort, Pharus oder Alexandria, angeben aus einer Stelle (Val. I, 27), wo Alexander das Grabmal des Proteus auf Pharus herstellen und ihn wieder verehren läßt und es dann heißt: diese Sitte ist bis auf unsre Zeit gekommen und sein Heiligthum wird unter unsren Heroen genannt. Ps. Kall. erwähnt dies nicht; er spricht nur (I, 30) von der Insel des Proteus, wo Alexander seine Soldaten warten läßt. Es hindert dies aber nicht, in einer älteren Handschrift, als die B. ist, eine Parallelstelle anzunehmen.

Das Wenige, was noch nach des Constantius Zeit hinzugekommen ist, gehört den Byzantinern an. So das Werk, das dem Palladius (um 400) zugeschrieben wird (Ps. Kall. III, 7--16). Man darf aber annehmen, daß zu Ende des 4. Jahrh. der Pseudo-Kallisthenes, wie er in Handschrift A. vorliegt und als Quelle dem lateinischen Uebersezer gedient hat, vollendet gewesen ist und auch der f. g. Valerius nicht viel später geschrieben hat. Wenn Sainte-Croir (S. 165) den Ps. ins 10. Jahrh. sezt, so bezieht sich das auf die späteren Handschriften, die ihm vorlagen; er vermuthet aber selbst schon, daß dies nicht das ursprüngliche Werk sei. Von den Türken, die am Schluß vorkommen sollen, habe ich nichts gefunden.

In den Anfang des fünften Jahrhunderts fällt auch die der Handschrift A. und dem Valerius am nächsten kommende armenische Uebersetzung, die von den Mechitaristen dem berühmten armenischen Geschichtschreiber Moses von Chorene zugeschrieben wird (Vgl. Neumann in Münchner Gelehrte Anzeigen 1841. Nr. 250-52).

Was die Handschriften des griechischen Werkes an= geht, so beschreibt Berger (a. a. D. S. 198 ff.) vierzehn, von denen drei auf der königlichen Bibliothek in Paris aufbewahrt werden. Lehtere sind diejenigen, welche Müller für seine Ausgabe verglichen hat..

Die älteste (A. Nr. 1711) ist eine Pergamenthandschrift; sie stammt aus dem elften Jahrhundert und ist den Chronographieen des Nicephorus c. beigefügt. Sie gibt die älteste bekannte Form des Romans. Ihr Titel {autet: Βίος Αλεξάνδρου του Μακεδόνος, pine Mngabe des Verfassers.

Die zweite (B. Nr. 1685), eine Papierhandschrift, ist von einem Mönch Nektarios zu Otranto geschrieben, ge= endet im J. 1469 am 5. November, am Sabbath, in der zweiten Stunde des Tages (Tg dóvti régua Sóža, τιμὴ καὶ κράτος. Ἐτελειώθη τὸ παρὸν βιβλίον διὰ χειρός Νεκταρίου ἱερομονάχου τῆς μονῆς τοῦ ἁγίου Νικολάου τῶν Κασούλων τῆς πόλεως Ὑδρούσης cet.). In fie finb διε Fabeln des Aesopus angehängt; ste trägt den Titel: Καλλισθένης ἱστοριογράφος ὁ τὰ περὶ τῶν Ἑλλήνων συγ γραψάμενος. Οὗτος ἱστορεῖ ̓Αλεξάνδρου πράξεις. mül= ler hat diese Handschrift seinem Werke zu Grunde gelegt, weil A. zu verdorben und lückenhaft erschien; so gibt denn auch die Uebersehung die Handschrift B. wieder.

Sie unterscheidet sich von A. einestheils dadurch, daß der Autor seine Erzählung mehr mit der Geschichte in Einflang zu bringen trachtet, anderntheils durch bedeutende Zusäge namentlich in den Berichten über die Wunder Aegyptens. Die Fabel von der Vermauerung der unreinen Völker (III, 29), die diese Handschrift allein einschiebt, verräth einen Juden oder Chriften. Im Ganzen zeigt sich auch hier noch ein ziemlich nüchterner Sinn, der sich der Kürze befleißigt und durch Gedrängtheit die Erzählung oft dunkel macht.

Die dritte Handschrift endlich (C. Nr. 1311 Supplem.), ebenfalls eine Papierhandschrift, ist von dem Hierodiakonus Eustathius im Jahr 1567 geschrieben und führt nur die Aufschrift: Bißhos Ahegavdgov. Sie vers räth in vielen Einzelheiten einen jüdischen oder syrischchristlichen Verfasser. Die Erzählung ist breit und geschwätig. Sie weiß Widerstrebendes ohne Mühe zu ver binden; wie sie z. B. die verschiedenen Namen des Mörders Philipps leichtfertig zusammenstellt: Navoavías o xaì 'Aváğagxos etc. Briefe verwandelt sie in Erzählung, fügt neue Briefe hinzu, die nichts als Inhaltsverzeichnisse sind, und gibt überhaupt dem ganzen Roman ein völlig neues Ansehen. Nach dem Tode des Darius läßt fie Alexander nochmals nach Syrien ziehen; in Judäa wird er befehrt, gründet nochmals Alexandria, wirft die heidnischen Gözen hinaus und verkündet den Einen ewigen Gott Jehova; was Alles nur aus dem Gehirne eines Juden oder Christen entsprungen sein kann. Die Ordnung der Dinge ift überall bis ins Unglaubliche verwirrt und die Märchenwuth zum Kindischen gesteigert. Die Geschichte des wiederaufgelebten Bucephalus, der über

den Tod seines Herrn weint, den giftgebenden Knaben zerreißt und zu den Füßen des Herrn stirbt, sezt den Fabeleien die Krone auf.

Von den lateinischen Handschriften sei nur bemerkt, daß die königliche Bibliothek in Paris deren elf bestzt; die eine (Nro. 4880) aus dem vierzehnten Jahrhundert hat Müller benußt, um die Lücken des Valerius auszufüllen. Ich habe bei meinem Auszug aus Valerius die Supplemente benugt, die Mai (Spicil. Rom. VIII. 513 ff.) gibt, zugleich aber die abweichenden Lesarten der Paris. Handschr. hinzugefügt. (Ueber die latein. Bearbeitungen vgl. außer Müller Introd. p. VIII, not. 1. noch Michelant: Li R. Vorwort S. XI, der noch 2 Mezer Hdschr. aus dem 11. und 12. Jahrhundert anführt).

Ueber die Person des Julius Valerius wiffen wir Nichts. Mai bemerkt nur, daß er ein angesehener Mann gewesen sein müsse, da er auf dem Titel das Epitheton vir clarissimus führe, welches im Comparativ den spectabilibus, im Superlativ den illustribus gegeben worden sei und in der Kaiserzeit besonders den Senatoren und andern hochgestellten Beamten.

Ueber den Werth endlich des Romans des PseudoKallisthenes etwas hinzuzufügen, möchte überflüssig erscheinen, wenn nicht gerade von den gelehrtesten Männern der Stab über denselben gebrochen worden wäre. Schon Mai sagt (praef. 97): quibus si addas sequiorum aetatum auctores arabes, persas et indos, barbariores latinos et graeculos, nihil impurius Alexandri historia arbitraberis. Ebenso urtheilt Sainte-Croix (S. 163): c'est un long et ennuyeux roman, plein d'invraisemblance

et d'absurdité. Toutes les actions d'Alexandre y sont défigurés au point d'y être méconnaissables; und (S. 165): rien de plus fastidieux, que le Roman du faux Callisthène; il provoque le dégout et on a bien de la peine, à achever la lecture, Raoul-Rochette sagt in seinem berühmten Buche: histoire critique de l'établissement des colonies grecques (tom. IV. 1. VII. c. 1. p. 183) bei der Stadt Alexandria-Bucephala: mais ce serait perdre du temps que de s'arrêter à un auteur dont la narration d'ailleurs défigurée par les fautes les plus grossières de style et de goût, ne porte aucun charactère historique; und (p. 149): ce serait abuser la patience de nos lecteurs, que de nous arrêter plus longtemps à refuter des fables indignes de tout examen. Auch Letronne (Journ. des Sav. 1818. p. 620) sagt: cette compilation n'étant qu'un ramas indigeste de contes absurdes ou de faits dénaturés, racontés en mauvais grec, n'offre ni intérêt historique ni utilité sous le rapport de la langue. Daher entschuldigt sich Berger (p. 164) fast, daß er ihn einer Untersuchung unterwerfe, und auch Müller sagt (praefatio V): jungentes Pseudo-Callisthenem veremur sane ne quis ad aliena nos aberrasse et quadrata junxisse rotundis clamitet. Er fügt aber hinzu: verum putabamus complura fabulis nostris inesse, quae etiam severior historia non aspernatura sit. Sin minus, valeat superbum istud vulgus historicorum, qui adunco naso quemvis suspendunt, nisi canat archontes et respublicas. Nunc nos eos unice diligimus, quibus Candaces placent cubicula, qui mirantur Alexandri vultum leoninum et quae in oriente ultimo rex viderit monstra et prodigia.

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