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wird u. a. Wie man sagt, sei der Fürst bereits abgereist und habe befohlen, dafs etc." Unzweifelhaft richtig wäre der Satz in folgender Form: Man sagt (erzählt etc.), der Fürst sei bereits abgereist und habe befohlen" etc.; in obiger Verbindung aber ist der Konj. kaum zu rechtfertigen. Es müsste vielmehr heilsen: „Wie man sagt, ist d. F. b. abg. u. hat b." Man vergl.: „Nach den Angaben (Berichten, Meldungen, Versicherungen) der Blätter ist d. F. b. a. u. hat b.“ Wenn man den Konjunktiv anwendet, so will man offenbar der betreffenden Nachricht den Charakter der vollen Zuverlässigkeit nehmen, allein das geschieht schon durch die ersten. Worte des Satzes, welche deutlich genug zeigen, dass man es vorläufig noch nicht mit einem Faktum, sondern mit einer (mehr oder weniger zuverlässigen) Behauptung zu thun hat. Beispiele der oben bezeichneten Erscheinung sind so häufig, dafs es besonderer Citate kaum bedarf. Wir begnügen uns mit zwei Stellen aus bekannten Blättern. Wie es heilst, stehe der Grund der Verhaftung mit den Unregelmäfsigkeiten bei der Diskonto-Gesellschaft im Zusammenhange und es handle sich angeblich um Wechselfälschungen.“ Wie erzählt wird, habe der Ehemann nach der That versucht, sich selbst das Leben zu nehmen.“ Warum nicht: Es heifst es wird erzählt, der Grund stehe in Verbindung mit . . ., der Ehemann habe etc.?

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2. Ein zweifelhafter Erwerb. Unter den Verdeutschungen von Fremdwörtern macht sich gegenwärtig (in den Zeitungen) besonders bemerklich das Wort „Drahtbericht statt Telegramm. Gegen diese Verdeutschung ist an sich durchaus nichts einzuwenden; denn das Wort bezeichnet ganz gut dasjenige, was es bezeichnen soll. Trotzdem ist der Erwerb seinem Werte nach ein zweifelhafter. Denn was nützt es, wenn ich aus einer zahlreichen Wortfamilie ein einzelnes Glied herausreifse, um es zu germanisieren, die übrigen aber in dem fremden Gewande und der fremden Form beibehalte oder beibehalten muss?! Was wird aus den Wörtern Telegraph, telegraphieren, telegraphisch, Telegraphist oder Telegraphenbeamter, Telegraphenbureau, Telegraphenstange u. a.? Solche vereinzelte Verdeutschungen bringen nur Unordnung und Konfusion in die Sprache. Gerade auf denjenigen Gebieten, die den internationalen Verkehr der Völker betreffen, sollte man vorsichtig zu Werke gehen mit allen sprachlichen Veränderungen. Wir haben schon früher Gelegenheit gehabt, uns gegen die Verdeutschungsmanie zu erklären, die seit kurzem an die Stelle der früheren Fremdwörtermanie getreten ist und die so weit geht, dafs einzelne Fanatiker z. B. die Nase durchaus in einen „Riechkolben" verwandeln wollen, weil Nase (nasus) ein Fremdwort ist.* Was wird dann wohl aus den vielen bildlichen Redensarten, in denen die Nase eine Rolle spielt, wie die Nase rümpfen, die Nase hochtragen, die Nase in etwas stecken, eine Nase (einen Tadel) erhalten, einen an der Nase herumführen, eine feine Nase haben, einem auf der Nase herumtanzen, einen mit der Nase auf etwas stofsen u. a.? Soll man in jenen Beispielen überall statt der Nase den Riechkolben setzen? Ähnlich ist es in unzählig vielen anderen Fällen, auf die hier nicht näher eingegangen werden kann.

* Die Verdeutschung ist von manchen Seiten in der That ernstlich genominen worden.

Landsberg a. W.

A. W.

Bibliographischer Anzeiger.

Allgemeines.

G. Tanger, Mufs der Sprachunterricht umkehren? (Berlin, Langenscheidt.) 75 Pf.

F. Bock, Beitrag zur Methodik des grammatischen Unterrichts im Französischen. (Progr. der Realschule in Teschen.) Max Müller, Das Denken im Lichte der Sprache. Aus dem Englischen übersetzt von Engelbert Schneider. (Leipzig, Engelmann.)

Grammatik.

16 Mk.

A. E. R. Bux, Zur Reform der Orthographie. (Danzig, Axt.) 60 Pf. F. Hornemann, Gedanken und Vorschläge zu einer Parallelgrammatik der fünf Schulsprachen. (Hannover, Meyer.) 1 Mk. 50 Pf.

W. Bohnhardt, Das Personalpronomen im Altprovençalischen. (Marburg, Elwert.)

3 Mk. 60 Pf.

G. Dubislav, Satzbeiordnung für Satzunterordnung im Altfranzösischen. (Berlin, Gärtner.)

1 Mk.

E. Schwan, Grammatik des Altfranzösischen (Laut- und Formenlehre). (Leipzig, Fues.)

3 Mk.

Brachet et Dussouchet, Grammaire française. Cours supérieur. (Paris, Hachette.)

A History of English sounds from the earliest period. (London, Sampson Low & Co.)

Lexikographie.

2 fr. 50 c.

14 sh.

By H. Sweet.

K. Nowack, Beiträge zur neufranzösischen Lexikographie. (Posen, Rehfeld.) 1 Mk.

Standard Etymological Dictionary of the English language. (London, Ward & Lock.) 2 sh. 6 d.

7 sh. 6 d.

W. Skeat & A. L. Mayhew, A concise Dictionary of Middle English from 1150 to 1580. (London, Sampson Low & Co.) Ch. Mackay, A dictionary of Lowland Scotch. (London, Whittaker.)

7 sh. 6 d.

L. Tolhausen, Spanisch - deutsches Wörterbuch. 12. Lfrg. (Leipzig, Tauchnitz.)

Litteratur.

75 Pf.

M. Mounier, Litteraturgeschichte der Renaissance von Dante bis Luther. (Nördlingen, Beck.)

7 Mk.

G. Egelhaaf, Grundzüge der deutschen Litteraturgeschichte. 6. Aufl. (Heilbronn, Henninger.) 2 Mk.

W. Toischer, Über die Sprache Ulrichs von Eschenbach. (Prag, Neugebauer.) 1 Mk. 20 Pf. M. Lange, Goethes Quellen und Hilfsmittel bei der Bearbeitung des Reineke Fuchs. (Kolberg, Warnke.)

1 Mk. F. Reuter, Friedrich Rückert in Erlangen und Joseph Kopp. (Hamburg, Löppel.) 1 Mk. 50 Pf.

Friedrich Rückert, Vortrag, gehalten in Weimar von B. Suphan. (Weimar, Böhlau.)

60 Pf.

Franz Grillparzer als Dichter des Tragischen. (Nördlingen, Beck.) 3 Mk.
L. Feyerabend, Luther und das Herrigsche Lutherfestspiel. 2. Aufl.
(Görlitz, Förster.)

G. Paris, La littérature française au moyen-âge.
Ch. Gidel, Histoire de la littérature française. T. IV.

J. Sarrazin, Das moderne Drama der Franzosen.
mann.)

R. Mentz, Die Träume in den altfranzösischen Karls-
(Marburg, Elwert.)

B. Niemann, Über Mathurin Regniers Leben und
Gärtner.)

60 Pf. (Paris, Hachette.) 2 fr. 50 c. (Paris, Lemerre.) 2 fr. 50 c. (Stuttgart, From4 Mk. 50 Pf. und Artus-Epen. 2 Mk. 80 Pf. Satiren. (Berlin,

1 Mk.

F. Detela, Des Plautus Aulularia und Molières Avare. (Progr. des
Wiener Obergymn. Wiener Neustadt.)

E. Deschanel, Boileau, Charles Perrault. (Paris, C. Lévy.) 3 fr. 50 c.
P. Stapfer, Racine et Victor Hugo. 2e édition. (Paris, Colin & Co.)
C. Philips, Lokalfärbung in Shakespeares Dramen. 2 Teile. (Kolberg,
Warnke.)

2 Mk. H. H. Furnefs, A new variorum edition of Shakespeare: vol VII. The Merchant of Venice. (London, Trübner.)

Shakspere, Sein Entwickelungsgang in seinen Werken;
Wilhelm Wagner. (Heilbronn, Henninger.)

R. W. Church, Spenser. (London, Macmillan.)

13 sh. 6 d. übersetzt von

7 Mk. 50 Pf.

5 sh.

Samuel Taylor Coleridge and the English romantic school; by Prof. A. Brandl. (London, Murray.)

12 sh.

Hilfsbücher.

Geschäftsaufsätze, Hilfsbüchlein beim Unterricht im Deutschen für Volksschulen. (Düsseldorf, Schwann.)

H. v. Kleist, Die Hermannsschlacht. Ein Drama für Schule und Haus erklärt von Dr. L. Zürn. (Leipzig, Hoppe.) 2 Mk. Rahn, Lehrbuch der französischen Sprache für höhere Mädchenschulen. 3. Teil: Systematische Schulgrammatik. (Leipzig, Fues.) 2 Mk. 40 Pf. J. Storm, Französische Sprechübungen. Eine systematische Darstellung der franz. Umgangssprache. (Leipzig, Velhagen & Klasing.) 1 Mk. 80 Pf. The Times, Zur Erlernung der englischen Sprache des täglichen Lebens von J. Landmann. (Leipzig, Veit & Co.) 4 Mk. The Autobiography of Benjamin Franklin. Mit deutschen Erklärungen von K. Feyerabend. I. Teil: Die Jugendjahre 1706-1730. (Leipzig, Tauchnitz.) 1 Mk.

Dritter allgemeiner deutscher Neuphilologentag

zu Dresden

am 29. und 30. September 1888.

Veranstaltet von dem Verbande der deutschen neuphilologischen Lehrerschaft.

Tages-Ordnung.

Freitag, den 28. September: Abends 8 Uhr in den „Drei Raben“ (Marienstrafse 22 u. 23): Gesellige Zusammenkunft, Begrüfsung der Teilnehmer, Mitteilung des Programms für die allgemeinen Sitzungen. Sonnabend, den 29. September: Morgens 9 Uhr in dem Festsaal des Königl. Polytechnikums (Bismarckplatz 9, D): Erste allgemeine Sitzung. Verteilung eingegangener Druckschriften. Mittags 12, Uhr: Gemeinsames Mittagsessen auf dem Belvedere. Nachmittags 3 Uhr: Zweite allgemeine Sitzung im Königl. Polytechnikum. Abends 7 Uhr: Festvorstellung in den Königl. Hof-Theatern. Fest-Kommers. Sonntag, den 30. September: Vormittags 10 Uhr: Dritte allgemeine Sitzung im Königl. Polytechnikum. Wahl des nächsten Versammlungsortes und des neuen Vorstandes. Schlufs 1 Uhr. Gemeinsame Fahrt nach Meilsen. Festmahl. Besichtigungen. Abschiedstrunk.

Angemeldete Vorträge:

Herr Rektor Dörr-Solingen: Reform des neusprachlichen Unterrichts, Erfahrungen und Erwägungen.

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Dr. Klinkhardt-Reichenbach i. Schl.: Englisches Gerichtswesen.
Professor Dr. Körting-Münster: Die gegenwärtigen Aufgaben und
Ziele der romauischen Philologie.

Baron von Locella-Dresden: Dante in Deutschland.

Dr. Mahrenholtz-Dresden: Friedrich Melchior Grimm, ein Vermittler deutschen Geistes in Frankreich.

Dr. Proeschold-Homburg v. d. Höhe: Über Shakespeare.

Professor Dr. Sachs-Brandenburg: Englisch im Französischen.

Direktor Dr. Steinbart-Duisburg: Grammatisches.

Professor Dr. Stengel-Marburg: Zur Abfassung einer Geschichte der französischen Grammatik in Deutschland.

Ausstellung.

Mit dem Neuphilologentage ist eine Ausstellung von Bildern und Bildwerken geplant, welche zeigen soll, inwieweit sich das Bild zur Belebung und Verdeutlichung neusprachlicher Lektüre verwerten läfst.

Diese Ausstellung, welche nur als Anregung dienen soll, wird sich daher auch nur auf einige Schriftsteller: Molière, Sandeau, Shakespeare, Scott, Burns u. a., beziehentlich auf einige ihrer Werke beschränken.

Gleichzeitig wird eine Dante-Ausstellung veranstaltet. Für Erläuterung der vorgenannten Ausstellungen wird Sorge getragen werden.

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Auszug aus den Satzungen.'

§ 1. Der Verband bezweckt die Pflege der neueren Philologie, der germanischen wie der romanischen, und insbesondere die Förderung einer lebhaften Wechselwirkung zwischen Universität und Schule, zwischen Wissenschaft und Praxis.

§ 3. Mitglied des Verbandes wird jeder Professor oder Lehrer der neueren Sprachen, sowie andere Schulmänner und auch Nichtfachmänner, welche sich für die Bestrebungen desselben interessieren, gegen Entrichtung eines jährlichen, vor dem Verbandstage einzuzahlenden Beitrages von M. I (in Briefmarken oder M. 1,05 mit Postanweisung).

§ 4. Die Mitglieder erhalten alle auf den Verband bezüglichen Schriftstücke, sowie den Bericht über die Verhandlungen des Verbandstages.

§ 6. Die Hauptversammlung findet in der Regel zu Pfingsten und womöglich an einem Orte statt, wo ein Verein für neuere Sprachen besteht.

Alle diejenigen Herren, welche ihren Beitrag als Mitglied für 1888 1 Mark in Briefmarken, 1,05 Mk. mit Postanweisung noch nicht eingesandt haben, werden ebenso freundlich als dringend ersucht, dies baldigst bewirken zu wollen. Als Preis für die Festkarte sind 9 Mark festgesetzt worden (dafür: Essen auf dem Belvedere, Veranstaltung des Kommerses, Festmahl in Meifsen, Besichtigung einer Reihe von Königl. Sammlungen, des „Panorama international" Führer durch Dresden). Für den Besuch der Königl. Hoftheater sind von seiten der hohen Generaldirektion derselben den Teilnehmern an dem Neuphilologentage Freikarten gütigst in Aussicht gestellt worden. Die Festkarte wird erst von Anfang September an auf Wunsch versendet.

Freitag, den 28. September, von 5 Uhr nachmittags an, wird in den „Drei Raben“, Sonnabend, den 29. September, sowie Sonntag, den 30. September, jedesmal von 8 Uhr ab, in dem Königl. Polytechnikum (Zimmer 30) der Ortsausschufs zur Erteilung jeglicher Auskunft anwesend sein.

Bei rechtzeitiger Anmeldung ist der Ortsausschufs im stande, den Teilnehmern an dem Verbandstage Nachtlager und Frühstück in der Nähe des Königl. Polytechnikums in guten Gasthäusern beziehentlich in Privatwohnungen zu angemessenen Preisen zu besorgen.

Um Mitteilung, wo Vereine für neuere Sprachen bestehen, wird freundlichst gebeten.

Anfragen, Beitrittserklärungen und Zusendungen sind zu richten an den geschäftsführenden Vorsitzenden, Professor Dr. Wilh. Scheffler, Königl. Polytechnikum, Dresden. Da derselbe vom 21. Juli bis 20. August beurlaubt ist, so bittet derselbe, Anfragen u. s. f. möglichst vor oder nach genannter Zeit an ihn richten zu wollen.

Dresden, 2. Juni 1888.

Die Dresdner Gesellschaft für neuere Philologie als Ortsausschuss.

Der Vorstand des dritten allgemeinen deutschen
Neuphilologentages:

Prof. Dr. Rich. Wülker-Leipzig.
Prof. Dr. Karl Sachs-Brandenburg.
Prof. Dr. Wilh. Scheffler-Dresden.

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