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grunde giengen, ist vollständige Unwahrheit; denn das Eis war ja viel zu dünn, als dass man über dasselbe hätte fliehen können.

Erst am 4. December kehrten die bedauerungswürdigen Ansassen zurück und trafen alles ausgeplündert an. Die Gemeinde (ohne Herrschaft) berechnete, mäßig geschäßt, ihren Schaden auf 56.946 fl. 36 fr. Die Todten auf dem Schlachtfelde wurden am 9. December begraben."

Einen geradezu amtlichen Beleg für die Richtigkeit unserer Behauptung liefert aber das Archiv der Herrschaft Chirlih, zu welcher der genannte Teich (im Ausmaße von 180 Hektaren) bis heute gehört. Die im Chirlizer Archive über diese Frage erliegenden Urkunden haben einen streng geschichtlichen Wert. Dort heißt es: „Gleich in den ersten Tagen nach der Schlacht ordnete ein französischer Artillerieofficier in Aujezd, Namens Camp, dem Satschaner Fischmeister an, über ausdrücklichen Befehl des Kaisers Napoleon den Teich abzulassen, damit aus demselben am Reichmannsdorfer Ufer russische Kanonen (17-18), Pferde und Leichen ertrunkener Soldaten herausgezogen werden könnten. Als General Suchet, Officier der Ehrenlegion und Commandant in Brünn, auf besondere Anfrage bestätigt hatte, dass die Ablassung des Teiches über allerhöchsten Befehl zu er= folgen habe, wurde der Teich zwischen dem 8.-16. December thatsächlich wenigstens theilweise abge= Lassen. Man zog Kanonen und Pferde aus dem Teiche, aber feine Menschenleichen. Dafür war der Teich Tag und Nacht von 200-300 einheimischen und nach= barlichen Ansassen belagert, welche in Ermangelung von Menschenleichen fleißig die großen und gerühmten Satschaner Fische fiengen und zwar mit solcher Waghalsigkeit und Frechheit, dass sich die französischen Pionniere gezwungen sahen, auf sie zu schießen.

Am 12. December wurde die Verwaltung des Chirlizer Gutes beim General Suchet und der PolizeiOberdirection in Brünn bittlich, beim französischen Commando die Widerrufung des Befehls bezüglich der Ablassung des Teiches zu erwirken, da das Gut sonst einen. ungeheueren Schaden erleiden müsste.

Erst auf eine neue weitere Meldung, dass sich mit Ausnahme einiger Pferde keine Kanonen und überhaupt nichts mehr im Teiche befinde und die Fische infolge der Fröste erfrieren müssten, willfahrte General Suchet der Bitte und wurde der Wasserabschlag mit seiner Einwilligung eingestellt." Ein zweites Schriftstück lautet:

,,Chirlik, 29. December 1805.

In Zurückgehung des dem Fischmeister Peter Schwarz ertheilten Befehls: anher anzuzeigen, ob die in dem Satschaner Teich gebliebenen russischen ArtilleriePferde durch die hiezu beauftragten Gemeinden Satschan, Trzebomislih, Aujezd, Sternhof, Reichmannsdorf, Reschow und Hostiehradek ausgeführet und in einen Schacht vergraben wurden, wird wegen Unpässlichkeit des Fischmeisters von seinem Sohne Johann Schwarz angezeiget:

Bemeldete Gemeinden hätten aus dem Satschaner Teich 133 Pferde allbereits ausgeführet, wovon die Gemeinden Satschan, Trzebomyslitz und Reichmannsdorf das auf sie entfallende Contingent bereits vergraben haben; die Gemeinde Neudorf hat 7 Stück vergraben; und 10 Stück liegen annoch zu dieser Arbeit vor; von den übrigen Gemeinden werden annoch die Schachten gemacht. Übrigens aber müsse annoch bemerket werden, dass in diesem Teiche annoch 27 Stück Pferde erliegen. Hiezu ist vor der Hand kein Zutritt, das Eis bricht durch, und Komparent hat selbst sich überzeugen wollen, ob der Zutritt möglich seye, er versant aber in den Schlamm. auf eine Elle tief, und deshalb müsse abgewartet werden, bis der Teich mehr zugefrieren und das Eis haltbarer

sein werde; von russischen Soldaten wurden in dem Teiche nur zwei gefunden.

Nebstdem wurde auch noch derselbe über den gegen= wärtigen Bestand der Fische in dem Satschaner Teich

vernommen.

Auf das wurde erwidert: Er könne diesfalls nichts Bestimmtes aussagen, doch seiner Beurtheilung nach dürften kaum 5 Ctr. zurückgeblieben sein, und das wird bestehen in Hechten, Schleinen und kleinen Karpfen unter einem Pfund im Gewicht, weil die größeren Fische bei Ablassung des Teichs und Eintretung der großen Kälte größtentheils auf dem Schlamme erfroren sind und was nicht diesem Schicksale ausgesetet war, wurde durch das Bauernvolk verschiedener Herrschaften und selbst durch eigene Unterthanen ausgeplündert. Jene Karpfen, so die Sagnums an sich brachten, waren größtentheils Spiegelkarpfen von 3 Kg. im Gewichte. Weiteres aber könne er in Sachen nichts mehr angeben.

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Bericht an die Güter-Inspection in Kremsier.

Von dem gefertigten Oberamte wird angezeiget, dass von den mährischen Fischhändlern keine Fische in Wien verkäuflich an Mann gebracht werden konnten, weil daselbst dafür gehalten werden wollte, dass die dahin zum Verkauf gebrachten Fische aus jenen Teichen wären, wohinein zur Zeit der Austerlizer Bataille Soldaten und Pferde gesprengt wurden und in solchen ertranken. Auf die von den Fischhändlern gemachte Vorstellung wegen ihres zurückgebliebenen Nahrungsbetriebes

wurde von Seite der höchsten Hofstelle eine Untersuchung angeordnet, welche auch unter gestrigem Dato in Sokolnih, Satschan und Mönig mittelst des Kreisamts aufgenommen worden ist.

Die wesentlichen Punkte der Untersuchung bestanden im Nachfolgenden:

a) Ob zur Zeit der Austerlißer Bataille der Satschaner Teich gespannt war?

b) Ob solcher nach der Bataille abgefischet wurde? c) Wie viel Pferde und Soldaten darin befindlich waren?

d) Ob diese Körper noch vor ihrer Verwesung herausgeschleppet wurden, und endlich

e) Wann dieser Teich mit Brut besezet worden sei, und wann die Abfischung dieses Teiches vor sich gehen dürfte?

Alle diese Fragen hat man dahin beantwortet:

Der Teich wäre im Jahre 1804 mit Brut besett worden und die Abfischungszeit wäre im Herbste d. I. eingetreten.

In dem Teiche hätten sich nichts mehr als 2 russische Soldaten und 180 ArtilleriePferde nebst 18 Kanonen befunden. Gleich nach der Schlacht sei die Veranstaltung getroffen worden, aus denselben Menschen und Pferde herauszuziehen; dieses Geschäft wäre auf das möglichste beschleunigt worden, und es sei an den todten Körpern noch nicht die mindeste Verwesung wahrgenommen worden, dazu lagen auch noch die Körper im Geröhrich, wohin die Fische gar nicht fönnen.

Die französische Generalität habe hievon volle Kenntnis gehabt, und dem ungeachtet wurde die Ablassung des Teiches nur aus dem Grunde angeordnet, um nur die darin befindlichen Fische zu überkommen, wobei die Generalität die überkommenen unter sich zur Speise vertheilte.

Der Gegenstand der Abfischung des Teiches wurde dahin erledigt, vor der Hand nicht zu wissen, ob es hiezu im laufenden Jahre kommen werde, weil in puncto dieses Gegenstandes von der hochfürstlichen Inspection die hohe Entschließung gewärtiget werde.

Chirlit, 9. Feber 1806.

Brutmann, Oberamtmann."

Am 26. März 1806 langte in Chirlit ein Schreiben des Gödinger herrschaftlichen Amtmannes mit dem Ansuchen ein, genaue Nachrichten über die in den Teichen Umgekommenen einzuschicken, um dieselben dem Regierungsrathe v. Riedler, welcher eine Geschichte des Feldzuges vom Jahre 1805 und der Schlacht von Austerlig verfasste, übermitteln zu können. Der Chirlizer Amtmann antwortete schon am 27. März, ein Beweis, dass er um die Beantwortung der gestellten Anfrage gar nicht verLegen war, sondern sofort mit sicheren Angaben dienen. fonnte.

„Verwalteramt in Göding!

In dem diesherrschaftlichen Satschaner Teiche ist in dem Jahre 1805 nach der Schlacht bei Austerlit ein vor Wunden müder russischer Jäger am Eis, und ein Kosak unter dem Damm geblieben, welche beide vor dem Teiche begraben wurden. (!)

Bei der Abfischung dieses Teiches und auch bei einer früher, wegen der hiergewesenen Schlacht abgehaltenen Commission, welcher der mitgefertigte Rentmeister beiwohnte, ist in dem in der Rede stehenden Teiche kein russischer, noch kaiserlicher noch ein feindlicher Krieger vorgefunden worden.

Es befanden sich darin nach dieser Schlacht 28 bis 30 im Schlamm steckende Kanonen, woran bis gegen 130 Pferde vorgespannt waren nebst einiger Anzahl von Kanonenkugeln.

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