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Ihr habet derzeit keinen Nebenbuhler mehr zu fürchten. So wurde diese Coalition nach zwei Monaten überwältigt und gelöst. Der Friede ist nicht mehr ferne, doch werde ich das Versprechen, das ich meinem Volke gegeben habe, ehe ich den Rhein überschritten, erfüllen. Ich werde nur einen solchen Frieden schließen, der uns Garantie bietet und unseren Verbündeten Belohnung sichert.

Soldaten! Als das französische Volk die Kaiserkrone auf mein Haupt sezte, habe ich auf Euch__ver= traut, dass Ihr dieselbe immer in jenem Ruhmesglanze, dessentwegen ich sie geschäßt habe, erhalten werdet. Aber in demselben Augenblicke suchten Euere Feinde sie zu vernichten und zu erniedrigen, sie wollten mich zwingen, diese eiserne Krone, mit dem Blute unzähliger Franzosen erobert, auf das Haupt unserer ärgsten Feinde zu seßen. . wahrhaftig kühne und unsinnige Pläne, die Ihr vereitelt und gerade am Krönungstage Eueres Kaisers zuschanden gemacht habet. Ihr habet ihnen bewiesen, dass es leichter ist, uns trobigen Widerstand entgegen zu stellen und zu drohen, als uns zu überwältigen.

Bis alles vollendet sein wird, was das Glück und die Wohlfahrt unseres Vaterlandes erheischt, werde ich Euch, Soldaten, nach Frankreich zurückführen und dort sollt Ihr der Gegenstand meiner liebevollsten Sorge sein. Mein Volk wird Euch mit Freuden erblicken und es wird jedem von Euch genügen, zu sagen: Ich war bei Austerlig, um als Antwort zu erhalten: Sehet, ein Held!' Napoleon." Außerdem erließ Napoleon folgenden Befehl: „Die große Armee. Der Generalstab.

Tagesbefehl.

Aus unserem kaiserlichen Lager bei Austerlig, den 7. December 1805.

Wir, Napoleon, Kaiser von Frankreich und König von Italien, haben bestimmt und angeordnet, wie folgt:

Artikel 1. Den Witwen der Generale, welche in der Schlacht bei Austerlig gefallen sind, wird eine lebenslängliche Pension von 6000, den Witwen der Oberste und Majore von 2400, den Witwen der Lieutenants und Unterofficiere von 800 und den Witwen nach einfachen Soldaten von 200 Francs ausgezahlt werden.

Artikel 2. Unserem Kriegsminister befehlen wir, diese Bestimmung durchzuführen, dieselbe den Truppeu in einem besonderen Tagesbefehle bekannt zu geben und die Einverleibung dieser Bestimmung in das Gesetzbuch zu veranlassen. Napoleon. Aus unserem kaiserlichen Lager bei Austerlig, den 7. December 1805:

Wir, Napoleon, Kaiser von Frankreich und König von Italien, haben bestimmt und angeordnet, wie folgt:

Artikel 1. Die Kinder der französischen Generale, Officiere und Soldaten, welche in der Schlacht bei Austerlig gefallen sind, nehmen wir als Unsere an.

Artikel 2. Alle Kinder werden auf Unsere Kosten erhalten und erzogen werden, die Knaben in Unserem kaiserlichen Palaste zu Rambouillete, die Mädchen in dem zu St. Germaine.

Artikel 3. Nebst ihrem Tauf- und Familiennamen sollen sie das Recht haben, sich Napoleon zu nennen.

Artikel 4. Dem Großmarschall Unseres Palastes und dem Generalintendanten Unserer Krone befehlen wir, diese Bestimmung durchzuführen, dieselben den Truppen in einem eigenen Tagesbefehle zu verlautbaren und die Einverleibung derselben in das Gesezbuch zu veranlassen. Napoleon. Auf Befehl des Kaisers. Generalmajor Marschall Berthier."

Bilder aus der Kriegsnoth nach der Schlacht.

Die Franzosen streiften nach der gewonnenen Schlacht jedes Gefühl der Menschlichkeit ab. Sie boten all ihren Scharfsinn auf, um nach Art Wahnsinniger zu verwüsten und zu rauben, und schonten weder der Kirchen noch der gottesdienstlichen Geräthschaften, wie in Eywanowiß, Schwabeniz, Neu-Hwiezdlig, Austerliz, Krzižanau, Boseniz, Diedig u. a. In Telniz, Möniz u. s. w. wurden auch die Seelsorger misshandelt!

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Aus dem Drazowizer Pfarrprotokolle:1) „Am 2. Dec. fand die Schlacht bei Austerlig statt. Am 4. December traf Kaiser Napoleon mit fünf Officieren bei mir ein. Er wollte nicht im ersten Stocke wohnen, sondern bezog das Gesindezimmer im Erdge= schosse. Da weder im Hause noch im Orte Bier oder Wein zu haben war, schickte ich in die Nachbardörfer. Sie tranken deshalb beim Abendessen Wasser. Erst nach dem Abendessen brachte einer der Boten einige Maß Bier, womit sie sich zufrieden stellten. Während Napoleon das Abendessen einnahm, trafen in aller Stille 100 Mann

1) Wenigstens das Datum dieses Berichtes klingt unwahrscheinlich, da die Kaiser-Zusammenkunft bei Zaroschiß am 4. December nachmittags stattfand und Napoleon erst abends nach Austerlit zurückkehrte.

als Wache ein, welche in einem einzigen Zimmer im ersten Stocke übernachteten. Am 5. December entfernte sich Napoleon sammt Begleitung schon am frühen Morgen in aller Stille.

Am 6. December haben mich die Franzosen ausgeplündert. Sie nahmen meine Zimmer, den Getreideboden, den Keller und die Speisekammer in Augenschein ; sie raubten mir sämmtliche Wäsche, tödteten mein Geflügel und Rindvieh, das mir noch geblieben war, luden alles auf meinen Wagen und zogen ab. Ich erlitt, geringe geschätzt, einen Schaden von 1000 fl., ohne einen Schadenersatz zu erhalten.“

Im Hausprotokolle der Pfarre Posorziz berichtet der damalige Pfarrer Nikolaus Kvapil unter anderem :

„Die Schlacht nahm ihren Verlauf in der Richtung von Posorziz gegen Holubiz, Boseniz, Aujezd, Sokolnih und Telniz. Um 2 Uhr nachmittags war der Kampf beendigt und zu Gunsten der Franzosen, welche das Centrum der verbündeten Armee bei Praße durchbrachen, entschieden. Die Franzosen hausten nach ihrem Siege hier und anderwärts unbarmherzig und wurden viele Pferde geraubt. Mir wurden 149 Gebinde Wein, 2 Pferde, 12 Schweine, 3 Kühe, 200 fl. Bargeld, sämmtliche Kleidungsstücke, Betten u. s. w. geraubt. Das Eingangsthor zur Kirche wurde gewaltsam gesprengt, sämmtliche weiße Gewänder, ein silberner Kelch, ein Ciborium u. a. gestohlen. Wir haben Schauerliches erleben müssen, doch hat Gott die Tage der Prüfung abgekürzt . . .“ Aus dem Protokolle der Pfarre Steiniz sei nur hervorgehoben :

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Den Kanonendonner während der Schlacht hörten wir den ganzen Tag über. Nach der Schlacht, am 4. December, trafen bei uns 300 Reiter mit einem Oberst und mehreren Officieren ein und verblieben da bis zum Morgen des 7. Decembers. Kaum war die CavallerieAbtheilung abgeritten, trafen von Archlebau aus die

Schadenstifter (Marodeurs) in großer Zahl ein, die sofort zu rauben, zu plündern, zu sengen und auf uns sogar zu schießen begannen. Wohl hatte General Bernadotte eine Cavallerie-Abtheilung zum Schuße unseres Marktfleckens entsendet, allein dieselbe vermehrte nur die Zahl der Räuber und Mörder. Ihr Treiben war geradezu unmenschlich. Sie schleppten alles fort, was sie wegschleppen konnten und vernichteten, was sie nicht wegtragen konnten. In den Weinkellern der Umgebung wurden während dieser drei Tage an 40.000 fl. Schaden angerichtet. Allerdings ließen die Feinde mehr Wein ausfließen, als sie tranken. Unser Städtchen war ganz verlassen, da sich die Mehrzahl der Bewohner in die nahen Wälder geflüchtet hatte. Am 6. Jänner 1806 zogen die letzten Franzosen von hier ab."

Aus dem Hausprotokolle der Pfarre Telniz:

„Nach der Schlacht drangen die Franzosen in großer Zahl in Telniz ein und plünderten überall. Aus dem Pfarrhofe raubten sie 2 Pferde, 4 Kühe, 1 Kalb, 16 Stück Borstenvieh, sämmtliches Geflügel, 44 Fass Wein, 200 Meßen Hafer, Heu, alle Nahrungsmittel, Kleidungsstücke und Wäsche, so dass dem Pfarrer nichts übrig blieb, als ein Rock, ein Hemd und ein Paar Stiefel. Da das Pfarrgebäude überfüllt war und General Vandamme, welcher früher österreichischer Militärarzt gewesen war, den Pfarrer roh behandelte, entfernte sich dieser, um in der Kirche Ruhe zu finden. Hungrig schlief er auf der Kanzel ein. Zum Glück erwachte er und suchte bei dem Grundbesizer Karl Schuster (Hausnummero 40) Schuß. Noch in derselben Nacht drangen die Franzosen, nachdem sie die Thüren aufgesprengt hatten, in die Kirche, und raubten dieselbe aus. Außerdem hatte der Pfarrer den Verlust aller seiner Wirtschaftsgeräthe zu beklagen, wogegen das Wirtschaftsgebäude während der Schlacht niederbrannte. Dieser Verlust stürzte den Pfarrer, welcher

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