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Aus einer anderen Handschrift sei noch folgendes erwähnt:

"In einer Dorfhütte fand ich den Säbel eines russischen Husaren, der daselbst gestorben war. Dem Armen war, während er im Gemeßel seinen Rittmeister retten wollte, die linke Schulter abgehauen worden; dafür aber hatte der Husar mit seiner rechten Hand den Kopf eines französischen Officiers gespaltet. Mit fünfzehn Wunden bedeckt war der Husar auf dem Schlachtfelde liegen geblieben; es war ihm aber mit Unterstüßung seiner Kameraden gelungen, bis zu der Hütte zu kriechen. Dort verließen sie ihn, um sich selbst durch die Flucht zu retten. Der Arme starb noch in der Nacht und sein leßtes Gefühl war das der Trauer, dass sein guter Rittmeister gefallen sei." Sechs Wochen nach der Schlacht besuchte ich das Schlachtfeld. Noch überall waren Spuren vergossenen Blutes sichtbar. Zahlreiche frisch aufgeworfene Erdhaufen bedeuteten eben so viele Gräber. Allüberall schaute das Auge Stücke zerbrochener Waffen und zerrissener Kleider, die selbst die Armsten nicht mehr beachteten. An vielen und vielen Stellen eilten wir rasch dahin, denn dieschlecht vergrabenen Pferdeäser, an denen Raben und Krähen sich gütlich gethan hatten, verbreiteten einen unerträglichen Gestank. Doch leider! Wir mussten hie und da auch noch einzelne Glieder gefallener oder zu Krüppeln geschossener Soldaten, abgenagte Schädel, Knochen, Rippen u. s. w. schauen!"

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Der Pressburger Friede.

Der Waffenstillstand zwischen Napoleon und Kaiser Franz wurde erst am 6. December 1805 unter harten Bedingungen geschlossen und der Marchfluss als Demarcationslinie bestimmt. Nachdem Napoleon sein Hauptquartier am 7. December nach Brünn verlegt hatte, begannen die Friedensverhandlungen und wurden die Feindseligkeiten überall eingestellt. Vom 12. December an residierte Napoleon in Wien und entledigte sich_inzwischen der Verlegenheiten mit Preußen durch den Vertrag von Schönbrunn, nach welchem er versprach, Hannover gegen die Hohenzollern'schen Besitzungen (Ansbach, Cleve, Neufchâtel) tauschweise an Preußen abzutreten.

Der Friede zwischen Frankreich und Österreich wurde am 26. December zu Pressburg, wobei der weltstürmende Napoleon in gewohnter Weise das Recht nach der Länge seines Degens maß, abgeschlossen. Napoleon, rücksichtslos und jedes edlen Gefühles bar, hielt alles für erlaubt und gerecht, was in seinem Interesse und Vortheile lag;1) darum wird wohl an seinem Grabe kaum eine Thräne in einem menschlichen Auge erglänzen!

1) R. W. Emerson, Die Repräsentanten der Menschheit.

Nun erst gewann die Schlacht von Austerlig ihre volle, geschichtliche Bedeutung. Wie die französische Führung während der Schlacht glänzend war, so war auch deren Erfolg für Napoleon großartig. Die Friedensbedingungen lauteten:

1. Österreich trat Venetien, durch den Friedensschluss von Campo Formio gewonnen, an das Königreich Italien ab, erkannte Napoleon als König von Italien an und willigte ein, dass Frankreich diese ge= nommenen Länder behalte; weiters trat Österreich Tirol mit den Bisthümern Brixen und Trient an Bayern und die Besitzungen in Schwaben an Bayern, Würtemberg und Baden ab.

2. Der Breisgau wurde dem Erzherzog Ferdinand ohne jede Entschädigung genommen und mit Baden vereinigt.

3. Österreich erhielt nur die Fürstenthümer Salzburg und Berchtesgaden, wofür dem Erzherzog Ferdinand von Toskana das Bisthum Würzburg als Entschädigung gegeben wurde.

4. Die Kurfürsten von Bayern und Würtemberg erhielten die königliche Würde, der Markgraf von Baden die eines Großherzogs.

Es verlor also Österreich an 1100 Quadratmeilen Land mit 3 Millionen Einwohnern und 14 Millionen Gulden Einnahmen. Russland sette den Krieg fort.

Napoleon ließ vor seiner Abreise von Wien zwei Aufrufe verlautbaren; der eine war an die Bewohner Wiens, der andere an seine Soldaten gerichtet. Der lettere lautet:

,,Soldaten!

Der Friede zwischen mir und dem österreichischen Kaiser ist unterfertigt. Ihr habet in diesem Herbste zwei Feldzüge mitgemacht, Ihr habet alles erfüllt, was ich von Euch erwartete.

Ich reise in unsere Hauptstadt ab.

Ich habe jene, welche sich besonders ausgezeichnet haben, erhöht und belohnt und werde alles einhalten, was ich Euch versprochen habe. Ihr habet Eueren Kaiser gesehen, wie er mit Euch alle Gefahren und Strapazen getheilt hat; ich will, dass Ihr ihn nun auch sehet, von Macht und Glanz umgeben, wie solcher dem Herrscher der größten Nation der Welt gebürt!

In den ersten Maitagen werde ich eine große Feier in Paris veranstalten. Ihr werdet alle daran theilnehmen. Dann aber werden wir uns dorthin wenden, wohin uns die Wohlfahrt unseres Vaterlandes und die Vermehrung unseres Ruhmes ruft!

Soldaten! Seid ein Muster für alle Truppen •während der drei Monate, die Ihr zur Rückkehr nach Frankreich brauchen werdet. Ihr seid nicht mehr verpflichtet, Beweise des Muthes und der Unerschrockenheit, sondern strenger Mannszucht zu liefern.

Meine Verbündeten sollen keine Ursache haben, sich über Euer Verhalten während des Rückmarsches zu beklagen. Wenn Ihr aber den geheiligten Boden Eueres Vaterlandes betreten werdet, benehmet Euch wie Kinder in Mitte der Familie; mein Volk wird sich zu Euch wie zu seinen Helden und Vertheidigern verhalten.

Soldaten! Mein Herz jauchzt bei dem Gedanken, dass ich Euch alle um meinen Palast in Reih und Glied sehen werde und ich bin schon im vorhinein zärtlich ergriffen; wir werden das Andenken derer, die während dieser beiden Feldzüge auf dem Felde der Ehre gefallen sind, feiern und die Welt soll sehen, dass wir entschlossen sind, ihrem Beispiele zu folgen und noch mehr zu leisten, als wir geleistet haben, gegen jene, die unsere Ehre angreifen oder die sich durch das Gold unserer ewigen Feinde auf dem Festlande bestechen und verführen lassen sollten!"

Am 5. Jänner 1806 wurde in der Domkirche zu Brünn ein feierliches Te Deum zum Danke

für den erfolgten Friedensschluss abgehalten, bei welchem auch die französischen Generale — angeblich zu spät mit Musik erschienen. In den Schulen, welche während der Dauer des Krieges geschlossen waren, wurde der Unterricht am 1. Februar 1806 wieder aufgenommen, in Brünn und Olmüß, wo die Schulen in Spitäler umgewandelt worden waren, erst am 24. Februar.

Am 8. Februar veröffentlichte der Brünner Bürgermeister Johann Czikann, der während der Anwesenheit der Franzosen in Brünn beständig kränkelte, nachstehende Kundmachung:

„Nachdem bereits von mehreren Seiten verlässliche Anzeigen eingelangt sind, dass bei verschiedenen Parteien sowohl in der Stadt Brünn, als auch in den Vorstädten österreichische, französische und auch russisch-kaiserliche Armaturen und Munition vorhanden sind, welche theils gefunden, theils von den Truppen zurückgelassen worden find, wird infolge herabgelangten hohen k. und auch f. k. Präsidialdecretes vom 2. Hornung d. I. zu jedermanns Wissenschaft und Nachachtung allgemein bekannt gemacht: dass jede Partei, bei welcher derlei Gewehre, Armaturen oder Munition vorfindig sein sollten, solche bis den 20. Hornung d. J. auf dem Rathhause in dem Conscriptions-Zimmer dem zu diesem Geschäfte bestimmten Magistrats-Reitofficier um so zuverlässiger abführen solle, als für jedes solche Gewehr mit oder ohne Bajonett, wenn es nicht ganz zu Grunde gerichtet ist, eine Prämie von 30 kr. und für die Armaturen oder sonstige Artilleriegüter eine angemessene Geldvergütung zugesichert wird; wo im Gegentheil nach Verlauf von 14 Tagen nach geschehener Kundmachung eine strenge Hausdurchsuchung vorgenommen und jede Partei, bei welcher ein derlei Gewehr, Armatur oder Munition vorgefunden werden sollte, nicht nur der zugesicherten Prämie und Geldvergütung verlustig, sondern überdies auch mit unnachsichtiger Strenge, ja selbst körperlich, dafür bestraft werden würde."

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