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unterstüßt durch gut unterhaltenes Artilleriefeuer, Raußnih und stellten ihre Vorposten vor Raußniß auf.

Die französische Vorhut zog sich gegen Brünn zurück.

Als Napoleon erfahren hatte, dass Czar Alexander angekommen sei, schickte er seinen Adjutanten, den General Savary, zu ihm. Dieser Act der Höflichkeit war auch nicht nuglos. Denn aus den Gesprächen Savary's mit den jungen Officieren, welche den russischen Herrscher umgaben, erkannte Napoleon gar bald, dass Eigendünkel und Unvorsichtigkeit das Cabinet Alexanders beherrschen.

Czar Alexander dagegen schickte seinen unfähigen Adjutanten, den Fürsten Dolgorukij, in das französische Lager. Napoleon empfieng ihn bei der Vorpostenkette und entließ ihn nach kurzer Unterredung mit folgenden, in trockenem und verdrießlichem Tone vorgebrachten Worten: „Wenn das Alles ist, was Sie mir mittheilen sollen, dann sagen Sie dem Kaiser Alexander, dass ich seinen Anträgen nicht glaubte, als ich mit ihm zu sprechen wünschte. Ich hätte ihm meine Armee gezeigt und mich mit gerechten Bedingungen zufrieden gestellt. Doch er will es nicht, wir werden uns also schlagen. Ich wasche meine Hände in Unschuld." Dolgorukij entfernte sich. Als Napoleon weggieng, sprach er zu sich selbst: Diese Leute müssen wohl närrisch sein. Sie wollen, ich solle Italien räumen, und können mir nicht einmal Wien entreißen. Was beabsichtigen sie? Was würden sie mit Frankreich machen, wenn ich geschlagen würde? Meiner Treu', es soll geschehen, wie es Gott gefällt."

Napoleon war verdrießlich und ließ seine schlechte Laune daran erkennen, dass er auf die Erdklöße am Feldwege mit seiner Gerte einhieb. Die Wache beobachtete ihn. Ein einziger alter Soldat beachtete ihn nicht und rauchte, am Wege sigend mit dem Gewehr über die Kniee, gemüthlich sein Pfeifchen weiter. Im

Vorübergehen ließ Napoleon die Worte fallen: Die dort glauben, dass sie uns verschlingen werden," worauf der alte Soldat entgegnete: Oho, das wird nicht so leicht gehen.. noch in ihrem Munde werden wir uns ihnen entgegenstemmen!" Diese treffende Antwort nöthigte Napoleon ein Lächeln ab; er bestieg das Pferd und ritt guter Dinge in sein Lager zurück. Beide Armeen bereiteten sich zum Entscheidungskampfe vor.

Die verbündete Armee auf dem Marsche von Olmüh gegen Austerlitz.

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Am 27. November um 8 Uhr morgens gaben die Verbündeten ihre feste Stellung bei Olschan auf die ungenügende Verpflegung der Truppen machte sich bereits fühlbar und zogen in fünf Colonnen längs der Straße über Proßniz, Wischau, Kutscherau, Bochdaliz, Malkowig, Butschowiz, Krzizanowiß und Raußniz langsam gegen Austerliz. Langsam, sagen wir, denn sie legten in fünf Tagen nur an 70 m Weges zurück und gewährten so Napoleon hinlänglich Zeit, dass Marschall Bernadotte und die Division Friant vom Corps Davoust's noch abends vor der Schlacht zu ihm stießen.

Marschall Bernadotte stand nämlich mit seinen Divisionen bei Znaim und Mähr.-Budwig (mithin in der Richtung gegen Iglau) dem Erzherzog Ferdinand gegenüber. Am Samstag, den 30. November, schickte Napoleon an Bernadotte einen Officier mit einem Schreiben des Inhaltes: „Übermorgen werden wir eine Schlacht liefern. Beeilen Sie sich, wenn Sie daran Antheil nehmen wollen!"

Und siehe am Montag früh (2. December)

war Bernadotte zur Stelle.

Davoust wieder eilte von Wien herbei; am 1. Dec. marschierte er mit seiner Division durch Nikolsburg und am 2. December morgens stand er bereits am rechten französischen Flügel bei Telnitz und Sokolniz.

Nur durch diese Beweglichkeit der Hilfstruppen und die raschen Combinationen, nach welchen die einzelnen Corps auch aus den entferntesten Orten am bestimmten Tage und zur bestimmten Stunde am Kriegsschauplaze eintrafen, erzielte Napoleon solche Erfolge in Italien und gieng als Sieger bei Austerliß und Wagram hervor!

Beide Kaiser, Franz und Alexander, übernachteten am 27. November in Proßnih, am 28. im Wischauer Schlosse, am 29. in Bochdalis, am 30. in Krzizanowitz und am 1. December im Schlosse zu Austerliz.

Über den Vormarsch der russischen Truppen von Olmüz gegen Austerliz hat der ehemalige Prämonstratenser des Stiftes Obrowiz, dann Pfarrer und Dechant von Kutscherau, Anton Meixner, im Gedenkbuche der Pfarre Kutscherau folgende traurige Aufzeichnungen hinterlassen:

Bei mir und in den zu meiner Pfarre gehörigen Dörfern trafen die Franzosen am 22. November ein und zwar berittene Jäger, durchaus rohe, wilde und unbändige Leute, welche im Nothfalle oder bei etwaigem. Widerstande zum Morden ebenso bereit als fähig waren. Ihr erster Einfall und Angriff war der schauerlichste; mich, der ich diese ungebetenen Gäste nicht begrüßt, ihnen aber auch keinen Widerstand entgegengestellt hatte, beraubten sie in weniger als in einer halben Stunde um mehr als 100 Centner Heu, also um den Futtervorrath, der mir für das ganze Jahr hätte ausreichen sollen, und um 152 Mezen Hafer. Das Heu und den Hafer schleppten sie in die Nachbardörfer. Auch meine vier Pferde suchten sie, fehrten mein ganzes Haus zu oberst, ja sie schnuffelten sogar auf den Dachböden herum und hätten sie ohne Barmherzigkeit weggeführt, wenn sie dieselben gefunden hätten. Ich hatte jedoch meine Pferde und andere Habe bei Trenczin in Ungarn geborgen.

Solches Plündern und Wüthen musste ich drei Tage lang dulden; aus der Kammer und der Garderobe

schleppten sie Alles fort, was ihnen passte und sich fort= schleppen ließ, aus meinem ausgezeichneten Keller trugen sie den Wein fassweise heraus, wüsteten sogar damit und schickten solchen in die benachbarten Dörfer. Am vierten fummervollen Tage quartierte sich General Sebastiani bei mir ein.

Derselbe machte dem Plündern wohl ein Ende, doch musste ich ihm und seinen zwölf Officieren Speise und Trank je nach ihrem Range verabreichen. Er verblieb bis zum 28. November bei mir; als aber die Russen sich näherten, entfernte er sich so eilig, dass er sich nicht einmal verabschiedete. Sebastiani, ein Corse, war etwa 30 Jahre alt, mild, friedliebend, verständig, in Erfüllung seiner Pflicht behutsam und eifrig und zeichnete sich durch seine Lebensart aus. Während seiner Anwesenheit in meinem Hause bewahrte er mich durch sein Ansehen und den mir gewährten Schuß vor mehreren Einfällen, Erpressungen und Requisitionen und selbst vor der Kriegssteuer, wodurch er mich, meine eingepfarrten Dörfer und die Bochdalizer Herrschaft vor einem Schaden von wenigstens 5000 fl. bewahrte. Allerdings wissen wir nicht, welche Brandschahung er uns auferlegt hätte, wenn er sich nicht so eilig hätte aus dem Staube machen müssen!

Die fliehenden Franzosen wurden von unseren Husaren des Regimentes Hessen-Hamburg verfolgt; ihnen drängten von allen Seiten die Russen nach, welche, mit unseren Truppen verbündet, zur Schlacht vorrückten.

Diese Russen kamen gemeinschaftlich mit unseren Soldaten von Drysiß, Wischau und Lultsch. Sie zogen von halb neun Uhr früh bis gegen neun Uhr abends durch Kutscherau und die ganze Umgebung, wie eine lange Kette. Sie cantonnierten von den Lissowizer Grenzen an bis über Hwiezdlig hinaus in Dörfern und auf Feldern, wie Heuschrecken, welche die Saaten vernichten; ihre Lagerfeuer verbreiteten einen förmlichen dichten Nebel. Wir, von diesem Schlage betroffen, sind gewiss berechtigt, jenen fürchterlichen Tag – den 29. November

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