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übrige Wein floss aus, so dass die Soldaten bis an die Kniee im Weine wateten. Der in diesem Keller allein angerichtete Schaden bezifferte sich auf 29.298 fl. 24 fr. Außerdem verlor die Herrschaft: 18 Pferde, 1 Esel, 65 Kühe, 26 Kälber und 841 Schafe. Der Schaden, den die ganze Herrschaft mit Einschluss der Unterthanen erlitt, betrug an 664.450 fl. 51 fr."

Aus dem reichen und hoch interessanten Archive der Herrschaft Chirliß, deren Schüttkästen vor der Schlacht vollkommen ausgeraubt worden waren, entnehmen wir folgende Nachrichten:

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Der Richter von Hostiehradek meldet unter dem 21. November 1805, wie die Franzosen die Einheimischen am Wege ausziehen und ausrauben, die Häuser plündern und das Eigenthum stehlen.

Der Gastwirt in Mödriß, der zwei Gasthäuser

hatte, das eine in Mödriß, das andere am „Obrawabache",

rechnet seinen Schaden auf

der Mödrißer Pfarrer

der Turaser Gastwirt

der Schlapanizer Geschäftsmann Kummer

der Mödrißer Müller Fr. J. Reichel

16.000 fl.,

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Die langen Verzeichnisse über den Viehverlust in der ganzen Herrschaft Chirliß seien nur erwähnt.

Aus dem Hausprotokolle der Möniger Pfarre:

Unter allen Dörfern der Herrschaft verkostete Mönig die Kriegsnoth am meisten. Die Überreste des geschla= genen österreichischen Heeres zogen sich vor der nachrückenden französischen Armee über Mönig zurück. Sie famen am 17. November 1805 hier an und schlugen ihr Lager auf. Da es kalt war, verbrannten schon diese Truppen alle Zäune und auch zahlreiche Thore; an 300 am Plaze angezündeter Lagerfeuer verwandelten die finstere Nacht in hellen Tag. Der commandierende General Kienmayer wohnte beim Verwalter Lieber. Am 19. November zogen die kaiserlichen österreichischen Truppen

gegen Firzikowitz und beließen nur 40 Husaren bei den Vorposten, die jedoch um 3 Uhr nachmittags Möniz verließen, als sie auf der Straße von Niemtschig die blauen Colonnen der Franzosen herannahen sahen.

Die Gemeinde wollte in ihrer Unerfahrenheit den Feind durch einen glänzenden Empfang gewinnen und gieng deshalb in feierlicher Procession unter Trompeten und Paukenschall, mit Fahnen und dem Ortsgeistlichen an der Spize, den Franzosen entgegen. Diese rückten mit General Vandamme an der Tête unter lustigem Gesange heran, empfiengen die Gemeinde roh und hartherzig, nahmen den Leuten und dem Seelsorger das Schuhwerk von den Füßen und die Kleidung und misshandelten jene, die sich zur Wehre seßten. Dieses Corps marschierte durch Mönig und machte an der Telnizer Grenze halt; von dort kehrten die Soldaten zurück und raubten alles, was sie fanden. Am folgenden Tage zogen sie gegen Austerlitz; durch volle vier Tage marschierten feindliche Truppen ununterbrochen durch Mönitz gegen Austerlitz. Ein Infanterie-Regiment, das am 29. November zurückgekehrt war, zog, nachdem bei Nacht Alarm geschlagen worden war, eiligst ab, denn die Russen nahten. Am 30. November trafen österreichische Dragoner und russische Kosaken in Mönig ein und stießen bei der Satschaner Mühle mit Franzosen zusammen. Am 1. December befanden sich keine Truppen mehr in Mönig und nach längerer Zeit wurde in der Pfarrkirche wieder einmal Gottesdienst abgehalten."

Aus dem Hausprotokolle der Pfarre Schlapanis:

Am 19. November wurde das Hauptquartier der vereinigten österreichisch-russischen Armee in Schlapanit aufgeschlagen. Der Commandierende, Fürst Johann Liechtenstein, nahm im Pfarrhofe Quartier, wogegen die Kanzlei in der Scholasterie untergebracht wurde. Die Armee campierte auf den Feldern um Schlapanih, aber auch der Ort war mit Russen angefüllt, welche um Feuer

gelagert, ihren Raub abkochten. Dem Pfarrer stahlen sie zwei Schweine, sämmtliches Geflügelwerk, Heu, Stroh und Holz.

Anfangs hieß es, dass das Hauptquartier für mehrere Tage in Schlapanig verbleiben würde; allein noch in der Nacht wurde der Befehl zum Abmarsche gegeben, der auch morgens in der Richtung gegen Wischau erfolgte. Am nächsten Tage trafen bereits die französischen Vorposten ein und verlangten vom Pfarrer Wein, Geld, Wäsche und Stiefel; zum Danke misshandelten sie den Pfarrer noch. Am nächsten Tage schrieben. zwei Officiere mit einem Adjutanten im Pfarrgebäude in Gegenwart des hiesigen Bürgermeisters Matthäus Hallamoda folgende Requisitionen aus: 7 Kühe, einige Schafe, Schweine, Gänse, Hühner, Eier, Schmalz, 500 Rationen Brod, 1000 Maß Wein, 2 Fass Bier, einige Eimer Brantwein u. s. w. Diese Requisition wurde dem 17. Jäger-Regimente nach Kritschen nachgeführt.

In Schlapaniß blieben nur an 30 Mann mit zwei Officieren als Ortswache zurück.

Aus dieser Ruhe, die wir einige Tage genossen, wurden wir am Samstag vor dem ersten Adventsonntage durch die Ankunft des Corps des Marschalls Soult, welcher einen verteufelten Adjutanten hatte, jäh aufgeschreckt. Dieser Taugenichts befahl dem Pfarrer noch abends, eine Tafel für 24 Personen vorbereiten zu lassen, nahm alle Schlüssel zu sich und misshandelte den Pfarrer. Letterer verlor 22, der Rentmeister aus Kritschen, Johann Vibus, 15 und der hiesige Müller 5 Fass Wein.

Der Schrecken und die Verwüstung erreichten am 1. December den Höhepunkt. Wohin man blickte, sah man nichts als Franzosen, welche Dächer von den Häusern rissen, Thore, Tische, Betten, Wägen, Pflüge und Eggen zerschlugen und verbrannten, Stroh und Heu wegschleppten; in den Gärten waren die Pferde an die Bäume angebunden.

Am 2. December fand die berühmte Schlacht bei Austerlig statt, nach welcher in der hiesigen Pfarrkirche 400 gefangene Russen über Nacht eingesperrt, während die verwundeten Franzosen in der Scholasterie und im Schlosse untergebracht wurden. Bald darauf wurde Waffenstillstand und endlich der sehnsüchtig erwartete Friede abgeschlossen.

Zwar kamen die Franzosen noch mehreremale zu uns, entfernten sich jedoch ruhig, weil sie nichts mehr vorfanden. Der 12. Jänner 1806 war endlich jener glückliche Tag, an dem die Franzosen aus der Brünner Gegend abziehen mussten.

Der Schlapanizer Pfarrer erlitt einen Schaden von 1500 fl.; die Wäsche und die Betten rettete er dadurch, dass er dieselben theils in der Kirche verborgen, theils am Friedhofe eingegraben hatte. Nach der Schlacht brachen zahlreiche Krankheiten aus, so dass der Pfarrer Franz Franke mit seinem neugeweihten Cooperator Josef Kotulán täglich bis 13 Kranke versahen und vom 1. December 1805 bis zum 31. December 1806 345 Personen Kinder mitgerechnet starben. Gott bewahre jedes Land vor Krieg und vor den unausweichlichen, traurigen Folgen desselben! Im Jahre 1809 waren die Franzosen schon wieder bei uns!"

Aus dem Gedenkbuche der Pfarre Drazowiz:

"

Am 17. November 1805 kamen zwei Compagnieen russischer Jäger in unseren Ort. Die Officiere wohnten in der Pfarre. Sie benahmen sich mild und zogen am 19. November weiter. Noch an demselben Tage kamen zwei französische Reiter angetrabt und erpressten 200 fl. von der Gemeinde. Am 21. November rückte eine ganze französische Abtheilung an; kaum war diese abgezogen, traf eine andere ein, welche meinen Keller, meine Vorrathskammer und Küche ausraubte und gieng.

Am 22. November erschien ein französisches Infanterie-Regiment, dessen Officiere bei mir wohnten; am

23. zogen sie ab und schon waren wieder andere da, Infanterie und Reiterei. 16 Officiere wohnten in der Pfarre und der Hof war mit Pferden angefüllt. Diese gesammte Einquartierung musste ich bis zum 28. November erhalten; eben frühstückten die Franzosen noch, als gegen 10 Uhr vormittags ein Geschrei entstand, dass die Russen nahen. Auf das hin erhoben sich die Franzosen und zogen unter großer Angst eiligst davon.

In diesen Tagen gieng aus der Wohnung meines Cooperators Josef Jurečka ein silberner Kelch, welcher der Kirche in Letoniz gehörte, verloren."

Aus Aufzeichnungen des ehemaligen Pfarrers Roháček, die im Lultscher Pfarrarchive aufbewahrt werden:

„Nach den unglücklichen Ereignissen bei Ulm kamen die Franzosen im Jahre 1805 bis nach Lultsch, ohne Widerstand gefunden zu haben. Am 19. November trafen sie in Brünn ein und am 20. waren sie bereits in Lultsch. Zuerst erschienen Patrouillen, welche von der Gemeinde 250 fl. eintreiben wollten, begnügten sich jedoch mit meinem Pferde und 100 fl.; eine andere Abtheilung nahm wieder ein Fass Wein. Nach dieser Abtheilung rückte General Milhaud, Commandant der leichten französischen Cavallerie, mit dem Obersten des 22. Regimentes berittener Jäger und dem General LatourMaubourg und anderen Officieren in den Ort ein; diese machten dem weiteren Plündern ein Ende und behandelten mich, mein Haus und meine Pfarrlinge sehr achtungsvoll. Sie nöthigten mich, an ihrem Mittags= tische Play zu nehmen. General Milhaud sagte zu mir:

„Wir wollen nicht, dass Du uns den Vorrang lassest; sebe Dich zu meiner Rechten, solange ich aus den Feinden nicht einen Fußschemel Deiner Füße mache; gib, was Du hast, und lass, was Du eben nicht hast!"

Ich schlief mit dem General in einem Zimmer und er sagte zu mir: „Schlafe ruhig, fürchte Dich nicht, es wird Dir nichts Schlimmes widerfahren!"

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