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Nur zwei schlichte Kreuze erinnern an die Gefallenen. Das eine Kreuz steht bei Zbejschow und trägt in deutscher Übersetzung die Inschrift: „Denkmal der Soldaten, welche am 2. December 1805 in der Schlacht hier und in der Umgebung gefallen sind. Mögen sie in Frieden ruhen!" Das zweite Kreuz steht an der Kaiserstraße bei Žaroschiz an der Ecke des Gasthauses „Straßendorf" und enthält in deutscher Übersetzung folgende Inschrift: „Andenken an die russische Schlacht bei Austerlig vom Jahre 1805.“ „Zum Lobe und zur Ehre Gottes erneuert im Jahre 1887." Dieses Kreuz steht an der Stelle, wo der Adjutant des russischen Kaisers Ferdinand von Thonhausen, Ritter des Maria Theresienund St. Annen-Ordens, begraben wurde. Schwer verwundet war derselbe in das Gasthaus Malik's übertragen worden, wo er trotz aller Pflege starb. Allein er ruhte nicht lange in fremder Erde. Nach vier Monaten ließ die Familie Thonhausen die Leiche enterdigen und nach Russland überführen, verpflichtete sich jedoch, bis in das neunte Geschlecht zur Erhaltung dieses Kreuzes den Betrag von 60 Rubeln jährlich leisten zu wollen. Als aber der Gastwirt, der das in seinem Blumengarten stehende Kreuz mit zarter Sorgfalt pflegte, nach einigen Jahren statt des jährlichen Beitrages einen Abfindungsbetrag verlangte, wurden ihm im Wege der Statthalterei 400 fl. überwiesen. Beim Anblicke dieser, zwei schlichten Kreuze, welche einheimische Bewohner fremden Soldaten gesezt haben, entringt sich der Brust des Beschauers mit einem Anfluge von Unwillen und Entrüstung die Frage: „Ja, verdienen denn die in der Schlacht von Austerlit gefallenen Soldaten nicht ein würdigeres Denkmal ?“

Nur noch wenige Jahre trennen uns von dem hundertjährigen Andenken dieser Schlacht. Wie könnte aber diese Feier würdiger begangen werden als durch Errichtung eines Mausoleums, an dessen Herstellung sich Österreicher, Russen und Franzosen gemeinsam betheiligen

würden?

Dieses Ziel schwebte dem Professor Slovák vor, als er seine Broschüre veröffentlichte, er wollte dem Comité, welches diesen Plan in's Werk umzusehen haben wird, den Boden vorbereiten und breitere Schichten des Volkes für diesen Gedanken gewinnen. Da vielseitig angefragt wurde, ob die Broschüre auch in deutscher Sprache erscheinen werde, habe ich mich entschlossen, dieselbe in deutscher Sprache zu bearbeiten und so zur Erreichung des edlen Zieles nach Kräften mitzuwirken.

Derzeichnis

der Werke, die bei der vorliegenden Arbeit
benützt wurden:

Dr. Heinrich Elsner: Geschichte des Kaisers Napoleon, Christian D'Elvert: Beiträge zur Geschichte der königl. Städte Mährens, insbesondere der k. Landeshauptstadt Brünn.

Dr. Aug. Fournier: Napoleon I.

W. Rüstow: Der Krieg von 1805 in Deutschland und Italien.

Carl von Schönhals: Die Schlacht von Austerlig. Walter Scott (Gener. J. v. Theobald): Das Leben Napoleon Bonapartes.

A. Thiers (Friedr. Bülau): Geschichte des Consulats und des Kaiserthums.

Gr. Yord von Wartenburg: Napoleon als Feldherr. Die Schlacht bei Austerlig. Hamburg, 1806. (Von einem Officier und Augenzeugen).

Materialien zu der Geschichte der Schlacht bei Austerlig. Gesammelt von einem Militär 1806.

Dr. Ct. Helcelet: Bitva u Slavkova. (Die Schlacht bei Austerlig.)

Dr. J. v. Weiß. Lehrbuch der Weltgeschichte.

L. Gouailhag et V. Fleury: La Campagne d'Austerlitz. Außerdem wurden nebst verschiedenen Brünner Zeitungen die Aufzeichnungen in Pfarrarchiven, besonders im herrschaftlichen Archive zu Chirliß und in dem des Militär- Casinos zu Brünn benüßt.

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Mit der Macht Napoleons wuchs auch dessen Hochmuth. Während der Zeit, da der 36jährige Napoleon in Italien weilte, wo er sich selbst am 26. Mai 1805 in Mailand die eiserne Longobardenfrone auffezte, hatten England, Österreich, Russland und Schweden die dritte Coalition gegen die Großmannssucht Napoleons geschlossen; Preußen dagegen verharrte in diplomatischer Neutralität. Schon vom Jahre 1792 an war Europa der Schauplah grauenvoller Kriege, deren Ende und Folgen gar nicht abzusehen waren.

Die österreichischen Hauptheere waren unter Führung des Erzherzogs Karl nach Italien und unter Führung des unfähigen Generals Baron Mack nach Deutschland entsendet worden. Dagegen schickte Napoleon den „eisernen" Marschall Masséna, seinen fähigsten Feldherrn, nach Italien, während er selbst gegen Deutschland vorrückte. Den Übergang über den Rhein bewerkstelligte er vom 25.--30. September 1805 und führte seine Armee in mehreren Colonnen so meisterhaft vorwärts, dass dieselben das Hauptlager Mack's mit einemmale umgiengen und denselben vollkommen - überraschten. Das österreichische Heer, von Marschall Neh bereits in der Schlacht bei Elchingen besiegt und durch den eisernen Ring Napoleons bei Ulm, nicht weit von der Mündung der

Iller in die Donau, von allen Seiten eingeschlossen, wurde am 17. October 1805 zur Übergabe ge= zwungen; am 20. October streckten 16 Generale und 23.000 Mann vor Napoleon die Waffen. Um 3 Uhr nachmittags verließ die österreichische Garnison in Parade die Festung Ulm, defilierte unter klingendem Spiele vor Napoleon und wurde von jedem französischen Regimente militärisch begrüßt; unweit der Stadt legten die Soldaten ihre Waffen nieder und lieferten ihre Fahnen (40), Pferde sowie 60 Kanonen ab. Vollständig entwaffnet fehrten die einzelnen Abtheilungen in die Stadt zurück. Die Officiere wurden nach gegebenem Ehrenworte, sich am weiteren Kampfe nicht mehr zu betheiligen, nach Österreich entlassen, die Mannschaft jedoch nach Frankreich in die Kriegsgefangenschaft abgeführt.

Nur ein Theil des österreichischen Heeres unter Führung des Erzherzogs Johann rettete sich durch die Flucht nach Tirol, während es dem jugendlichen Erzherzog Ferdinand gelungen war, sich mit der Reiterei rechtzeitig gegen Böhmen zurückzuziehen.

Durch Eilmärsche und einige Scharmüzel hatte Napoleon ohne eine Hauptschlacht -- eine Armee von nahezu 80.000 Mann vernichtet.

Sie sehen den unglücklichen Mack vor sich", sprach General Mack, als er Napoleon seinen Degen überreichte. Als Mack nach Wien zurückgekehrt war, wurde er vom Kaiser nicht empfangen, sondern nach Seelowig geschickt, um dort die allerhöchste Entscheidung abzuwarten. Da lebte er drei Wochen mit seinem Adjutanten Kalser, später auch mit seiner Familie. Hier empfieng und erwiderte er die Besuche der dortigen Beamten. Das Seelowißer Schloss war damals eine starke, mit hohen Mauern und tiefen Wallgräben um= gebene Festung. Das Militärgericht hatte Mack zur Todesstrafe verurtheilt, die jedoch im Gnadenwege in eine zwanzigjährige Kerkerstrafe umgewandelt wurde. Am 16. November reiste Mack nach Josefstadt ab, um dort

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