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jedesmal eine blutgetränkte, russische Fahne. Als er das drittemal angekommen war, forderte ihn Napoleon auf, zu bleiben, aber vergebens. Der Mameluk sprengte davon, um neue Beute zu holen, kehrte jedoch nicht mehr zurück.

Ein blutiger und überaus zäher Kampf entbrannte um den Besit von Blaschowitz, wo die Garden unter den Augen Napoleons, der dem Corps Bernadottes nachgeritten war, gegen einander kämpften. Die französischen Regimenter hatten die Militärkapelle ausnahmsweise in ihrer Mitte und rückten singend und frischen Muthes gegen das Dorf vor. Daselbst wurden in aller Eile Barrikaden errichtet und die Gartenzäune befestigt; dann begann der Kampf an allen Ecken. Von den Gärten, von der Hausflur, von den Barrikaden aus wie auf ebener Straße wurde der Kampf mit ungesehenem Eifer geführt. Die Gärten des brennenden Dorfes waren zerstampft, die Zäune niedergerissen, die Fenster durchlöchert, die Bäume wie abgeästet, das rauschende Bächlein, das von Blaschowitz herabfließt, röthlich gefärbt. Troz aller Bravour wichen Constantin und Liechtenstein endlich gegen Křenowiß und Austerlih zurück; die Reiterei Liechtensteins blieb bis zum Abend am Abhange der Höhe von Praze bei Krenowiß stehen. An diesem Kampfe hatten sich zahlreiche russische Adelige betheiligt und viele von ihnen fielen bei Blaschowitz und Praze.

Inzwischen hatte sich auch zu beiden Seiten der Olmüßer Straße bei Boseniz, Kruh, Holubiß, bei dem Posorziger Posthause und der Walkmühle am Raußnizer Bache ein lebhafter Kampf entwickelt. Bagration (F) und Lannes (f') standen einander gegenüber und kämpften mit zäher Ausdauer. Dem unerschrockenen Bagration gelang es, sich mit seiner Infanterie wenigstens für einen Augenblick Bosenitz' zu bemächtigen; allein er musste schließlich weichen. Er trat den Rückzug am Posorziher Posthause vorüber gegen Raußniß und zwischen fünf und

sechs Uhr abends gegen Austerliz an; während dieses Rückzuges fiel der größere Theil des Gepäckes der verbündeten Armee auf der Wischauer Straße den Franzosen in die Hände. Die französischen Batterieen feuerten auf die im Rückzuge befindlichen Truppen und einzelne schwere Kugeln fielen bis in Raußniß selbst ein. Dagegen waren zwei österreichische Zwölfpfünder-Batterieen auf den Raußnizer Höhen aufgefahren und unterhielten ein ausgiebiges Feuer, wodurch sie den Rückzug des Corps Bagration tapfer und wirksam schüßten.

Major Frirenberger, der ohne jeden Befehl mit seinen zwei Batterieen von Olmüß aufgebrochen und gerade im rechten Augenblicke bei Raußniß eingetroffen war, wurde mit dem Ritterkreuze des Maria TheresienOrdens ausgezeichnet.

In den Weingärten bei Blaschowig gerieth nebst anderen auch der russische Cavallerie-Oberst, Fürst Repnin, in Gefangenschaft. General Rapp bemächtigte sich seiner und ritt, ganz mit Blut geröthet und mit zerbrochenem Säbel in der Hand auf seinem verwundeten Pferde zu Napoleon, um ihm über seinen Erfolg Meldung zu erstatten.

Der schwer verwundete französische General Roger Valhubert schrieb noch auf dem Schlachtfelde folgende Zeilen an Napoleon: „Ich wollte mehr für Sie leisten. In einer Stunde werde ich sterben. Ich bereue den Verlust meines Lebens nicht, nachdem ich mich an dem Siege, der eine glückliche Regierung verbürgt, betheiligt habe. Gedenken Sie auch meiner, wenn Sie Ihrer treu ergebenen Helden gedenken werden. Es genügt mir, Ihnen zu sagen, dass ich eine Familie besite; es ist nicht nothwendig, Ihnen dieselbe zu empfehlen!"

General Valhubert wurde vom Schlachtfelde nach Brünn überführt, wo er erst am 6. December starb.

Die französische Garde trauerte über den Verlust ihres Obersten Morland, der beim Angriffe auf die

Artillerie der russischen Garde durch einen Kartätschenschuss getödtet worden war.

Mittags hatte die siegreiche französische Armee folgende Stellung inne: Ottmarau, Schloss Sokolnik, Praze, Blaschowitz, Kruh und Kowalowiz.

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Brünn während der Schlacht.

In Brünn hörte man bereits zwischen sieben und acht Uhr morgens heftigen Kanonendonner, der zwischen neun und zehn Uhr mit ungewöhnlicher Stärke zunahm. Gegen Mittag wurden die ersten Verwundeten in die Stadt gebracht, nämlich ein russischer General und drei Soldaten. Im Verlaufe des Nachmittags wuchs die Zahl der Verwundeten von Stunde zu Stunde; der Anblick der verwundeten oder gefangenen Österreicher und Russen und der mit Blut überronnenen französischen Soldaten war herzzerreißend. Obwohl in Brünn nach der Schlacht bei Austerlit 32 Spitäler errichtet worden waren, um die Verwundeten zu pflegen, so genügten dieselben bei der Masse der Verwundeten bald nicht mehr.

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Brünn selbst bot am Tage der Schlacht ein Bild dar, das sich kaum schildern lässt. Am jezigen Franzensberge früher Calvarienberg" genannt standen Massen erregten Volkes in banger Unsicherheit und waren begierig zu erfahren, zu wessen Gunsten die Schlacht ausgefallen sei. Mit dem Fernrohre konnte man das Aufblizen der Geschüße genau beobachten. Plößlich traf die Trauerbotschaft ein, dass die Schlacht verloren und die verbündete österreichisch-russische Armee geschlagen worden sei.

Eine interessante Episode trug sich gleich beim Beginne der Schlacht auf der Kröna in Brünn zu. Während der ersten Stunden des Kampfes verfolgte ein

Kosake einen Franzosen auf der Olmüßer Straße. Der französische Reiter hielt den gezogenen Säbel in der Hand und schien vor seinem Verfolger Angst zu haben, vielleicht war er, wie andere gesehen haben wollen, schon verwundet. Sein Pferd jagte, als ob es die gemeinsame Gefahr erkannt hatte, heftig schnaubend, im Galopp dahin, der Kosake mit der Lanze in der Hand und vorgebeugtem. Körper hinter ihm her. Auf der Kröna angekommen, bog er plöglich zum Dornich ein und ritt in die Offermann'sche Fabrik, wo er sich rettete. Der Kosak blieb einige Minuten vor dem Thore stehen, machte dann kehrt und galoppierte in aller Seelenruhe auf das Schlachtfeld zurück.

In Brünn wurde gar manches Bravourstück, das die Kosaken, „das Auge der russischen Truppen" genannt, vollführt hatten, erzählt. Auch die Franzosen, die vom Schlachtfelde zurückkehrten, fragten besonders nach Kosaken, die den Vorpostendienst versahen und bald da, bald dort auftauchten.

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