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si voltis bei Festus ed. Müller p. 301, 343), so wird auch hier an der stelle des o wahrscheinlich früher au gestanden und dies selbst sich wieder aus noch früherem avi entwickelt haben, grade wie audeo auf avidus zurückführt und gaudeo noch unzweifelhafter auf gavidus, da im part. gavîsus die länge des î sich ebenso durch ausfall des d erklärt wie in vîsus von videre. Doch sei dem wie ihm wolle, pravaņas prônus zeigt jedenfalls dafs auch çrava glo sei und es bleibt sonach nur syâ: = riâ. Inlautendes s zwischen zwei vokalen geht aber im lateinischen der regel nach in r über und dafs das vedische y noch mehrfach rein vokalische geltung habe zeigt uns das neutrum mehrfältig. Sonach denke ich ist die lautliche wie die begriffliche gleichheit beider vollständig erwiesen.

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Beiläufig möge hier erwähnt werden, dafs das stammwort von çravasyâ, nämlich çravas, in den veden auch in der bedeutung speise, nahrung, besitzthum erscheint, dafs der ruhm in jener alten zeit sich demnach nicht allein auf thaten, sondern auch auf den besitz stützt. Die gleiche begriffsentwicklung sehen wir in den von Paulus in den excc. des Festus bewahrten adoria, indem er sagt: adoriam laudem sive gloriam dicebant, quia gloriosum eum putabant esse, qui farris copia abundaret.

bivira.

Nonius cap. II. 83 sagt: biviras quas usus viduas appellat. Varro lege Menia: Ad biviram venio, cum vellem ostendere quid vellem, Metamelos inconstantiae filius me reprehendit. Das uns hier erhaltene wort ist ein neuer beweis dafür, dafs die skr. präp. vi aus dvi enstanden sei, denn man kann nicht daran zweifeln, dafs bivira im skr. vivîrâ die mannlose lauten würde. Wie sich also dvis zu lat. bis gestaltet, so stellt sich auch dies bi zu vi; wie sich freilich dazu das bisher mit vi verglichene vê in vecors etc. verhalte ist eine schwierigere frage, die vorläufig ruhen mag. A. Kuhn.

Gedruckt bei A. W. Schade in Berlin, Grünstr. 18.

I. Abhandlungen.

Die labiale tenuis als vertreterin einer gutturalen im griechischen.

Eine der frühesten wahrnehmungen der vergleichenden sprachforschung ist die, dafs griechische lippenlaute bisweilen den kehllauten verwandter sprachen entsprechen. Hier wollen wir diese längst bekannte thatsache bestimmter zu begränzen und zunächst in bezug auf die tenues der beiden organe durch sonderung der sichern fälle von den unsichern und ganz verwerflichen einen festeren boden zu gewinnen suchen.

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Was das prioritätsverhältniss betrifft, so gibt es schwerlich ein einziges griechisches wort, in welchem sich die entstehung eines k aus älterem p erweisen liefse, der übergang ist vielmehr überall der von älterem z in . Die einzige vergleichung entgegengesetzter art, welche einige beachtung verdient, ist die von zazós mit skr. pâpas (improbus). Wir finden sie in Bopp's glossar und wiederholt bei Benfey II. 159. Letzterer sagt darüber „obgleich ich kein sichercs beispiel von k skr. p kenne, so stelle ich es [zazós] doch zu skr. pâpa, zaxiwv = papîjans". Diese art zu schliefsen ist nun freilich nicht die unsrige. Auch kann man über die verschiedenheit der quantität doch nicht so leichten kaufs hinüberkommen, wobei ich es dahin gestellt lasse, ob das angeführte papîjans, das ich durch die mir zugänglichen hülfsmittel nicht zu constatiren weifs, wirklich mit kurzem

III. 6.

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a vorkommt oder nur durch zufall den circumflex verloren hat, oder gar nur eine fingirte form ist. Ausserdem ist je nes pâpa uns seinem ursprunge nach ganz dunkel, denn Benfey's deutung aus ap-âp „das unpassende" richtet sich selbst. Eben so wenig fördert uns lat. pê-jor, pes-simus, denn dafs diese für pepior, pepsimus ständen ist eben wieder nur behauptung und noch dazu eine durch keine analogieen unterstützte. Lat. peccare, das Bopp vergleicht, soll gewissermafsen das mittelglied zwischen pâpa-s und zazó-s abgeben; aber da hätten wir immer noch die aufgabe, das doppelte c zu erklären. Am wenigsten fördert das lit. pykiu iratus sum, das, da y nur langes i bedeutet, nebst paikas, piktas iratus auf w. pik führt und Pott vielmehr (II. 600) an x-pó-s erinnerte. Bei dieser sachlage sind wir gewifs nicht berechtigt für diesen einen fall eine ausnahme von einem übrigens feststehenden gesetz zuzulassen, halten uns vielmehr daran, dafs wohl k in л, niemals aber p in x übergehe. Oefter freilich hat man diesen übergang für's lateinische angenommen; wir können diese fälle hier nicht alle erörtern, werden aber im allgemeinen sicherlich geneigter sein, wo möglich, auch im lateinischen dem kehllaut die priorität vor dem lippenlaut einzuräumen.

Π

Als sichere beispiele eines anlautenden statt k werden folgende zu betrachten sein:

1) лévτɛ, dessen zweite silbe wir hier aufser frage lassen. Trotz des anlautenden lippenlauts in vier andern sprachfamilien: skr. zd. pancan, goth. fimf, ksl. pęt', lit. penki dürfen wir wegen des lat. quinque, dem Bopp das irische cuig vergleicht - andre keltische dialekte haben p: pemp, pump mit Schleicher (kirchenslaw. formenl. s. 186) kankan als urform ansetzen. Dabei ist freilich die annahme, dafs skr. p für k stehe, auffallend; aber unerhört, wie Pott (zählmethode s. 138) gegen Lepsius behauptet, ist die erscheinung eines aus k entstandenen p auch im sanskrit nicht, wie sich gleich weiter zeigen wird. Die etymologieen, welche das zahlwort mit pâni (hand) zusammenbringen, (Benfey I. 543, II. 233) fallen damit freilich zusammen, man müfste

denn etwa auch das wort auf ursprüngliches kâņi zurückführen und mit dem goth. handu-s vergleichen wollen, was ich indefs nicht vertreten möchte. Auch ist dies ja keineswegs der einzige fall, in welchem der codex romanus die älteste lesart erhalten hat. Der majorität der sprachen zu folgen wäre hier eben so verkehrt wie die alte methode die handschriften zu zählen statt zu wägen.

2) W. лɛx und лɛл, hier wieder nur des anlauts wegen zu erwähnen. Dieser ist labial im skr. pacâmi (coquo) und ksl. peko, aber guttural in coquo, dem hier das litauische mit seinem kēpu (backe) (Schleich. 119) zur seite steht. Zu diesem pafst nun genau das griech. άoτо-zóло-s, brotbäcker, über dessen vorkommen bei Herodot, Xenophon, Plato Lobeck ad Phryn. p. 222 zu vergleichen ist. Dass dies wort zu unsrer wurzel gehört und nicht etwa zu κόπτειν wird dadurch gewils, dals πέσσειν das eigentliche wort vom brotbacken ist und dafs auch άotoлóлоs vогkommt. Hier haben wir also noch mehr zeugen für die priorität des z. Im lateinischen popina zeigt sich umgekehrt p statt des zu erwartenden c, vielleicht, wie Pott (I. 233) vermuthet, durch oskischen einflufs. Das deutsche bacchan, backen, hat mit unserer wurzel nichts zu thun, entspricht vielmehr nach den gesetzen der lautverschiebung dem griech. quyɛw; kochen ist wohl ein lehnwort.

Dazu kommen nun die fälle, in denen die griechischen mundarten aus einander gehen:

3) Der interrogativstamm о - ποῦ, πότε, πῶς, ποῖος, лóбos u. s. w. mit den neuionischen nebenformen zou, zótɛ, u. s. w. Hier ist die priorität des x durch skr. ka-s, lat. qui-s, goth. hva-s, ksl. koi, lit. ka-s hinlänglich erwiesen; ebenso bekannt ist das oskisch-umbrische p im osk. po-d, pi-d, umbr. po-i (=qui). Nach Bopp (gloss.) hat auch das sanskrit in kati-paya-s (aliquot) ausnahmsweise den lippenlaut eintreten lassen, so dafs paya-s genau dem griech. лоio-s, dem lat. cûju-s entspräche. Zu diesem stamme stellen wir auch mit Schmidt (de pronomine graeco et latino p. 61 und Pott II. 304) das wort nas st. navτ, des

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sen nom. plur. neutr. also nicht blofs zufällig mit dem umbr. panta =lat. quanta zusammenfiele. navτ wird aus kâ-vant entstanden sein und zwar wahrscheinlich durch syncope, so dafs aus kâvant (wie viel) zuerst kvant ward (vgl. zend. c'vans, c'vat Bopp vergl. gr. s. 590) und endlich лavτ. Die entstehung dieses p durch zusammenrücken von kv mochte der grund sein, warum auch der neuion. dialekt in diesem falle nicht sondern hat. Was die bedeutung betrifft, so erinnert Pott passend an quoti- die und quot-annis, welche eigentlich doch nichts andres bedeuten als am wie vielsten tage, im wie vielsten jahre immer, aber auch quotus, selbst in quotusquisque hat diese indefinite bedeutung, die nur durch das hinzugefügte quisque bestimmter hervorgehoben ist, wie dies bei as in der zusammensetzung a-nas geschieht, in der ά natürlich dem skr. sa (zusammen) entspricht; denselben zusatz haben wir in ovunaνTES. Die bedeutung ganz" verhält sich zu der "alle" wie quantumcunque zu quotcunque oder ὁποσονοῦν zu ὁποσοιοῦν. Die unbestimmte bedeutung hat sich noch mehr in's qualitative gewandt, in einzelnen wendungen erhalten wie im homerischen ὃς πᾶσι δόλοισιν ἀνθρώποισι μέλω durch jegliche list". In лάuлav haben wir dieselbe verdoppelung, welche lateinische indefinite pronomina erfahren: quisquis, quamquam. Unversehrt hat sich das alte x in -xaoto-s erhalten, wo & wie in ἑκατόν ohne zweifel ἕν, καστο-ς aber eine superlativbildung vom stamme za wie quo-tu-s also das indefinitum zu πόστος ist; ἑ-κάτερος ist dazu der comparativ; folglich heifst zaotos eigentlich unus quotuscunque, Exάtɛoos unus utercunque. Die mehrfach versuchte zusammenstellung von éxárɛoos mit skr. êkatara-s scheitert an dem diphthong im sanskrit und dem spiritus asper im griechischen. An eine zusammensetzung mit v denkt Pott (zählmethode s. 155). Der bei Homer vor Exaotos herrschende hiatus beweist einen consonantischen anlaut, den wir aber auch bei sig voraussetzen müssen. Die etymologische zusammenstellung von ἕκαστος mit ἕνας fern wird durch ἑκάτερος unwahrscheinlich (Hoffmann quaestt. homer. II. p. 21).

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