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zweckt das p (wofür auch b auftritt) einen nachdruck. Dasselbe ist der fall in folgenden bildungen: äppel päppel, hamplepamp, heiapopeia, hîpken pîpken, holter ti polter, hoppel poppel, hucke pucke, hüplepüp, hüppelken püppelken, huffen un puffen, hocus pocus, engl. hodge podge, himmel bimmel, holle bolle, hozel bozel, engl. hurliburli, hubblebubble und wol noch in andern mehr.

Die eigentliche emphase ist unverkennbar, wenn, wie man alle tage zu hören gelegenheit hat, unsere kinder das p zum ausschimpfen gebrauchen, so dafs z. b. der Minna ein myne pyne, dem Fritz ein frits pits, der Henriette ein jetken petken nachgerufen wird. Ein jettken pettken bietet auch Firmen. v. st. I. s. 265. Wir haben hier eine physiologische erscheinung, welche an das erinnert, was J. Grimm über die ursache der lautverschiebung sagt, und die richtigkeit seiner ansicht bestätigt.

Schliesslich geben wir ein paar wörter, die nach unserer aufstellung ihre erklärung finden. Vielleicht lassen sich zu den zahlreichen mit p anlautenden wörtern in niederdeutschen mundarten hie und da noch griech. verwandte mit spir. asp. und k, lateinische mit s und c ausmitteln.

Unser wort plauch pflug, ahd. phluoch enthält das aus wandlung des alten h entstandene p. Offenbar fehlt dem goth. hoha ein 1 hinter dem ersten h, welche liquida sich im ags. sulh, lat. sulcus an anderer und wir glauben an der ursprünglichen stelle erhalten hat. Sollte nicht die wahre wurzel sul oder hul*) sein, und colere sammt pflegen dazu gehören? Für den so häufigen ausfall des 1 mögen hier ein paar beispiele aus unserer mundart stehn: käffen kläffen; gau schlau neben glau, scharfen auges und ohres; kap un kloar abgemacht, für klap und kloar, vergl. das dän.; te passe kuemen schlimm anlaufen, für te plasse kuemen.

Wie in sulh, so steht das 1 im engl. to pilfer stehlen, welches zλénte, goth. hlifan zu sein scheint.

Auch unser präi, n. aas, neben welchem räiwestrâu (leichenstroh), ûträiwen (leichen auskleiden) vorkommen, wird goth. hraiv sein.

*) Vgl. hüelen, süelen und wühlen gleichbed. von der sau, die gelehrt hat (mit dem pfluge) brot aus der erde zu schaffen. Iserlohn.

F. Woeste.

Gedruckt bei A. W. Schade in Berlin, Grünstr. 18.

1. Abhandlungen.

Beiträge zur griech. formenlehre und etymologie.

I. Feminina auf w und ως nebst γυνή.

1) In meiner griech. formenlehre habe ich für die feminina auf w stämme auf OI angenommen, z. b. AHTOI für Anto. Die beiden recensenten, welche das buch aus dem standpunkte der sprachvergleichenden wissenschaft beurtheilt haben, herr Lange in den Gött. gel. anz. 1852 no. 80-86, herr G. Curtius in den jahrb. f. phil. und pädag. 1853 p. 1 ff., sind beide damit nicht einverstanden. Herr Lange hält die annahme für sehr unwahrscheinlich, weil der vocativ auf ou allein mich dazu nicht habe bestimmen dürfen, und auch die vergleichung der andern sprachen die existenz von stämmen auf OI nicht vermuthen lasse; herr Curtius meint kurzweg, es sei nicht abzusehen, was mich bewogen. Beide erklären sich für die gewöhnliche zuerst von Buttmann vorgebrachte ansicht, dafs jene wörter durch abstumpfung von N-stämmen entstanden seien.

Wie wenig diese an sich ansprüche auf beifall habe, werde ich später nachweisen. Was aber meine annahme. betrifft, so hat auch herr Lange die motive derselben nur zum theile errathen, obgleich die form des vocativs mir allerdings einen sehr gewichtigen beweis für meine ansicht zu liefern scheint, da dieselbe irgend eine andere nicht ganz unerträgliche erklärung bis jetzt nicht gefunden hat. Aber gleich die griech. sprache selbst liefert ein anderes sehr

III. 2.

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merkwürdiges argument, wenn ich auch auf die zweifelhaften genitive in -ois und accusative in -ov, wovon später, gar kein gewicht lege.

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Durch einen höchst zuverlässigen gewährsmann, den Herodian bei Choeroboscus anecdd. Bekk. p. 1209 wird nämlich bezeugt » ὅτι τὰ ἀρχαῖα τῶν ἀντιγράφων ἐν ταῖς εἰς ῶ ληγούσαις εὐθείαις εἶχον τὸ τ προσγεγραμμένον, οἷον ἡ Λητώ, ἡ Σαπφώ." Diese angabe findet ihre bestätigung durch eine anzahl von beispielen in inschriften, welche von K. Keil in dem leipz. repert. 1851. III. p. 125 zusammengestellt sind, nämlich: C. I. no. 696 Aprɛug in der grabschrift einer Milesierin zu Athen, no. 2151 ovvo no. 2310 Dikur, no. 3714 49v--; ferner in cyrenäiΦιλυτώ, Αθηνώ schen inschriften no. 5163 'Aqɛró̟ zweimal und Dɛ, no. 5164 c Mvao, no. 5171 Azɛo (der stein 'Azɛ); endlich in einer alten milesischen inschrift bei Rofs inscriptt. III. no. 228 APXI01, welches ich zuerst als den nom. 'Aozó erkannt habe, Philol. I, p. 183*). Ich füge noch ein anderes sehr altes beispiel hinzu. Auf einer alten vase, s. Keil annal. p. 172, ist in schrift von der rechten zur linken der name einer nymphe XANOOI, den man auf verschiedene weisen zu amendiren gesucht hat. Er ist aber um so sicherer Eard zu lesen, weil auch auf einem andern vasenbilde (s. ebd.) eine nymphe Eáva vorkommt und bei Hesiod Th. 356 eine Okeanide Eávon heilst, dem flusse avos entsprechend, vgl. unten no. 7. In der regel fehlt allerdings das Iota, auch in inschriften des vierten jahrhunderts, z. b. in der attischen no. 155 Mvnow, Khεw,

*) Ich habe dort den sonst nicht bekannten namen Agglo durch die analogie des männlichen namens Agxíor gerechtfertigt, zu dem sich jener verhalte wie Agzó zu "Agzor, und wie überhaupt viele weibliche namen auf zu männlichen auf or. Herr Keil wendet dagegen ein, zu den männlichen namen auf or gehörten weibliche auf, nicht auf, z. b. Zooíor, Σωσώ und ist geneigt mit Rols einen dativ Αρχίῳ von Αρχιος zu erkennen. Aber die analogie der übrigen gleichartigen melischen grabschriften no. 226 232 verlangt gebieterisch einen nominativ, und obenein ist die eingewandte behauptung nicht richtig. Gerade wie "Αρχων, Αρχώ - Αρχίων, Αρχιώ verhalten sich Kalλør, Kalló—Kahllor s. Keil inscr. Boeot. p. 18. 232, KaiA C. I. no. 2338 l. 109. 110, welche beide letzteren namen bei Pape fehlen.

Θεανώ, Νικώ, Αριστώ, desgleichen in den namen auf ω der attischen seeurkunden. Ueberhaupt finde ich kein beispiel der schreibung mit iota in irgend einer attischen inschrift mit ausnahme jener milesischen grabschrift zu Athen. Auf das vorkommen der schreibung mit in den handschriften ist wenig zu geben, s. Jacobs ad Anth. Pal. p. 8, Hecker de Anth. p. 7. 85. 322. Aber in der schreibung der schon dem Herodian für alt geltenden handschriften und jener inschriften, welche zum theil zu den ältesten gehören, mit Lobeck Rhem. p. 327 nur einen orthographischen fehler zu erkennen ist doch unmöglich; Lobeck kannte freilich von den beispielen der inschriften nur das einzige Pvr no. 2310. Es ist nicht zu bezweifeln, dafs die aussprache und schreibung mit - in ältern zeiten verbreiteter war, aber frühzeitig mehr und mehr abkam und nur in einzelnen gegenden als ein archaismus sich länger hielt. Wie sehr aber diese alten nominative auf - für meine annahme eines stammes auf OI sprechen, ist unmittelbar einleuchtend und wird später noch genauer nachgewiesen werden.

2) Aber auch die vergleichung der verwandten sprachen läfst nicht allein die annahme eines stammes auf OI bei diesen wörtern als richtig erkennen, sondern bewährt auch das hohe alterthum dieser bildung. Fassen wir zuerst das sanskrit ins auge. Schon Pott etym. forsch. II. p. 443 hatte die auffallende übereinstimmung des vocativs der griechischen wörter auf a wie zo mit dem der sanskr. feminina auf à z. b. çivê bemerkt, indem ja sanskr. ê und griech. or bekanntermafsen sich ganz gewöhnlich entsprechen, aber diese beobachtung nicht weiter verfolgt. Betrachten wir nun den ganzen singular der weiblichen nomina auf â näher:

nom. dharâ instr. dharaja gen. abl. dharâjâs voc. dharê acc. dharâm dat. dharâjâi loc. dharâjâm.

Die auffallende vocalwandlung des vocativs läfst sich auch im instr. erkennen; denn hier ist aj vor dem vocale der endung ganz ordnungsmässig aus ê geworden. Wollte man die einschiebung eines euphonischen j anneh

men, welche im gen. abl. dat. und loc. statt findet, so würde die verkürzung des â auffallend sein. Da nun obenein der vocativ im sanskrit wie im griechischen den reinen stamm darzustellen pflegt, so liegt die vermuthung nahe, dafs der eigentliche stamm dharê, nicht dharâ, und dafs das â des nominativ nur eine entartung sei, gerade wie der diphthong des stammes râi im nom. râs und sonst in â verwandelt ist. Diese vermuthung dürfte zur gewissheit werden, sobald man beachtet, dafs der vocal i das regelmässige femininzeichen im sanskrit wie im griechischen ist, und dafs aus dem männlichen stamme dhara demnach ganz richtig ein weiblicher stamm dharê (statt dhara-i) abgeleitet wird.

Im femininum der pronomina hat nur der inst. den alten stamm erhalten, z. b. kajâ (aus kê-â) von nom. kâ, quae. Der vocativ fehlt und im dativ kasjâi ist eine unregelmässige veränderung eingetreten, über welche ich in no. III. reden werde.

3) Auch das gothische bietet merkwürdige reste jener ältesten bildung in der starken declination der adjectiva und bei den fürwörtern. Der singular des femininums von blind-s und von hva-s skr. ka s (quis) lautet folgendermassen:

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Hier entspricht im genitiv die endung zôs genau der sanskritischen jâs*). Als stamm bleibt also blindái ganz

*) Das goth. z mufs in seinem laute übereinstimmung mit dem griech. ¿ gehabt haben, weil Ulfilas dieses in eigennamen durch jenes bezeichnet. Wie nun eine nahe beziehung zum jod hat und selbst als vertreter desselben dient (vgl. z. b. Cuyóv mit skr. juga-m, lat. jugum, goth. jok n.), so ist auch goth. z in manchen fällen für ursprüngliches j eingetreten, was am besten bei der comparativbildung zu erkennen ist. Man vergleiche nur die comparativsuffixe in der folgenden übersicht:

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Es ist unverkennbar, dafs hier das goth. z durchaus das skr. z vertritt,

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