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Begebenheit wäre, die sich in den Urteilenden unter gleichen Umständen stets und auf gleiche Weise ereignete". (Herbart, S. W. IX, 175.)

53 P. VII, chap. 3, S. 356.

54 P. V, chap. 2, S. 18 ff.

55 A. a. O., S. 43 ff. Eine ganz verwandte Anschauung hat neuerdings Wundt in seiner Ethik vorgetragen und unter dem Begriff der Heterogeneität der Zwecke als eine allgemeine biologische Gesetzmäßigkeit ausgesprochen. (1. Abschn. 3. Kap.)

56 P. III, ch. 1.

57 P. IV, ch. 2, extr.

58 P. III, ch. 2 passim., bes. S. 292. Die Bedeutung des sozialen Lebens für die Ausbildung des Gewissens hat Smith wiederholt mit dem größten Nachdruck hervorgehoben. S. I, 253: The Man within the breast, the abstract and ideal spectator of our sentiments and conduct, requires often to be awakened and put in mind of his duty by the presence of the real spectator. Ferner I, 184: Were it possible that a human being could grow up to manhood in some solitary place without any communication with his own species, he could no more think of his own character, of the propriety or demerit of his own sentiment and conduct, of the beauty or deformity of his own mind, than of the beauty or deformity of his own face. All these are objects he can not easily see, which naturally he does not look at, and with regard to which he is provided with no mirror which can present them to his view. Bring him into society and he is immediately provided with the mirror, he wanted before. 59 A. a. O. S. 295.

60 A. a. O. S. 321-322. Wenn ich den Versuch mache, mein eigenes Verhalten zu prüfen, ein Urteil darüber zu gewinnen und es entweder zu billigen oder zu verdammen, so ist es klar, daß ich mich gewissermaßen selbst spalte, in zwei Personen auseinandertrete, und daß das Ich, welches prüft und urteilt, ein anderes ist, als das Ich, dessen Verhalten untersucht und beurteilt wird.

61 1. c. ch. 3, p. 336-337; vgl. P. IV, ch. 2, p. 481. Diese Stelle führt auch Oncken an, um den Unterschied und Fortschritt Smiths gegen Hume zu erweisen (p. 74). Er macht dort auch auf die Aehnlichkeit aufmerksam, die zwischen den „active und passive feelings" bei Smith und Kants formalen und materialen Prinzipien des Handelns bestehe.

Der Imperativ bei Adam Smith (formuliert nach Kosegartens Vorrede z. s. Uebersetzung d. Theory of moral sentiments): „Handle so, daß der unparteiische Dritte mit der Triebfeder und mit der Tendenz deiner Handlung zu sympathisieren vermag."

62 Bei Hume, Treat. up. hum. nature: Bd. 3, P. III, sect. 6 und Inquiry conc. the principles of morals, sect 9, P. II. Bei Smith hauptsächlich Part. III der Theory of moral sentiments.

63 Gizycki, Die Eth. Humes, p. 140.

64 Dies spricht Smith selbst aus in seiner Kritik der Humeschen

Ethik (VII. Kap. der Theory): „Der einzige Unterschied zwischen jenem System und dem, welches ich aufzustellen versucht habe, ist der, daß es die Nützlichkeit und nicht die Sympathie oder den entsprechenden Affekt des Zuschauers zum natürlichen und ursprünglichen Maßstab macht.“

65 E. Pfleiderer, Hume, p. 258-259. Die Bemerkung ist dort gegen Locke gerichtet, läßt sich aber, da, wie oben gezeigt worden ist, in diesem Punkte Smith diesen nur fortgeführt hat, auch auf ihn anwenden.

66 Auch Tagart, welcher Smith nicht sehr günstig beurteilt, gibt zu, daß das Buch, „full as it is of inconsistencies, of ill considered and incorrect expressions, illustrates the value of one of the elements in forming the rule of life: namely the common sentiment of mankind." Es vertrage aber keine nähere Prüfung „since the sympathies of men with each other and their no less real and imprudent antipathies are dependent on their educations, habits, interests, connections, tastes, society, party and professed, religion.“ Hat es aber irgendwo in der Welt praktische Sittlichkeit gegeben, die von diesen Elementen nicht beherrscht und getragen worden wäre? Und es ist nach der vorstehenden Darstellung keineswegs richtig, daß by making present or popular sentiments the test of right or wrong, it affords no provision for the elevation and improvement of the popular standard of right." Ausdrücklich hat Smith die letzte Entscheidung über sittlichen Wert und die wichtigsten Antriebe zu sittlichem Tun in die idealisierende Tätigkeit des Subjekts verlegt, wenn auch zugegeben werden kann, daß seine Erklärung gerade in diesem wichtigsten Punkte unvollständig ist, und sozusagen über sich hinaus verweist.

Mit diesem abschätzigen Urteil Tagarts kontrastiert sehr die warme Bewunderung, mit welcher Dugald Stewart allenthalben von Smith spricht. Zu einem verwandten Urteil kommt auch neuerdings Joh. Schubert in seiner sehr sorgfältigen und vergleichenden Untersuchung (a. a. O. S. 602). „Er hat die reifsten Resultate seiner Vorgänger mit klarem Verständnis benutzt, die vorhandenen Lücken in jenen Systemen geschlossen und so ein Lehrgebäude geschaffen, das zwar an Originalität der Entdeckungen denjenigen seiner Vorgänger nachsteht, das sie aber übertrifft an systematischem Aufbau, an innerer Geschlossenheit, sowie an Reichtum des verwendeten Materials."

67 Seine hervorragende Position als der wissenschaftliche Begründer der Nationalökonomie bleibt Smith gewahrt, obwohl fast jeder grundlegende Gedanke Smiths in den gelegentlichen Aeußerungen seiner englischen und französischen Vorgänger aufgefunden wurde, und insbesondere Humes volkswirtschaftliche Essays für ihn dasselbe waren, was für Kant die Philosophie Humes: der Funke, an dem sich sein Denken entzündete. Aber die Tatsache bleibt bestehen, daß Hume auf die Entwicklung der nationalökonomischen Theorie und Praxis bis zum Erscheinen des „Wealth of Nations" keinen umgestaltenden Einfluß gewonnen hat, indem Hume weder im Inlande noch im Auslande Schule machte und volle vierund

zwanzig Jahre hindurch kein Mensch daran dachte, aus Hume gerade diejenigen Sätze herauszulesen, auf welche Smith sein unsterbliches Werk gegründet hat. Der Grund dafür liegt darin, daß Humes volkswirtschaftlichen Versuche Meisterwerke eleganter Popularität, welche von geistvollen Gedanken wimmeln gar nicht auf einem streng ökonomischen Grundprinzip aufgebaut sind, sondern sich einfach als Versuche darstellen, über die Fragen des Handels aus einem höheren Gesichtspunkt zu philosophieren. S. Feilbogen, Smith und Hume.

68 Man sehe hauptsächlich die sehr verdienstvolle und mit der größten Sorgfalt geführte Untersuchung von Richard Zeyß, Adam Smith und der Eigennutz (1889), welcher meine Darstellung die größte Förderung zu verdanken hat. Auch Paszkowski hat (a. a. O. S. 41) die verschiedenen Auffassungen des Verhältnisses zwischen der „Theory of moral sentiments" und dem „Wealth" zusammengestellt. Seine eigene Meinung, daß Smiths wirtschaftliche Theorie mit seiner Moral in voller Harmonie stehe, weil er dort technisches, hier sittliches Handeln zum Gegenstand der Untersuchung mache, wird aber dem wirklichen Sachverhalt und der Einheit in Smiths Denken kaum gerecht. Dankenswert ist sein Verzeichnis der Stellen, an welchen Smith den berechtigten Egoismus anerkennt. Man vgl. damit Zeyẞ, S. 57 ff. und die dort angeführten und diskutierten Stellen. Eine förmliche angewandte Ethik hat Smith nicht gegeben. Zeyß und Paszkowski haben eine Zusammenstellung der wichtigsten auf die Tugendlehre sich beziehenden Sätze versucht. In diesen Zusammenhang gehört auch dasjenige, was Adam Smith im 7. Teil der Theory über die Wahrhaftigkeit, die natürliche Anlage dazu und ihre Verstärkung durch Sympathie sagt.

69 In Bezug auf das Verhältnis zwischen dem Egoismus und dem Rechtsprinzip im „Wealth of Nations“ s. Zeyß, a. a. O. 3. Kapitel und die wertvollen Bemerkungen von Franz Oppenheimer, „Aus der Jugendzeit des ökonomischen Liberalismus“ (Die Zeit v. 8. u. 9. Novbr. 1902), sowie Hasbach, Die philos. Grundlagen der polit. Oekonomie (1890), S. 113 f.

70 Dieser Gedanke findet sich im Wealth of Nations". Gesamtausgabe d. Works v. Stewart, Vol. IV, S. 194 ff., 217.

71 Stewart teilt in seiner Ausgabe der Werke Smiths mit (Bd. 5, S. 414), daß die Prinzipien der natürlichen Theologie den ganzen ersten Teil seiner Vorlesungen über Moralphilosophie an der Glasgower Universität bildeten. „Die Glückseligkeit der Menschen ist die Absicht des Schöpfers. und sie ist auch der gewöhnliche Zustand auf Erden“... „Man mache einen Ueberschlag von dem Leiden der ganzen Welt, so wird man gegen einen Menschen, den Schmerz und Elend drückt, zwanzig in Glück und Freuden. oder wenigstens in erträglichen Umständen finden. (I, S. 340.) „Die Tugend wird trotz vieler Ungerechtigkeit, die es in der Welt gibt, schließlich doch belohnt; Fleiß, Ausdauer, Klugheit und Vorsicht kann es anhaltend an Erfolg nicht fehlen.“ (I, 444; 148 ff.) Es gehört ganz in diesen Zusammenhang seiner religiösen Teleologie, wenn Smith das Gewissen geradezu

„demi-god" nennt. (I, 322.) Wenn die Stimme des Gewissens (der unparteiische Mann in unserer eigenen Brust) sich nicht betäuben läßt durch die umgebende Welt (the man without), so handelt der Mensch gemäß seiner göttlichen Bestimmung; läßt er sich verwirren durch andere, so zeigt er seine Verwandtschaft mit dem Irdischen und verleugnet seinen göttlichen Ursprung. Wir sind durch die Ausbildung des Gewissens, durch die Ausübung moralischer Tugenden „Mitarbeiter Gottes" und helfen seinen Plan, der auf die größte Glückseligkeit auf Erden zielt, realisieren. (I, 412.) Vgl. Paszkowski, a. a. O. S. 42 ff.

72 Theory, P. III, chap. 2, S. 321 f.

Anmerkungen zum XI. Kapitel

1 Die einzige und sehr dankenswerte Bearbeitung der Aeußerungen des Descartes über ethische Fragen hat Heinze gegeben: Die Sittenlehre des Descartes. Von den Darstellern der Geschichte der neueren Philosophie hat vorzugsweise Windelband dieser Seite Beachtung gewidmet und Descartes auch von dieser Seite her als Vorläufer Spinozas geschildert. Vgl. über den allgemeinen Charakter dieser Periode: Lotheissen, Geschichte der französischen Litteratur im 17. Jahrhundert.

2 Die Briefe an die Pfalzgräfin Elisabeth sind Variationen über Senecas Schrift „De vita beata“. Vgl. Heinze, a. a. O. S. 20 u. 21.

3 Ueber diese Nachwirkungen stoischer Gedanken in der rationalistischen Philosophie des 17. Jahrhunderts s. d. schönen Untersuchungen Diltheys, Der pantheistische Rationalismus etc. im Archiv f. Geschichte der Philosophie, 7. Bd. Auch Leibniz war nicht unempfänglich für diese Gedanken. Es gibt von ihm eine Schrift „De vita beata“ aus dem Jahre 1669, welche aus einzelnen Stellen des Descartes zusammengetragen ist.

4 Die Geringschätzung des Descartes gegen die antike Philosophie bezog sich allerdings hauptsächlich auf Aristoteles, dem Heiligen der Scholastik. Eine der stärksten unter den vielen Stellen findet sich in einem Briefe an P. Dinet: „Je dis hardiment que l'on n'a jamais donné la solution d'aucune question suivant les principes de la philosophie péripatéticienne, que je ne puisse démontrer être fausse ou non recevable.

5 Die hauptsächlichsten Stellen in der Responsiones ad Objectiones im Anhang zu den Meditationen, 3. Ausg., Amstelod., S. 160–162; dann in Briefen, z. B. Ep. P. 1, ep. 116 und einigen anderen, angeführt bei Damiron, Philos. du 17. Siècle, T. I, p. 258.

6 Man vgl. die obenstehende Darstellung der betreffenden Doktrinen d. Scholastik. (S. 163 u. 169.) Was Descartes meint, berührt sich im Gedanken aufs engste mit der potentia Dei absoluta und potentia Dei ordinata, wenn er sich auch, soviel ich sehe, nirgends dieser Ausdrücke bedient.

7 Auf diesen Widerspruch hat zuerst Kahl aufmerksam gemacht. S. „Die Lehre v. Primat des Willens bei Augustinus, Duns Scotus und Descartes", S. 119-120 und die dort verzeichneten Stellen. Vgl. ferner Koch: Die Psychologie Descartes.

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