Untersuchungen über das griechische Drama

Front Cover
Heyder, 1871 - Greek drama - 200 pages
 

Other editions - View all

Common terms and phrases

Popular passages

Page 138 - Denn das ist der Anfang aller Poesie, den Gang und die Gesetze der vernünftig denkenden Vernunft aufzuheben und uns wieder in die schöne Verwirrung der Phantasie, in das ursprüngliche Chaos der menschlichen Natur zu versetzen, für das ich kein schöneres Symbol bis jetzt kenne, als das bunte Gewimmel der alten Götter.
Page 140 - Faktische durch eine in sich ganz verständige Logik zu lauter Idealität und Überspanntheit sublimiert, die doch wieder an allen merklichen Momenten der Gegenwart dicht dahinstreift; das Ganze erscheint wie eine Fata Morgana, die die Wirklichkeit jedoch wieder durch alle diese verzogenen, körperlosen, wehenden Bilder hindurchschimmern läßt. Man vergegenwärtige sich den Zustand Athens: Alcibiades ist politisch tot; der...
Page 136 - Vögel sind die Krone seiner Dichtungen, der Gipfelpunkt seiner Komik; das ist das übereinstimmende Urtheil aller Kunstrichter. Fragt man aber nach Tendenz und Charakter des gepriesenen Kunstwerks, so ist keine Komödie unseres Dichters, selbst die vielbesprochenen Wolken nicht ausgenommen, so mannigfaltig ausgelegt, so entgegengesetzt aufgefasst worden, als gerade die Vögel. Sie theilen das allgemeine Schicksal aller grossen Kunstwerke, in denen abgesehen von ihrer allgemein anerkannten Vollkommenheit...
Page 7 - Teil noch bekannter werden sollte; so wie bloß der Begriff von Stand und Charakter, den man mit dem Namen Sokrates verband und noch näher verbinden sollte, den Dichter in der Wahl des Namens bestimmte: so ist auch...
Page 139 - Pheistheläros ist das zwar noch glimmende, aber bereits unter der Asche vergrabene, alte Princip der Sitte zur Anschauung gebracht worden. Indem er Alles vor das Forum dieser Vögelwelt zieht, und die entlegensten und heterogensten Gegenstände in den Kreis seiner Betrachtung bannt» bezeichnet der Dichter damit die absolute Macht dieser Weh\ der nichts mehr heilig und ehrwürdig.
Page 139 - Verfassung zu finden sei. Vielmehr ist es die harmloseste Gaukelei, welche alles berührt, die Götter wie das Menschengeschlecht, aber ohne irgendwo als auf ein Ziel einzudringen. Was in der Naturgeschichte, in der Mythologie, in der Lehre von den Vorbedeutungen, in den äsopischen Fabeln, ja in sprichwörtlichen Redensarten irgend Merkwürdiges von den Vögeln vorkommt, hat der Dichter sinnreich in seinen...
Page 11 - Bloß spotten wollte er nicht; Ehrwürdiges bespotten, ist kahl und platt. Ein elender Witz ist der, welcher nicht substantiell ist, nicht auf Widersprüchen beruht, die in der Sache selbst liegen; Aristophanes ist kein schlechter Witzling gewesen. Es ist nicht möglich, an etwas Spott äußerlich anzuhängen, das nicht den Spott seiner selbst, die Ironie über sich, an sich selbst hat.
Page 7 - Ideal einer eiteln und gefährlichen Schulweisheit nur darum den Namen Sokrates bekam , weil Sokrates als ein solcher Täuscher und Verführer zum Theil bekannt war, zum Theil noch bekannter werden sollte; so...
Page 11 - Aristophanes hat durchaus nicht Unrecht, ja man muß sogar seine Tiefe bewundern, die Seite des Dialektischen des Sokrates als eines Negativen erkannt und (nach seiner Weise freilich) mit so festem Pinsel dargestellt zu haben.
Page 139 - ... und heterogensten Gegenstände in den Kreis seiner Betrachtung bannt, bezeichnet der Dichter damit die absolute Macht dieser Welt, der nichts mehr heilig und ehrwürdig. Dieser unendliche Leichtsinn vollendet sich dem Anschauenden endlich in der Ausgleichung mit den Göttern, wodurch Peisthetairos die früher dem Zeus angehörende Macht empfängt.

Bibliographic information