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Blätter für literarische Unterhaltung.

Jahrgang 1830.

Erster Band.

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(Enthaltend: Nr. 1-181, Beilagen Nr. 1-26, literarische Anzeiger Nr. I-XVIII.)

Leipzig:

F. U. Brockhaus.

1830.

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BP 362.1

HARVARD
UNIVERSITY
LIBRARY

1876 Oct. 28,

Mérent Ferrol

(1830-18755)

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Von dieser Zeitschrift erscheint tåglich eine Nummer, außer den Beilagen, von denen wöchentlich wenigstens eine geliefert werden soll, und ist der Preis für den Jahrgang 12 Thlr. Alle Buchhandlungen in und außer Deutschland nehmen Bestellung darauf an; ebenso alle Postämter, die sich an die königl. sächsische Zeitungserpepition in Leipzig oder das fürstl. Thurn und Tarische Postamt in Altenburg wenden. Die ersendung findet wöchentlich 2 Mal, Dienstags und Freitags, statt.

Die Redaction hofft durch die Vermehrung des Raums in Stand geseht zu werden, über Alles schneller und über das Wichtige und Interessante ausführlicher berichten zu können als es ihr in der letzten Zeit, wo der Stoff bisweilen gar zu reichlich sich darbot, möglich war. Es ist ihr unablässiges Bestreben, die Blätter für literarische Unterhaltung in der Achtung des Publicums zu erhalten, den Lesern eine möglichst vollständige Uebersicht der Literatur des In- und Auslandes, inwiefern sie die gebildeten Stände interessiren kann, zu geben und in ihren Mittheilungen Belehrung mit Unterhaltung zu verbinden.

Alle Mitarbeiter haben neue Chiffren erhalten.

Gedichte des Königs Ludwig von Baiern. Zweite, vermehrte Auflage. 2 Theile. München, Cotta. 1829. Gr. 8. 2 Thlr. 20 Gr.

Während diese Anzeige vorbereitet ward, ist schon die zweite, vermehrte Auflage der Gedichte des königlichen Sängers erschienen, über welche sie sprechen will. Mit so reißender Ungeduld hat sich das deutsche Vaterland in die Seltenheit getheilt, die ihm hier vom Throne herab geboten wird. Die Nestoren unserer Nation mogen uns erzählen, ob unfere Våter und Großvåter vor 70 Jahren mit gleicher Hast nach den,,Poésies diverses" des großen Friedrich gegriffen haben, die im J. 1760 zum erstenmal in unentstellter Gestet zu Berlin bei Chr. Fr. Voß erschienen. Man kann mit Grund daran zweifeln. So viel Aufsehen auch jene Sammlung gemacht haben mag, so war sie doch eine Erscheinung ganz anderer Art. Sie gab sich selbst nur, nach dem Vorberichte des Herausgebers, als,, le fruit de l'amusement d'un grand prince", der Verse machte,,,ne cherchant que le plaisir de surmonter la difficulté". Es waren seine Poesien, auch abgesehen von dem fremden Idiom, eigentliche Kunstproducte, und in der That auch mehr geistreiche Reproductionen des Ideenvorraths einer schnellgereiften verständigen Zeit, als Erzeugnisse des Gemüths. Fried rich håtte solche und noch bessere Verse machen können,

und doch nicht der großartige Mensch und Monarch sein, der er wirklich war. Bei der vorliegenden Sammlung verhält es sich weit anders. Es sind minder cor, recte Gedichte, aber sie kommen nicht blos aus dem Geiste, sie kommen auch aus dem Herzen eines Königs, fie laffen uns einen Blick in seine ganze Gemüthswelt thun; und das ist es, was ihren Hauptreiz, ihren Hauptvorzug ausmacht, was ihnen so überaus schnellen Eingang in Deutschland verschafft hat.

Mit dieser Eigenschaft jener Gedichte will sich auch die nachstehende Beurtheilung fast ausschließlich beschäf= tigen. Denn ein unbefangenes Urtheil über den reinästhetischen Werth der Gedichtsammlung eines Königs ist für den Zeitgenossen sehr schwierig, wenn er sich auch vom Einflusse außerpoetischer Absichten vollkom men frei weiß. Ehrfurcht und Wahrheitsliebe kommen selbst so noch in eine solche Collision, daß leicht auch das kleinste Lob verdächtig, auch der leiseste Tadel unbescheiden wird. Auch diese Anzeige wird sich daher auf wenige allgemeine Andeutungen, sofern dieselbe in die eigentliche Kunstkritik einschlagen, zu beschränken has ben. Hingegen über die Tendenz und Gesinnung der Gedichte eines Fürsten zu sprechen, wenn dieselbe so offenkundig vor Augen liegt wie in diesen Königsgesången, diese als den Ausdruck eines königlichen Gemüths ins Auge zu fassen, ist weder so mislich noch so sehr der Misdeutung unterworfen; ein ethisches Urtheil kann

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